Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Lautsprecher auf dem Dach plärren, dass die Gegend jetzt evakuiert würde. Carter bog scharf in eine Seitenstraße ein und raste durch einen Nebenweg, der bis zum oberen Bereich der Siedlung führte und nur einen oder zwei Blocks weiter auf die Via Vista, seine eigene Straße, stieß.
Asche rieselte wie Schneeflocken auf makellose Häuser, ausgedörrte Rasenflächen und leere Straßen.
Mit quietschenden Reifen bog Carter mit der Limousine in die Via Vista ein, wo nur noch eine Häuserreihe direkt an der Hügelkuppe stand. Direkt dahinter fiel der enge Canyon steil ab. Alles, was man von den riesigen Strommasten noch erkennen konnte, die hinter den Bäumen und dem dichten Gebüsch aufragten, waren die roten Signallampen, die an ihren Spitzen aufblitzten. Die Santa Monica Mountains, die an den meisten Tagen hervorragend zu erkennen waren, waren nicht mehr als ein gewaltiger schwarzer Schatten in der Ferne. Carter raste den Hügel hoch, vorbei an den Tennisplätzen, dem Swimmingpool, auf die erleuchteten Fenster seines eigenen Hauses zu. Beth war zu Hause, dachte er, Joey war zu Hause! Er würde sie beide in den Mercedes verfrachten, zusammen mit Champ – er durfte Champ nicht vergessen! –, und sie alle so schnell wie möglich hier rausschaffen, solange noch genügend Zeit war.
Der Wagen kam in der Auffahrt mit einem Ruck zum Stehen, direkt vor Beth’ Volvo. Er sprang raus, ließ den Motor jedoch laufen, und rannte über den Rasen. Er hörte Champ im Haus bellen und riss die Tür auf.
»Beth! Wo bist du?«
Doch er bekam keine Antwort. Champ sprang an ihm hoch.
»Runter, Junge!« Er schob den Hund beiseite und raste die Treppen hinauf. »Beth! Beth!« Der Hund rannte hinter ihm her.
Er steckte den Kopf ins Kinderzimmer – das Bettchen war leer – und dann ins Schlafzimmer. Auch leer.
Er blieb stehen, um Atem zu schöpfen, dann hörte er eine Stimme von unten. Es war Beth’. »Champ! Champ!«
»Wir sind hier!«, rief Carter und rannte zurück zur Treppe. Beth stand am Fuß der Treppe, Champs Leine in der Hand. Ihre Haare steckten unter einer Baseballkappe, und sie trug ein Getty-Sweatshirt und eine graue Jogginghose. Sie schien schockiert darüber, ihn zu sehen.
»Wo kommst du denn her?«, platzte sie heraus. »Ich habe gewartet …«
»Keine Zeit … wir müssen weg«, sagte er und sprang die Treppe hinunter, drei Stufen auf einmal.
»Joey ist im Auto, ich wollte nur …«
Er umfasste sie mit festem Griff, gab ihr einen Kuss auf die Baseballkappe und sagte: »Komm mit.«
Er rannte zum Volvo und hob Joey aus seinem Kindersitz.
»Was machst du da?«, fragte Beth.
»Vertrau mir«, sagte er und rannte zur Limousine. Wenn irgendein Auto sie aus diesem Mahlstrom herausbringen würde, dann dieses.
Er riss die Tür auf und winkte Beth und Champ zu sich. Der Hund nahm Anlauf und sprang hinein, und Beth kletterte rasch hinterher. Sobald sie saß, reichte Carter ihr das Baby. Sogar Joey, den sonst nichts aus der Ruhe brachte, sah besorgt aus. Schwarze Aschefetzen hingen in seinen blonden Locken.
Beth hatte nicht einmal Zeit zu fragen, woher er dieses Auto hatte.
Carter sprang hinter das Lenkrad, setzte hektisch die halbe Strecke der Sackgasse zurück und lenkte den Wagen wieder hügelabwärts. In der Zeit, in der das Auto draußen gestanden hatte, hatten sich erneut Ruß und Asche auf der Windschutzscheibe angesammelt, und Carter betätigte den Scheibenwischer und die Wischwasseranlage. Doch die Schicht war so dick, dass die Wischer sich kaum von der Stelle rührten. Carter beugte sich nach vorn, um etwas sehen zu können, dann öffnete er das Fenster und streckte den Kopf hinaus. Es war wie eine Szene aus der Hölle.
Der Himmel war mit Wolken aus schwarzem Rauch bedeckt, die von unten von den aufsteigenden Flammen angestrahlt wurden. Die Straßenlaternen mit den Helligkeitssensoren warfen kleine goldene Lichtinseln auf den Schmutz, der sich am Fuß ihrer Pfähle angesammelt hatte.
Carter fummelte erneut an ein paar Schaltern herum, entdeckte schließlich die Scheinwerfer und schaltete sie ein. Er war mit dem Gas runtergegangen, um die Abzweigung nicht zu verpassen, die den Hügel hinunterführte, als er nur wenige Meter vor dem Wagen eine Bewegung sah und in die Bremsen ging.
Zuerst wusste er nicht, was er dort sah, doch dann stellte er fest, dass er es mit einem tierischen Exodus zu tun hatte. Sie benutzten sogar den Zebrastreifen! Ein kleines Rudel Rehe jagte über die Straße, flankiert von
Weitere Kostenlose Bücher