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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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bis es sich nicht länger anfühlte, als stünde es unter Strom. Mann, diesen Ausbruch hätte er Indira niemals zugetraut, sie hatte sich doch immer so unter Kontrolle. Doch jetzt begriff er, dass unter dieser glatten Fassade ein Feuer schwelte.
    Als sie sich entschuldigte, um auf die Toilette zu gehen, wühlte er hastig in seinen Taschen und holte ein kleines in Folie gewickeltes Päckchen mit seinem Privatvorrat an Eukodal heraus. Es waren nur noch zwei übrig; er würde Zeke im Blue Bayou anschnorren müssen, damit er noch welche bekam. Er schluckte beide Tabletten rasch mit dem Rest seines Bieres herunter.
    Indira kam zurück, und Greer warf ein paar Geldscheine auf den Tisch.
    »Nein, nein, ich zahle selbst für mich«, protestierte Indira.
    »Kommen Sie«, sagte Greer, »das ist das Mindeste, was ich für jemanden tun kann, der mich in aller Öffentlichkeit verteidigt.«
    »Nein, Sie müssen nicht für mich zahlen«, sagte Indira.
    Aber Greer hievte sich einfach nur vom Sitz hoch, und Indira ließ es dabei bewenden.
    »Vielen Dank.«
    Greer nickte und steuerte auf die Tür zu. Draußen auf der Straße wimmelte es von Menschen. Es war eine heiße Nacht, und vor dem Bruin und dem Fox, den beiden alten Großleinwandkinos in Westwood, hatten sich lange Schlangen gebildet.
    »Wollen wir uns einen Film ansehen?«, fragte Greer und begann bereits die betäubende Wirkung der Medikamente zu spüren.
    »Nein, danke. Ich werde den Bus rüber nach Gayley nehmen.«
    »Wieso Bus?«, sagte Greer. »Ich fahre Sie nach Hause.«
    Indira wollte schon wieder protestieren, aber Greer drehte sich einfach um und ging zu seinem Wagen. Er hoffte, dass er nichts Belastendes gut sichtbar auf dem Beifahrersitz liegengelassen hatte, und als sie das Auto erreichten, stellte er fest, dass es nichts Schlimmeres war als Burgerverpackungen und Werbezettel von ein paar Strip Clubs, die er allesamt auf den Rücksitz schleuderte.
    Indira lebte mit ihrer Familie weit im Westen von L. A., in einem Haus im spanischen Stil auf einem schmalen Grundstück. Ein weißer Van mit der Aufschrift ELEKTROINSTALLATIONEN UND REPARATUREN parkte auf dem kleinen Flecken Asphalt, der früher einmal vermutlich der Vorgarten gewesen war.
    »Ihr Dad ist Elektriker?«
    »In Bombay war er Hochbauingenieur.«
    Sämtliche Lichter im Haus waren an, und er hörte ein Radio.
    Was, überlegte er, wurde jetzt von ihm erwartet? Nicht einmal als Teenager hatte er so etwas gemacht. Wenn er damals ein Mädchen kennengelernt hatte, hatten sie sich am Strand getroffen, und nachts hatten sie unter dem Podest der Rettungsschwimmer gebumst. Später war er dann meistens zu Professionellen gegangen; wenn er jetzt zu einer gegangen wäre, wäre er schon kurz vorm Kommen.
    Er stellte den Motor aus und machte Anstalten, sich über den Sitz zu lehnen. Doch Indira, die seine Absichten erriet, wich zurück und legte die Hand an den Türgriff.
    »Vielen Dank für die Einladung, Captain.«
    Captain? Das war ein schlechtes Zeichen.
    »Aber ich muss jetzt hineingehen.«
    Greer zog sich zurück. Zum Glück fühlte er sich von dem Eukodal gerade ganz sanft und milde. »Möchten Sie nicht …«, fragte er, ohne den Satz zu Ende zu bringen. Er zuckte die Achseln, als spiele es keine Rolle. »Ist schon okay.«
    »Aber wir sehen uns ja kommende Woche, wenn Sie Ihren nächsten Termin haben.«
    Unversehens kam es Greer vor, als wäre sie immer noch im Dienst. Als trüge sie wieder ihren weißen Kittel.
    Sie stieg aus dem Auto, und er beobachtete, wie sie die Haustür öffnete. Das Radio wurde lauter, es spielte 50 Cent. Was zum Teufel war da denn eben abgegangen? Aber vielleicht war es von Anfang an nur das gewesen: Eine Physiotherapeutin, die nett zu einem Krüppel war und ihm Gelegenheit gab, seine soziale Kompetenz zu üben.
    Auch gut. Kein Problem. Er wusste schon, wo er stattdessen hinkonnte.
    Er legte den Gang ein, ließ zum Zeichen, dass er jetzt losfuhr, den Motor ein- oder zweimal aufheulen und machte sich auf den Weg zum Blue Bayou.
    Als er dort ankam, waren alle Parkplätze vor dem Laden besetzt, also nahm Greer seine Behindertenplakette aus dem Handschuhfach, hängte sie an den Rückspiegel und stellte den Wagen unter einem »Parken nur mit Genehmigung«-Schild ab. Wenn er einfach nur durch die Gegend fuhr, zeigte er die Plakette nicht gerne und posaunte damit seinen Zustand heraus, doch in Momenten wie diesem war sie echt praktisch.
    In der Bar wurde der Laufsteg von Scheinwerfern

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