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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Riesenfaultier zurück.
    Carter fühlte sich ermutigt. Er konnte Del die Ergebnisse der Radiokarbondatierung persönlich mitteilen und sich zugleich dafür entschuldigen, dass er sich in letzter Zeit so rar gemacht hatte. Aber was sollte er als Erklärung anführen? Del würde wissen, dass nur eine Entdeckung von nahezu unermesslicher Wichtigkeit Carter dazu bringen konnte, so ein wichtiges Projekt wie den La-Brea-Mann im Stich zu lassen. Und obwohl genau das der Fall war, war es die einzige Erklärung, die Carter ihm nicht geben durfte.
    Die Lampen, so ungenügend sie auch sein mochten, waren eingeschaltet, und ganz hinten, dort, wo sie sich ihren Arbeitsplatz eingerichtet hatten, hörte er leise die Stimme von Tammy Wynette. Als er den Korridor entlangschritt, machten seine Turnschuhe so gut wie kein Geräusch, doch al-Kallis Geschöpfte geisterten ihm immer noch im Kopf herum. Sein Bestiarium stellte in der Tat die spektakulärste Sammlung der Welt dar. Und je mehr er sie erforschte, desto besser verstand er, woher ihre uralten mythologischen Namen und ihr Ruf stammten. Der Basilisk, dessen Atem angeblich töten konnte, war tatsächlich ein Ankylosaurus, dessen Atemwege innerhalb des Schädels extrem verschlungen waren, so dass die Wüstenluft abgekühlt und befeuchtet werden konnte, ehe sie seine Lungen erreichte. Der Greif, oder Homotherium, war als geflügelter Löwe in die Legenden eingegangen, doch bei den Flügeln handelte es sich lediglich um eine gewaltige Mähne aus dichtem schwarzem Fell, die sich aufblähte, sobald er sich auf seine Beute stürzte. Der Phönix, ein prähistorischer Geier, erhob sich gewiss nicht aus seiner eigenen Asche, aber möglicherweise wurden seine Küken mit züngelnden hellroten Flammen verwechselt. Carter musste noch zu dem Horst hochklettern, um nachzusehen, ob dort welche waren. Und was den Mantikor anging, oder Gorgonen, als den die Wissenschaftsgemeinde ihn eines Tages kennen würde, so reichten seine bösartigen Augen und die furchterregenden Kiefer vollkommen, um seinen Ruf als menschenfressendes Raubtier zu begründen.
    Um herauszufinden, woran diese Geschöpfe litten, und wie dem abzuhelfen war, bräuchte Carter noch viel mehr Zeit, um sie zu untersuchen. Doch al-Kalli hatte hinreichend deutlich gemacht, dass die Zeit knapp wurde.
    Del arbeitete mit gesenktem Kopf in einem Lichtkegel, der von der Schwanenhalslampe abstrahlte, die sie ebenfalls nach unten gebracht hatten. Eine Verlängerungsschnur verlor sich im nächsten Gang, und der Ghettoblaster stand auf dem Metallschrank, in dem die Knochen der La-Brea-Frau verstaut waren. Carter sagte: »Del«, aber gegen Tammy Wynette kam er nicht an. Er kam näher, bis sein Schatten auf die Stück für Stück freigelegten Knochen fiel, über die Del sich gerade beugte. Dels Kopf schoss nach oben, seine weißen Haare flogen herum, in seinem Blick lag echte Überraschung.
    »O Mann«, sagte er und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, »du hättest mich wenigstens vorwarnen können.«
    »Habe ich«, sagte Carter, »aber Mrs Wynette war lauter.«
    Del ließ sich auf den hohen Hocker hinter sich plumpsen und legte die Hände in den Schoß. »Nett von dir, dass du auch mal vorbeischaust«, sagte er. »Nach der langen Zeit bin ich froh, dass du dich noch daran erinnerst, wo wir stecken.«
    »Schon gut, ich hab’s kapiert«, sagte Carter. Er hatte gewusst, dass es heftige Kritik hageln würde. »Tut mir leid, dass ich das nicht besser im Griff habe.«
    »Hauptsache, es liegt nicht daran, dass du den Kopf mit anderen Dingen voll hast.«
    »Wovon redest du da?«
    »Du hast nicht gerade zufällig ein Techtelmechtel am Laufen – zum Beispiel mit der kleinen Miranda, die mit dir in der Pit 91 gearbeitet hat?«
    »Wie um alles auf der Welt kommst du denn darauf?«
    Del zuckte die Achseln. »Mir fällt einfach nichts anderes ein, das so spannend wäre, um dich von hier fernzuhalten. Besonders, da Beth nichts davon weiß. Letzten Sonntag hatte sie keine Ahnung, wo du steckst, und heute hat sie auf der Suche nach dir hier angerufen.« Er bückte sich und hob eine Dose Sprite auf, die neben dem Arbeitstisch auf dem Boden stand. »Das passt einfach nicht zu dir, Bones.«
    Carter wusste, dass er recht hatte, es passte wirklich nicht zu ihm. Aber er hätte auf diese Konfrontation vorbereitet sein und sich vorher eine Ausrede einfallen lassen müssen. »Gunderson liegt mir ständig in den Ohren wegen der Probleme mit der NAGPRA«,

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