Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
hier? In L. A.?
»Außerdem hat er mehr Land als sonst irgendwer da oben.«
Was weißt du denn schon, dachte Greer. Doch Sadowski hatte in der Tat etwas gesagt, das sich zur Abwechslung einmal als nützlich herausstellen könnte. Es genügte, um ihn das kleine Fiasko in Brentwood vergessen zu lassen. Obwohl ihm noch nicht ganz klar war, wie er die Neuigkeit am besten verwerten konnte, hatte er das Gefühl, das Schicksal hätte gerade an seine Tür geklopft.
8. Kapitel
Auf dem Kopf der Seite stand in Großbuchstaben: ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG.
Darunter begann die Presseerklärung: »Als Teil der kontinuierlichen Forschungsarbeit über die Welt des prähistorischen Los Angeles haben die Paläontologen des George-C.-Page-Museums für Naturgeschichte eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, eine Entdeckung, aufgrund deren man die anthropologische Geschichte der westlichen Vereinigten Staaten mit Sicherheit neu wird schreiben müssen.«
Carters Herz begann bereits zu sinken.
»Ein Team unter der Leitung von Dr. Carter Cox, Dozent und Leiter des Fachbereichs für paläontologische Feldforschung, ist in einer Ausgrabungsstätte in den La Brea Tar Pits auf die versteinerten Überreste eines Menschen gestoßen …«
Carter ließ das Blatt sinken und blickte zu Mr Gunderson, dem Museumsdirektor, auf. Er saß zurückgelehnt in seinem Ledersessel, die Hände vor dem Bauch gefaltet.
»Das ist doch noch nicht raus, oder?«, fragte Carter.
»Sie haben doch noch gar nicht alles gelesen. Machen Sie weiter.«
Carter richtete den Blick wieder auf das Blatt Papier. Blendend helles Licht fiel durch die Fensterreihe, die Gunderson den Gerüchten zufolge dreimal pro Woche putzen ließ, und machte es schwierig, den Text zu lesen. Der Text selbst machte es noch schwerer.
»Obwohl das Museum bereits über mehr als zwei Millionen Ausstellungsstücke verfügt, von Mastodonen bis zu gigantischen Riesenfaultieren, von Säbelzahnkatzen bis zu Kamelen, wurden bisher nur ein einziges Mal menschliche Überreste ausgegraben.«
Das zumindest stimmte.
»Die Frau, die als La-Brea-Frau bekannt ist, war schätzungsweise achtzehn Jahre alt und nur einen Meter vierundzwanzig groß. Die Radiokarbondatierung ergab, dass sie vor neuntausend Jahren starb. Obwohl die Frage immer noch unbeantwortet ist, woran sie starb und wie ihre sterblichen Überreste in eine Asphalt-Sickerstelle – üblicherweise Teer genannt – gelangten, ist eine Sache jetzt klar.«
Carter konnte sich denken, was jetzt kam.
»Die La-Brea-Frau ist nicht länger allein.«
Warum klang das immer mehr nach einem Szenario à la »Frankensteins Braut«? Und machte das aus Carter einen Gott trotzenden Viktor Frankenstein?
»Entdeckt in der als Pit 91 bekannten Grube, einer offenen Ausgrabungsstelle, deren Beobachtungsplattform allen Museumsbesuchern offensteht, müssen die kürzlich gefundenen Überreste noch datiert werden …« Carter hielt inne und blickte erneut auf.
»Hier steht, dass die Überreste noch datiert werden müssen.«
»Was ja auch stimmt«, erwiderte Gunderson.
»Aber sie sind ja noch nicht einmal geborgen!« Carter wedelte mit der Presseerklärung herum. »Dafür ist es noch viel zu früh. Nicht nur, dass wir das Fossil noch nicht ausgegraben haben, wir können es noch nicht einmal richtig sehen . Es ist immer noch im Teer begraben.«
»Dr. Cox«, sagte Gunderson und beugte sich in seinem Sessel vor, »wir haben hier eine sagenhafte Entdeckung gemacht, und ich sehe keinen Sinn darin, unser Licht unter den Scheffel zu stellen.«
Es war Carter nicht entgangen, dass Gunderson von »wir« gesprochen hatte.
»Wissen Sie«, fuhr Gunderson fort, »was Museen und Forschungseinrichtungen wie diese hier brauchen, um zu überleben?«
Das war nicht unbedingt ein Rätsel, doch ehe Carter ihm antworten konnte, fuhr Gunderson fort.
»Geld. Und wissen Sie, was das Geld zum Fließen bringt?«
»Prähistorische menschliche Überreste?«
»Neuigkeiten. Und ja, in diesem Fall ist diese Neuigkeit zufällig der Fund prähistorischer menschlicher Überreste. Eine große Neuigkeit, wie ich hinzufügen möchte.«
Carter konnte seinen Standpunkt nachvollziehen, er lebte schließlich nicht hinterm Mond und hatte weiß Gott genug seiner eigenen Zeit damit verbracht, Forschungszuschüsse und Spendengelder aufzutreiben. Aber was er nicht wollte und nie gewollt hatte, war, halbgares Zeug in die Welt zu setzen.
»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Aber können
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