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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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zurückschicken oder sie hierher in dieses Land bringen.«
    Al-Kalli war überrascht, dass das Ungeheuer, das zweifelsohne in seiner Höhle ganz hinten im Gehege ruhte, sich noch nicht hatte blicken lassen. Er begann sich Sorgen zu machen, dass es ihm womöglich noch schlechter ging als befürchtet.
    »Was«, wagte Rafik zu fragen, »muss ich dafür tun?«
    Das gefiel al-Kalli. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er in diesem Stadium des Spiels überhaupt noch irgendwelche Hoffnung in dem Gefangenen wecken konnte. Der Mann wusste doch sicher, dass sein Schicksal besiegelt war. Aber der menschliche Geist war ein seltsames und wundersames Ding. Selbst angesichts des Offensichtlichen konnte er sich allen möglichen Illusionen hingeben.
    »Sehr wenig«, sagte al-Kalli. »Ich weiß, dass Saddam die Exekutionen höchstpersönlich angeordnet hat.«
    Tatsächlich hatte Rafik das niemals gesagt, aber er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, es zu leugnen. Wieso nur hatte Saddam immer noch solche Macht über diese Männer, obwohl er nur noch ein zahnloser Löwe war, der niemals wieder freikommen würde? In seinen Träumen malte al-Kalli sich manchmal aus, was er getan hätte, wenn Saddam selbst ihm jemals in die Hände gefallen wäre.
    »Aber ich möchte wissen, wie er dich und deine Kameraden für solch eine heikle Aufgabe ausgewählt hat. Gehörtet ihr zu einer Eliteeinheit? Wurdet ihr besonders ausgesucht?«
    Al-Kalli hatte kein echtes Interesse an den Antworten auf diese Fragen. Er wollte einfach nur Rafik zum Reden bringen. Ihm Zeit geben, über seine missliche Lage nachzudenken, eingesperrt in den Käfig irgendeines wilden Tieres, und ihn in dem Glauben lassen, dass es möglicherweise einen Ausweg gab.
    »Wir wurden zusammen ausgebildet«, sagte Rafik.
    »Wo?«
    Rafik zuckte die Achseln. »Bagdad.« Beide Augen waren grün und blau geprügelt, und die Nase, die jetzt leicht schief war, war eindeutig gebrochen.
    »Ihr müsst euch also ziemlich gut kennengelernt haben. Ihr habt zusammen trainiert, habt all die besonderen Privilegien genossen, die nur Saddam gewähren konnte.«
    Al-Kalli schenkte ihm ein verschwörerisches Lächeln, und für den Bruchteil einer Sekunde schien Rafik es seinerseits mit einem Lächeln zu quittieren. Al-Kalli war begeistert.
    »Die anderen«, fuhr er fort, »stammten ursprünglich alle aus Tikrit. Du auch?«
    »Ja.«
    Bei den wichtigsten Aufgaben hatte sich der Sunnit Saddam stets auf andere Sunniten verlassen.
    »Und der Mann mit dem Schnurrbart«, sagte al-Kalli, »kam der auch aus Tikrit?«
    Rafik verstummte.
    »Der, der meiner Frau die Suppe gebracht hat«, sagte al-Kalli hilfsbereit, obwohl es keine Unklarheit geben konnte, wen er meinte.
    »Ich kannte ihn nicht.«
    Wir sind wieder genau da, wo wir angefangen haben, dachte al-Kalli angewidert. Und er verbarg seinen Abscheu nicht. Er drehte sich zu Jakob um, der mit verschränkten Armen hinter ihm stand, und deutete mit dem Kinn auf den Farbeimer, der neben dem Tor stand.
    Jakob öffnete den Deckel, ging zum Gatter des Geheges und schüttete den Inhalt des Eimers über Rafik aus.
    Im ersten Moment hätte man es vielleicht für rote Farbe halten können. Doch dann stieg Rafik der Geruch in die Nase, der Geruch von frischem Blut.
    Er ließ die Zigarette fallen und starrte an seinem blutgetränkten Overall herunter.
    Das Jaulen aus dem Nachbargehege verwandelte sich unvermittelt in ein wütendes Gebell. Weiter weg erhob sich ein tiefes Knurren. Auf einer Sitzstange hoch über ihnen krächzte laut ein Vogel.
    Rafik riss die Augen auf, als er die plötzliche Kakophonie hörte, und vor Entsetzen darüber, mit Blut durchtränkt zu sein.
    »Der Mann mit dem Schnurrbart«, sagte al-Kalli. Seine Worte waren jetzt so hart wie Feuerstein.
    »Ich sage Ihnen doch, ich kannte ihn nicht!«
    Al-Kalli drückte einen Knopf, und das innere Gatter fuhr zurück. Rafik war jetzt schutzlos dem ausgeliefert, was immer sich in dem Gehege befand.
    Und er wusste es.
    »Wie lautet sein Name?«, fragte al-Kalli.
    Verzweifelt schaute Rafik sich in dem riesigen Gehege um, entdeckte das Wasserbecken, die verkümmerten Bäume, die niedrigen Büsche … die zerbrochenen, staubbedeckten Knochen. Was lebte hier drin?
    »Ich kann das Gatter wieder schließen, genauso leicht, wie ich es geöffnet habe«, sagte al-Kalli.
    Ein Löwe? dachte Rafik. Ein Tiger? Ganz hinten sah er eine höhlenartige, steinerne Grotte, deren Eingang sich ein paar Fuß über der festgestampften

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