Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Augenblick könnten sie ebenfalls aus ihren gewaltigen Pferchen taumeln und sich in die große weite Welt dahinter aufmachen.
Etwa ein Dutzend Schritte vor al-Kalli blieb der Gorgon stehen. Mit den plumpen Beinen, die von seinem Leib abgespreizt waren, sah er aus wie eine riesenhafte Kröte. Sowohl Reptil als auch Säugetier, war er ein bizarrer Vorläufer der zukünftigen Dinosaurier und großen Landsäugetiere und wies eine merkwürdige Mischung ihrer Eigenschaften auf. Die Haut war grün und schuppig wie bei einem Krokodil, doch hier und da wuchs ihm auch büschelweise grau-schwarzes Fell. Die großen Augen glichen denen einer Eidechse, und er hatte keine sichtbaren Ohren, lediglich flache Dellen hinter den Augen. Reißzähne, geformt wie Säbel, wuchsen aus seinem Oberkiefer, und auf dem Boden schleppte er einen langen, dicken schlangenartigen Schwanz hinter sich her.
Al-Kalli sprach erneut, mit beruhigender Stimme, mit der man vielleicht einen nervösen Zuchthengst besänftigen konnte, und er hielt sogar eine Hand in die Höhe, als wollte er der Bestie den Nacken kraulen.
Carter hatte das Geschöpf noch die so deutlich gesehen wie jetzt. Für gewöhnlich hatte es an der Rückseite seines Geheges gekauert oder sich ganz in seinen Schlupfwinkel, die gewaltige steinerne Höhle, zurückgezogen. Es schien ihm nicht zu gefallen, so völlig ohne Deckung zu sein, und es scheute vor dem Licht zurück. Trotzdem wusste Carter, was geschehen würde, als er jetzt die Haltung des Gorgons studierte – den furchteinflößenden Kopf hoch erhoben, die breiten, bekrallten Füße fest auf dem Boden, die Schnauze geöffnet. Doch selbst wenn er einen Weg gefunden hätte, al-Kalli zu warnen, ihm zu sagen, dass er sich dem unbarmherzigsten Mörder darbot, den dieser Planet je gesehen hatte, würde der Mann niemals auf ihn hören.
Es war ohnehin zu spät.
Der Gorgon duckte sich leicht, um Kraft zu sammeln, sprang wie ein riesiger Ochsenfrosch in die Luft, landete mit ausgefahrenen Krallen auf al-Kalli und begann noch im Flug, ihn in Stücke zu reißen. Der Mann schrie einmal auf, doch der Gorgon bereitete dem ein rasches Ende, senkte die Schnauze und riss ihm mit einem schnellen seitlichen Ruck das Haupt ab. Al-Kallis Kopf rollte zur Seite, der Mund war immer noch geöffnet, die Augen noch immer starrend, während der Gorgon über dem Leib kauerte und ihn zerfetzte.
Carter wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte. Er rannte um sein Leben und raste auf die offenen Türen zu. Der Gorgon würde rasch mit al-Kalli fertig und wieder bereit zur Jagd sein. Carter stürzte nach draußen und krachte beinahe mit Del zusammen, der gerade hineinlaufen wollte.
»Was geht hier vor?«, sagte Del und packte Carter an den Schultern. »Was ist da drin?«
»Später … ich erzähl’s dir später«, keuchte Carter. »Wir müssen hier weg.«
»Ich habe einen blutenden Typen, dahinten bei den Bäumen«, sagte Del.
Das musste Greer sein. Carter warf einen kurzen Blick auf das Golfcart, das jetzt nichts weiter war als ein umgekippter Schrotthaufen. Ohne Zweifel das Werk des flüchtenden Phönix und zum Transport des verletzten Greer nicht mehr geeignet.
Carter folgte Del ein paar hundert Meter zu der Stelle, wo Greer gegen einen Baum gelehnt saß und sich einen improvisierten Druckverband aus dem eigenen Hemdsärmel an dem Bein anlegte, an dem Sadowski ihn erwischt hatte.
»Ich wusste, dass so etwas passieren würde«, knurrte Greer. »Verdammte Scheiße, ich wusste es!«
»Wir müssen hier weg, sofort!«, sagte Carter, griff Greer unter einen Arm und zog den stöhnenden Mann auf die Füße. Mit Carter am einen und Del am anderen Arm schafften sie es, Greer vom Bestiarium fort und auf das Haus zuzuschleppen. Als sie jedoch den hölzernen Steg erreichten, schrie Greer vor Schmerz auf und bettelte um eine kurze Rast.
»Okay«, sagte Carter mit Nachdruck, »aber wir müssen uns unter der Brücke verstecken.«
Del sah ihn verblüfft an, doch dann folgte er Carters Blick. Was er sah, war einfach unglaublich. Geschöpfe, die seit Äonen ausgestorben waren, streunten auf dem grünen Rasen und im Eukalyptuswäldchen herum. Gepanzerte Dinosaurier, möglicherweise aus der Gruppe der Ankylosaurier, trampelten zwischen den Bäumen hindurch und rieben sich ihre stacheligen Rücken an der Baumrinde. Nicht weit von ihnen entfernt schlich eine mächtige, gescheckte katzenartige Kreatur über den Kiesweg. Ein glänzendes Stück schwarzen Fells sträubte
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