Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
heiterem Himmel kämen, wenn sie nicht einmal daran dachten?
»Derek, hatte ich dich nicht gebeten, das bleibenzulassen?«, rief seine Mutter vor der Tür zu seinem Zimmer.
»Was soll ich bleibenlassen?«, sagte er und wedelte den Rauch zum offenen Fenster.
»Ich kann es hier draußen riechen. Du weißt doch, dass ich allergisch bin.«
Er drückte die Zigarette aus und fuhr den Computer herunter. Es war ohnehin Zeit, aufzubrechen. Er war in Westwood verabredet, mit seiner Physiotherapeutin.
Er hatte schon seit längerem daran gedacht, doch erst bei der letzten Sitzung hatte er den Mut gefunden, sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde. Er wusste nicht, ob ihr Interesse echt war oder ob sie nur nett zu einem Krüppel sein wollte. Sie sagte, sie würde sich mit ihm in Westwood treffen, in der California Pizza Kitchen, einer Restaurant-Kette, in deren Läden er nie zuvor einen Fuß gesetzt hatte. Er stand eher auf Carl’s Jr. Fast-Food. Aber er hatte schon ewig kein Date mehr gehabt, also konnte es gut sein, dass man heutzutage dahin ging.
In Westwood fuhr er ein paarmal um den Block, ehe er einen Parkplatz an der Straße fand, denn es kam gar nicht in die Tüte, dass er in einem dieser Parkhäuser Gebühren zahlte. Als er zum Restaurant kam, wartete Indira bereits draußen auf ihn. Zum ersten Mal sah er sie ohne ihren weißen Kittel. Sie trug eine schwarze, bequeme Hose und eine gestreifte Bluse. Der weiße Kittel schien eine ziemlich gute Tarnkleidung zu sein, denn ihre Hüften waren breiter, als er gedacht hatte, aber sie sah gut aus. Langsam ging er auf sie zu, so dass sein Humpeln weniger auffiel.
»Sie sehen heiß aus«, sagte er.
Indira sah ihn verwirrt an und berührte ihr Gesicht, um zu überprüfen, ob sie schwitzte. »Mir ist aber nicht heiß«, sagte sie.
»Nein, ich meinte, dass Sie … sexy aussehen.«
»Oh. Vielen Dank«, sagte sie, aber für Greer hörte es sich nicht so an, als meinte sie es ernst.
Vielleicht waren das ihr gegenüber nicht die richtigen Worte gewesen.
»Wollen wir reingehen?«, fragte er und hielt ihr die Tür zum Restaurant auf. Indira betrat das Restaurant, und Greer warf rasch einen prüfenden Blick auf ihren Hintern. Ziemlich prall, aber das war okay für ihn. Sie wurden zu einem Tisch in der Nähe der Tür geführt.
Der Kellner kam, um ihre Getränkebestellungen aufzunehmen. Greer nahm ein Bier, Indira eine Weißweinschorle, dann verschwand der Kellner wieder und überließ sie sich selbst, damit sie sich ungestört unterhalten konnten. Bloß, dass es keine Unterhaltung gab. Indira saß schweigend da und tat, als würde sie die Speisekarte studieren, während Greer krampfhaft überlegte, was er sagen könnte. Wieso war das in der Klinik nie ein Problem? Dort erzählte er, was er am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatte oder von dem letzten Spiel der Lakers oder womit seine Mutter ihn mal wieder genervt hatte. Klar, Indira erwiderte nie viel darauf, lächelte meistens nur und nickte von Zeit zu Zeit, aber er war sicher, dass sie aufmerksam zuhörte und mehr hören wollte. Jetzt dagegen wusste er nicht, was er sagen sollte.
»Ich habe ewig nach einem Parkplatz gesucht«, sagte er schließlich.
Indira nickte. »Ja, das ist in Westwood wirklich schwierig.«
»Wo parken Sie?«
»Gar nicht. Ich bin mit dem Bus gekommen.«
Oh. Verdienten Physiotherapeuten etwa noch weniger, als er gedacht hätte?
»Sie sind ziemlich praktisch, die Busse in L. A.«
»Das wusste ich gar nicht.«
Der Kellner brachte ihre Getränke, und Greer trank von seinem, ehe ihm einfiel, das er vielleicht mit ihr hätte anstoßen sollen oder so was. Indira schien es allerdings nichts auszumachen.
Der Kellner kam zurück, um ihre Bestellungen aufzunehmen, und Greer musste ihn wieder fortschicken, weil er noch nicht einmal in die Karte geschaut hatte.
»Der Thai Crunch Salat ist hier sehr gut«, schlug ihm Indira vor.
Greer war klar, dass Salat zu den Dingen gehörte, die er bestimmt nicht bestellen würde. Dieser Laden nannte sich Pizzaküche, also würde er ja wohl eine Pizza bekommen können, vielleicht eine Calzone mit Würstchen. Er schaute zu einem Paar am nächsten Tisch rüber, Collegekids. Das Mädchen aß einen Berg Grünzeug und Sprossen, und der Junge hatte das, was hier vermutlich als Pizza galt – ein labberig aussehendes Ding mit allem möglichen Scheiß belegt, aber nichts, das aussah wie Peperoni oder grüne Paprika. Und der Typ aß tatsächlich mit Messer und
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