Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
nervös und sagte: »Siehste, Greer? Es wird dir noch leidtun, dass du nicht eingetreten bist, als du die Gelegenheit hattest.«
Tate und Florio, zwei bullige Kerle, die auf Greer den Eindruck machten, als würden sie ständig im Fitnessstudio rumhängen, hielten den Blick gesenkt und den Mund geschlossen. Allmählich beschlich Greer das Gefühl, dass er sie bei irgendeiner supergeheimen Operation gestört hatte. Woraufhin er sie nur noch weiter triezen wollte.
»Vielleicht solltet ihr euer Clubhaus nicht gerade im Osten bauen«, sagte Greer. »Zu viele Mexen. Und in South Central ist alles schwarz, aber wem sag ich das. Eindeutig keine gute Gegend zum Rumhängen. Ich sehe euch Kerle eher im Westteil der Stadt, Beverley Hills vielleicht, oder …«, er warf einen schnellen Blick auf Sadowski, »… Bel Air.«
»Danke für deine Anregungen«, sagte Burt und beugte sich auf seinem Stuhl vor, »aber warum steckst du sie dir nicht einfach in den Arsch?«
Jetzt kapierten auch Tate und Florio endlich, wie die Dinge standen, und starrten Greer ebenfalls finster an. Greer konnte sich nicht erinnern, wer wer war, aber einer von ihnen hatte einen frischen Mullverband auf dem nackten Unterarm. Greer wollte gerade fragen, ob er die Tätowierung sehen dürfe, als alle Blicke zu seiner rechten Seite wanderten. Greer brauchte nicht zu überlegen, was der Grund dafür war.
»Wie war mein Auftritt?«, fragte Ginger geziert, als sie auf Sadowskis Schoß rutschte.
Die beiden Neulinge übertrafen sich selbst, ihr zu versichern, wie unglaublich sie war. Greer konnte nicht sagen, ob sie versuchten, sie oder, seltsam genug, Sadowski zu beeindrucken, doch Burt und Greer maßen einander weiterhin mit ihren Blicken. Es hätte ziemlich unangenehm werden können, wenn Ginger, nur mit violettem BH und String-Tanga bekleidet, nicht gesagt hätte: »Hey, Derek, Lust auf eine Privatvorstellung?«
Greer hätte sowieso nicht ja gesagt, und außerdem hatte er das Geld nicht, trotzdem wurde er tierisch sauer, als Sadowski sagte: »Nein, Süße, ich möchte, dass du meine neuen Freunde kennenlernst.« Er stellte ihr Florio, mit dem Verband, und Tate vor. Sie wirkten zwar etwas überrascht, weil Sadowski sie ermutigte, sich mit seiner Freundin zu amüsieren, trotzdem ließ Florio sich von seinem Stuhl und nach hinten in den Blue Room ziehen.
Greer rührte sich nicht vom Fleck. Gerade weil er wusste, dass er nicht willkommen war, wollte er unbedingt bleiben. Burt blieb ebenfalls, mit diesem Grinsen im Gesicht, das besagte, dass er ihn schon bald am Arsch kriegen würde.
Greer bestellte noch einen Jack on the rocks.
24. Kapitel
Morgen werde ich sterben.
Trotz der Hitze im Garten lief Beth ein kalter Schauder über den Rücken. Viele Jahrhunderte lang waren diese Worte verborgen gewesen, heimlich hinter einen Grabstein aus Elfenbein und Saphiren geschoben. Und sie war der erste Mensch, der sie las, jetzt, in diesem Augenblick.
Und dies waren die ersten Worte.
Das Übersetzungsprogramm des Computers hatte den Text im Querformat ausgedruckt. Das linke Drittel zeigte das entsprechende Faksimile des lateinischen Originals, in welchem der Brief ursprünglich geschrieben worden war. Im mittleren Drittel stand eine gut lesbare Wiedergabe dessen, was diese Grapheme oder Buchstaben wahrscheinlich darstellten, und in der rechten Spalte stand die beste annähernde Übersetzung. Viele Passagen waren mit Sternchen und Fußnoten versehen, die darauf hinwiesen, dass im Anhang noch weitere Deutungsmöglichkeiten aufgeführt wurden. Manchmal lag es daran, dass der uralte Text verblasst oder nicht zu entziffern oder beides war, und manchmal an der komplexen Struktur der Textstellen, die zu viele Fragen für eine einfache Analyse aufwarf. Computer waren eine große Hilfe bei Routineaufgaben, aber sie hatten keinen Sinn für literarischen Stil.
Doch diese Worte trugen weder Sternchen noch Nummer und waren in ihrer Bedeutung absolut klar.
Morgen werde ich sterben. Beschütze (behüte) meine Seele, o Herr.
Joey quiekte, und Beth blickte auf. Sie waren draußen auf dem winzigen Rasenstück, das den Garten darstellte. Champ war unermüdlich auf Patrouille, schnüffelte an dem niedrigen Eisenzaun, der sie umgab, und hob gelegentlich ein Bein, um möglichen Rivalen klarzumachen, wer hier der Boss war. Es dämmerte bereits, doch die Hitze des Tages hielt immer noch an. Beth hatte es gar nicht abwarten können, vom Getty wegzukommen, um diese Seiten zum ersten Mal
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