Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
heißen Sonne, um trocken zu werden. Arme, Beine und Hals waren braun, während der Oberkörper die Farbe von Vollmilch hatte. In der Ferne hörte sie Champ bellen, und sie konnte es ihm nicht einmal verübeln.
»Passt du auf Joey auf?«, bat sie, als sie zum Pool ging und prüfend einen Zeh ins Wasser hielt. Das Sonnenlicht glitzerte auf der sich kräuselnden Oberfläche. Das musste sie Summit View lassen, der Pool und die anderen Gemeinschaftseinrichtungen waren in erstklassigem Zustand. Sie setzte ihre Schwimmbrille auf, um die Augen vor dem Chlor zu schützen, und machte einen raschen Kopfsprung ins einladend kühle Nass.
Sie blieb unter Wasser, solange sie konnte, und glitt mit wenigen kräftigen Armstößen vorwärts. Es fühlte sich so gut an, dass sie sich wünschte, es würde ewig andauern. Sie tauchte auf, um Luft zu holen, und schwamm im Bruststil bis zum anderen Ende des Pools, wendete und begann mit einer weiteren gemächlichen Bahn. Warum machte sie das eigentlich nicht öfter? Zum x-ten Mal beschloss sie, ab jetzt ein wenig früher Feierabend zu machen, nach Hause zu fahren und jeden Tag eine Runde im Pool zu schwimmen.
Vielleicht könnte sie sogar Carter dazu überreden mitzumachen. An den Tagen, an denen er in der Grube gearbeitet hatte, roch er immer leicht nach Teer, egal wie gründlich er sich hinterher im Trailer vor Ort abgeschrubbt hatte. Im Vergleich zum Teergeruch war sogar Chlor noch besser.
Es wäre wirklich nett, regelmäßig etwas zusammen zu unternehmen. Manchmal machte sie sich Sorgen, dass sie und Carter zu viel und zu unregelmäßig arbeiteten und zu wenig Zeit für so altmodische Vergnügungen und gemeinsames Entspannen hatten. In New York hatten sie es manchmal geschafft, zusammen zu Mittag zu essen oder nach der Arbeit gemeinsam zu einer Ausstellungseröffnung zu gehen. Sie waren sogar mit ihren Freunden Ben und Abbie zu deren Landhaus gefahren. Allerdings war ihr der letzte Besuch dort nur vage und ausgesprochen unerfreulich in Erinnerung geblieben. Sie schüttelte den Gedanken daran ab, indem sie am Ende des Pools eine Rollwende vollzog und wieder zurückschwamm.
Hier in L. A., dachte sie, während sie langsam durchs Wasser glitt, lagen ihre Büros wesentlich weiter auseinander, und man konnte nicht einfach mal kurz in die U-Bahn springen. Eigentlich hatten sie auch keine Zeit, um neue Freundschaften zu schließen. Sie kannte ein paar Leute im Getty, und Carter hatte Del, aber als Paar gehörten sie noch keiner geselligen Runde an. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ein Baby hatten. Als sie erneut wendete, sah sie ein Paar Füße am flachen Ende des Pools.
Und es gab weiß Gott keine Gelegenheit, in Summit View jemanden kennenzulernen. Wenn man durch die Straßen der Siedlung fuhr, sah man nichts als makellose Häuser mit geschlossenen Garagentoren und getönten Fensterscheiben. Sie hatten nur an einer Seite Nachbarn, aber bis zum heutigen Tag hatte Beth keine Ahnung, wer das war. Einmal hatte sie einen Porsche aus der Garage rollen und den Hügel hinabrasen sehen, doch das war’s auch schon. Vermutlich könnte sie einfach ihren Vermieter, einen Kurator des Getty, fragen, wer nebenan wohnte, aber sie hasste es, ihn mit irgendetwas zu belästigen. Er hatte ihnen von vornherein so gute Konditionen eingeräumt, dass sie ihn nicht einmal daran erinnern wollte, dass sie hier waren.
Langsam geriet sie außer Atem. Diese Party hatte sie echt geschafft, und sie beschloss, noch eine letzte Bahn zu schwimmen. Am anderen Ende des Pools legte sie die Hände auf die heiße Betoneinfassung und ruhte einen Moment aus, die heiße Sonne auf ihrem Nacken und den Schultern genießend. Sie wusste natürlich, dass Sonnenbaden nicht gut war, aber, meine Güte, es war einfach nett, ein wenig Farbe zu haben.
Träge drehte sie sich im Wasser um und schaute hinüber zum anderen Ende, wo sie undeutlich die Kinderkarre, Del und noch jemanden erkennen konnte. Sie wusste, dass es nicht Carter war, denn der Mann trug weiße Tennisshorts. Vermutlich war es der Typ, der in der Zeitung gelesen hatte. Sie nahm die Schwimmbrille ab und wickelte sie um ihr Handgelenk.
Kaum zu glauben, dachte sie. Gerade, als sie darüber nachgedacht hatte, dass es unmöglich war, in Summit View jemanden kennenzulernen, erledigte Del das.
Sie hielt den Kopf über Wasser, stieß sich ab und schwamm zurück. Als sie näher kam, trat der Mann aus dem Schatten des Sonnenschirms hervor, und sie konnte sehen, dass er groß
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