Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
und schnell nachzuladen. Mehr als einmal hatte sich diese kleine Eigenschaft im Irak als nützlich erwiesen.
Die Waffe, die er jetzt in der Hand hielt, war ein Nachbau des Modells, das die Armee ihm ausgehändigt hatte. Natürlich trug er sie jetzt nur noch bei sich, wenn er auf Einbruchstour ging, und bisher war er so vorsichtig gewesen, dass er sie noch nie hatte benutzen müssen. Er hoffte nur, dass das auch in Zukunft so blieb.
Hier am Liberty-Schießplatz war Greer noch nie gewesen. Sadowski hatte vorgeschlagen, sich hier zu treffen, und um Dampf abzulassen, war Greer früher gekommen und hatte sich für Bahn eins, ganz hinten an der Wand, angemeldet. So würde niemand links von ihm schießen, denn seit er sich die Verletzung am linken Bein zugezogen hatte, zog er es vor, diese Seite seines Körpers frei zu halten.
Er feuerte noch ein paar Schüsse ab, und als der Auszieher nicht länger hervorstand, löste er das leere Magazin aus und klatschte ein neues in die Kammer. Das war ein weiterer Vorteil der M9: Man konnte den hervorstehenden Auszieher sogar im Dunkeln ertasten, und wenn er nicht mehr vorstand, wusste man, dass es Zeit zum Nachladen war.
Die Tür zum hinteren Teil des Schießstands öffnete sich, und Sadowski kam herein. Er trug eine gelbe Schutzbrille, mit der er aussah, als hätte er Glubschaugen, sowie dazu passende gelbe Ohrenschützer und hielt ein Cx4-Sturmgewehr in der Hand, was Greer nicht überraschte. Das Cx4 war ein Karabiner auf dem neusten Stand der Technik und die perfekte Aufstockung für jeden Armeeveteranen, der im Nahen Osten gedient hatte. Es nahm die normalen Berettamagazine an, und jeder, der jemals ein M9-Modell benutzt hatte, war sofort mit der Bedienung vertraut. Doch Sadowskis Waffe hatte, wie Greer sehen konnte, noch ein paar zusätzliche Extras, wie zum Beispiel einen vertikalen Griff, eine Vorderschaftschiene und ein Taclight oben auf dem Lauf. Mit dieser Ausstattung könnte der Kerl es mit einem ganzen SWAT-Team aufnehmen.
»Hast du Zeit?«, brüllte Sadowski zu Greer hinüber. »Ich will noch ein paar Runden schießen.«
Greer nickte. Er hatte selbst noch etwas Munition übrig, und er war nicht in Eile. Hinterher war noch genügend Zeit, Sadowski zusammenzustauchen.
Sadowski, der sich Bahn zwei hatte geben lassen, spannte seine Zielscheibe ein und drückte anschließend den Knopf, der sie ruckelnd auf der Schiene bis hinter die Dreieinhalbmetermarke fuhr, hinter die Sechsmetermarke, fünfzehn Meter, die gesamte Strecke bis zum Ende der Bahn. Zweiundzwanzig Meter. Greer hätte es wissen müssen.
Es ertönte ein dumpfes Geknalle vom einzigen anderen Schützen auf dem Schießstand, einem Latino auf Bahn zehn. Schon beim Eintreten war Greer aufgefallen, dass dessen Hose drohte, jeden Moment völlig zu Boden zu gleiten.
Sadowski eröffnete das Feuer. Selbst durch die Ohrenschützer konnte Greer das laute Bellen der Halbautomatik hören und sah den hellen Mündungsblitz. Durch den Rauch konnte er das Ziel nicht erkennen, aber bei dem ganzen zusätzlichen Schnickschnack, den Sadowski an seiner Waffe hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass der das Ziel verfehlt hatte.
Greer schoss, bis er keine Munition mehr hatte, und holte seine Zielscheibe zurück. Er hatte ein perfektes kleines Herz in die Mitte der Pappfigur geschossen. Dann ging er nach vorn in den Laden, um dort zu warten. Es gab mehrere Glasvitrinen, die mit allem Möglichen von Holstern bis Jagdmessern vollgepackt waren, Regale mit Waffenvideos und haufenweise Kartons mit Munition für kleine Waffen. Gegenüber den Toiletten, wobei Greer sich unwillkürlich fragte, wie oft hier wohl die Damentoilette benutzt wurde, befand sich eine Kombination aus Seminarraum und Clubzimmer. Im vorderen Bereich standen ein paar Klappstühle, mit Blick auf ein Poster, auf dem die Grundregeln für einen sicheren Umgang mit Waffen erläutert wurden. Weiter hinten, unter einem handgeschriebenen Schild VON WEGEN KUNG FU – VERSUCH MAL, EINE KUGEL MIT EINEM KARATESCHLAG ABZUWEHREN, standen ein paar schäbige Sofas und ein Couchtisch, der mit Katalogen und zerfledderten Ausgaben von Jagd und Hund bedeckt war.
Greer blätterte in einer davon, als Sadowski hereinkam, seine Cx4 sorgfältig in einer maßgeschneiderten Ledertasche verpackt.
»Benutzt du immer noch eine M9?«, fragte Sadowski, als er ein paar Münzen in einen der Getränkeautomaten warf. Eine Sprite fiel polternd heraus. »Willst du ’ne Limo, Captain?«
»Nein,
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