Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
war … und sehr blond. Sie hielt inne und beobachtete die Männer.
Bei dem plätschernden Wasser im Pool konnte sie ihre Stimmen kaum verstehen. Der Fremde drehte sich um und ging auf das Tor zu.
Sie paddelte mit den Beinen und schwamm, ihn immer noch aufmerksam beobachtend, langsam näher. Als sie die Leiter erreichte, hörte sie, wie das Tor hinter dem Mann ins Schloss fiel. Champ, der dort angeleint war, bellte nicht.
Sie kletterte aus dem Pool und sagte zu Del: »Wer war das?«
»Keine Ahnung«, sagte er. »Klang irgendwie ausländisch.«
»Was wollte er?«
»Einfach nur nett sein. Hat hallo zu Joey gesagt.«
»Hat er seinen Namen genannt?«, fragte sie. »Wusste er, wie Joey heißt?«
»Hm«, sagte Del. »Da bin ich mir, ehrlich gesagt, nicht sicher.«
»Warte hier«, sagte sie, schleuderte die Schwimmbrille auf die Liege und schnappte sich ihren Sarong.
Sie eilte zum Tor. Dort, wo der Beton im Schatten lag, waren die feuchten Fußabdrücke des Mannes gut zu erkennen. Am Tor sprang Champ zur Begrüßung an ihr hoch. Sie blickte die Straße auf und ab, aber sie war so leer wie immer. Sie blickte wieder auf die Fußabdrücke. In der kurzen Zeit waren sie bereits deutlich schwächer geworden, und hier und da war nicht mehr als der Umriss zu erkennen. Wenige Schritte vom Tor entfernt, wo hochgewachsene Büsche standen, hörten sie abrupt ganz auf. Keine Spur, kein einziger Fleck mehr.
Noch einmal suchte sie die Straße in beide Richtungen ab, auf der Suche nach einem abfahrenden oder auch nur parkenden Wagen. Aber da war keiner. In Summit View wurde verlangt, dass man das Auto in der eigenen Garage oder Auffahrt abstellte.
Sie schaute noch einmal hinunter auf die Fußabdrücke, doch inzwischen waren alle verschwunden. Es war, als seien sie nie dort gewesen.
Champ zerrte an der Leine, ganz wild darauf, auf das Poolgelände zu gelangen.
»Alles in Ordnung?«, rief Del laut.
Beth war sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Die Luft roch so frisch, als wären die Rasensprenger bis eben an gewesen.
»Beth?«
»Ja«, rief sie über die Schulter. »Alles okay.«
Als sie wieder hineinging, cremten sich die beiden Teenagermädchen gerade gegenseitig ein und sahen sie mit nichtssagenden Mienen an.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du ihn so dringend kennenlernen willst, hätte ich ihn nach seiner Karte gefragt.«
»Ich hatte nur im ersten Moment gedacht, ich würde ihn kennen.«
»Das ist nicht gerade ein Mann, den man vergessen könnte«, erwiderte Del und ließ sich wieder auf die Liege fallen, eine Zeitschrift auf dem Schoß. »Aber er könnte etwas sparsamer mit seinem Aftershave sein.«
31. Kapitel
Auf dem Weg zu al-Kallis Anwesen verfuhr Carter sich dreimal. Er hetzte sich viel zu sehr ab, dabei hatte er in der Nacht kaum geschlafen, und die Straße hinauf nach Bel Air war kurvenreich.
Am Torhaus musste er dem Pförtner zweimal erklären, wer er war, ehe dieser im Haupthaus anrief und ihn kurz darauf durchwinkte. Danach musste er noch einmal warten, weil ein gebieterischer Pfau langsam über die Auffahrt stolzierte.
Jakob hatte schmunzelnd die Vordertür geöffnet und ihn durch die riesige Eingangshalle und wieder hinaus in den Garten geführt. Sie waren über die Terrasse und schließlich zum Swimmingpool gegangen, wo al-Kalli methodisch seine Bahnen zog. Carter wurde gebeten, an einem Glastisch Platz zu nehmen. Jakob verschwand, und aus dem Nichts tauchte ein Bediensteter auf und bot ihm einen Kaffee an, den Carter dankbar annahm.
Die Morgensonne fiel schräg auf die ausgedehnte grüne Rasenfläche, den blau schimmernden Pool und die violetten Blüten der Jacarandabäume in der Nähe. Vögel zwitscherten in den Zweigen über seinem Kopf, eine leichte Brise spielte mit den Blättern. Es war idyllisch, es war das Paradies, und Carter überlegte, dass es vielleicht doch gar nicht so übel war, reich zu sein.
Dann dachte er, wie merkwürdig es doch war, dass so eine perfekte Kulisse so etwas Erstaunliches wie das Bestiarium verbergen konnte.
Al-Kalli schwamm noch eine weitere Bahn und stemmte sich dann mit einer einzigen fließenden Bewegung aus dem Becken. Zu Carters Überraschung war er nackt, und sein sportlich muskulöser Körper von der Farbe gehämmerten Kupfers war ebenso haarlos wie sein Kopf. Energisch trocknete er sich von Kopf bis Fuß mit einem gestreiften Handtuch ab, das zusammengefaltet auf dem Sprungbrett gelegen hatte, zog einen weißen Bademantel an und kam auf
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