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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Gedanken beiseite. Später war noch genug Zeit, um über alle Gräuel nachzudenken, die er an diesem Tag gesehen hatte. Im Moment ging es darum, dass er diesen Wagen irgendwie von Bel Air herunterbekommen musste, über die Schnellstraße und wieder hoch nach Summit View. An einem gewöhnlichen Tag würde das fünfzehn Minuten dauern. Jetzt jedoch hatte die Dämmerung eingesetzt, und die Flächenbrände rückten drohend näher. Niemand konnte sagen, wie lange er brauchen würde.
    Für ein Fahrzeug von dieser Größe und diesem Gewicht ließ es sich so leicht lenken wie ein wendiger, empfindlicher Sportwagen. Carter beschrieb eine enge Kurve auf dem Vorplatz des Hauses. Als er an der Vordertreppe vorbeikam, sah er die Tür aufschwingen, und Jakob trat erstaunt heraus. In den Händen hielt er eine große Metallkiste. Carter warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass Jakob etwas brüllte, dann ließ er die Kiste fallen und griff nach irgendetwas in seinem Gürtel. Doch das Auto war praktisch schallisoliert, und Carter konnte nicht verstehen, was er sagte. Aber er wusste verdammt gut, dass es keine gute Idee war, zu warten, um es herauszufinden.
    Er trat etwas fester auf das Gaspedal. Die Limousine beschleunigte sanft und rauschte die Auffahrt hinunter. Er wagte nicht einmal zu raten, wie viel PS der Motor haben mochte – oder wofür all die hell beleuchteten Bedienungselemente da waren.
    Doch eines davon musste das Telefon sein. Ohne den Blick länger als ein oder zwei Sekunden von der Auffahrt abzuwenden, suchte er die Konsole ab, bis er einen Knopf entdeckte, auf dem KOMMUNIKATION stand. Vermutlich war das der richtige. Er drückte den schwarzen Knopf, erwartete vielleicht eine Ansage, doch stattdessen geschah nichts. Er drückte erneut, und dieses Mal ging eine ohrenbetäubende Sirene los. Das Geräusch war so laut, so anhaltend und auf gewisse Art so einsam, dass es genauso gut der Schrei einer urzeitlichen Bestie hätte sein können, wie von einem der Ungeheuer aus dem Bestiarium, deren Leben er versucht hatte zu retten. Die Sirene heulte einige Sekunden lang, dann hörte sie abrupt auf, doch gerade als Carter dachte, es sei vorbei, ging sie wieder los. Mehrere Pfauen jagten plötzlich über den Weg, die Schwanzfedern hinter sich herschleifend, und kreischten vor Panik. Als Carter eine Kurve nahm und am Springbrunnen vorbeifuhr, entdeckte er rechts von sich ein rosenfarbenes Glühen am Himmel. Die Fenster waren dick, zweifelsohne kugelsicher, und dunkel getönt, trotzdem konnte Carter die aufflackernden und wieder zusammenfallenden Flammen erkennen, die sich wie eine glühende Flutwelle durch die Bäume auf der Westseite des Grundstücks schoben.
    Und die eine seltsam taumelnde, aber rasch vorankommende riesige dunkle Gestalt vor sich hertrieben.
    Die Sirene ging wieder los, der schwermütige Klagelaut durchschnitt die Luft, und die dunkle Gestalt änderte die Richtung und rannte direkt auf das gepanzerte Fahrzeug zu.
    O mein Gott, ich locke den Gorgonen her, dachte Carter. Er schlug auf die Knöpfe auf dem Armaturenbrett, während er die Limousine einhändig den Hügel hinuntersteuerte. Die Sirene verstummte, aber ein blaues Licht blinkte weiterhin. Carter hatte keine Ahnung, was das bedeutete. War es das Navigationsgerät? Ein stiller Alarm?
    Ein paar hundert Meter vor sich konnte er das Torhaus sehen, doch der Gorgon war ihm jetzt eindeutig auf den Fersen und hatte bereits seinen Kurs leicht korrigiert, um ihm den Weg abzuschneiden, ehe er das Tor erreichte. Carter drückte das Gaspedal durch, und der Wagen reagierte wie ein Vollblutpferd. Doch der Zufahrtsweg war schmal und kurvenreich, und plötzlich sah er direkt vor dem Wagen ein weißes Pferd stehen, mit Bashir, dem Stalljungen, auf dem Rücken. Er ging in die Bremsen, und das Auto blieb stehen, gerade als das Pferd sich voller Entsetzen aufbäumte und den Jungen seitlich auf den Zufahrtsweg abwarf. Ehe Carter das Fenster herunterlassen und ihm etwas zurufen konnte, rannte der Junge schon, rannte um sein Leben, und das Pferd … das Pferd wieherte und trat mit den Hufen in die Luft. Zuerst schien es ins Nichts zu zielen, auf einen riesigen schwarzen Schatten, doch dann sah Carter, dass es mehr als ein Schatten war. Der Schein der näher kommenden Flammen erfasste die grünen Schuppen und den zuckenden Schwanz des Gorgons, der wie eine Peitsche hin- und herschnellte, während das Ungeheuer das Pferd wie rasend mit den Klauen aufriss. Wie hatte er

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