Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
verteilt, in unregelmäßigen Reihen überall in den Santa-Monica-Bergen und dem Topanga State Park, hoch und runter vom Riviera Country Club bis zu den Palisades Highlands und Summit View. Und sie hatten die Zeitzünder so eingestellt, dass sie maximalen Schaden anrichteten. Fünfzehn Minuten nachdem eine Serie hochgegangen war und alle Kräfte der Feuerwehr im Einsatz waren, um die Brände zu bekämpfen, ging meilenweit entfernt die nächste Serie hoch. An der gesamten Westküste der Vereinigten Staaten würden sie nicht genügend Feuerwehrleute oder Ausrüstung haben, um die anschließende Katastrophe zu verhindern.
Am fünften Juli würde Amerika mit einem völlig neuen Bewusstsein über die Gefahren erwachen, die von den offenen Grenzen ausgingen.
Die Luft im Sack war verbraucht, und er spürte, wie der Schweiß sich in seinem Kreuz sammelte. Seine Klamotten klebten an ihm wie ein Taucheranzug. Der Lärm um ihn herum war weniger geworden, und er riskierte es, den Reißverschluss ein, zwei Zentimeter aufzuziehen, um die Luft zu testen. Kaum hatte er das getan, rieselte ihm ein Schauer schwarze Asche ins Gesicht, und er spuckte, um das Zeug von den Lippen und aus dem Mund zu kriegen. Doch er sah kein Feuer, zumindest nicht durch diese winzige Öffnung. Er wollte gerade anfangen, den Reißverschluss ein Stück weiter aufzuziehen, wobei das verdammte Ding auch noch klemmte, als er so etwas wie Schritte hörte, die sich von der Straße her näherten. Tate, dachte er. Irgendwie hatte er doch überlebt. Sein erster Impuls war es, um Hilfe zu rufen – komm schon, die Gefahr war vorüber, konnten sie nicht einfach wieder Kumpels sein? Doch auf einmal war er sich nicht mehr so sicher, ob Tate nicht vielleicht doch sauer auf ihn wäre. Er könnte Sadowskis schutzlose Position, eingesperrt in einem Sack mit kaputtem Reißverschluss, ausnutzen und ihm die Seele aus dem Leib prügeln.
Die Schritte hielten inne, und Sadowski fragte sich, was Tate wohl dachte. Überlegte er, warum Sadowski ihm nicht ebenfalls so einen feuerfesten Asbestsack gegeben hatte? War er von dem Feuer verletzt worden, womöglich schwer? Was für ein Anblick würde sich ihm bieten?
Und was sollte er, Sadowski, tun? Sich tot stellen? Oder sollte er irgendetwas sagen, oder sich in seinem Sack rühren, zum Zeichen, dass er noch am Leben war? Instinktiv tasteten seine Finger nach der Waffe, die er zu seinem Bedauern im Wagen liegengelassen hatte.
Die Schritte kamen näher, aber sie klangen schwerfällig und mühevoll. Vielleicht pfiff Tate auf dem letzten Loch. Das wäre eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn er starb, könnte Sadowski ihm die Brieftasche mit den Papieren abnehmen, und seine Leiche würde voraussichtlich niemals identifiziert werden. Morgen würde man vermutlich eine Menge unidentifizierbare Überreste finden.
Wie auch immer, Sadowski hoffte, dass Tate eine volle Feldflasche dabeihatte. Seine Kehle war ausgedörrt, und er hatte sein eigenes Wasser im Explorer gelassen.
Sadowski hörte nichts mehr, doch er spürte, dass irgendetwas ganz in der Nähe war, und selbst durch die schmale Öffnung konnte er jetzt etwas riechen. Aber es war kein menschlicher Schweiß oder Körper, nicht einmal ein leicht angekokelter. Den Geruch kannte er verdammt gut, von den Angriffen mit weißem Phosphor, mit denen sie die Aufständischen drüben im Irak fertiggemacht hatten. Nein, der Geruch hier war anders, er erinnerte ihn an etwas. Es roch nach Zoo, nach großen Tieren, nach Fell und Moschus. Es stank wie in diesem Privatzoo von dem verdammten Araber.
Er beschloss, nicht laut zu rufen. Oder sich zu bewegen. Oder irgendein anderes Lebenszeichen von sich zu geben.
Doch die Schritte kamen trotzdem näher. Und noch etwas war seltsam. Es hörte sich nicht an, wie Schritte von zwei Füßen … sondern von vier.
Sadowski versuchte, den Reißverschluss wieder zuzuziehen, doch der saß fest und rührte sich nicht.
Der Geruch nach versengtem Fell und rauer Tierhaut wurde stärker.
Sadowski erstarrte und wagte nicht einmal mehr zu atmen.
Doch irgendetwas atmete. Und es befand sich direkt über ihm. Als Sadowski durch die Öffnung spähte, sah er ein grünes Auge, groß wie ein Baseball, das zu ihm herunterstarrte. Er spürte warmen Urin sein Bein herunterrinnen.
Die Kreatur schnaubte. Ihr Atem stank wie eine Müllkippe, und Sadowski spürte eine breite Pfote am Asbestsack kratzen, auf der Suche nach einem Weg hinein.
Jesus, Maria, Mutter Gottes,
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