Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Halle erkannte Greer eine riesige, offene Fläche. An der nächstgelegenen Seitenwand waren bergeweise Kisten und Geräte aufgestapelt, doch noch interessanter waren die vergitterten Gehege auf der anderen Seite.
Noch größere und technisch weiterentwickelte Gehege als die, die er im Palast bei Mosul gesehen hatte.
In diesem Moment fasste er einen Entschluss. Er musste es wissen. Tief gebückt, als wollte er Heckenschützen ausweichen, eilte er in das Gebäude. Die gewaltigen Ventilatoren wehten beinahe seine Schirmmütze fort, als er zu den Kisten an der Seite sprintete, zwischen denen er sich verstecken konnte. Hinter ihm fielen die schwerfälligen Tore mit einem dumpfen Widerhall ins Schloss.
15. Kapitel
Beth wusste nicht, was sie geweckt hatte oder woher sie wusste, dass sie allein im Bett lag, doch als sie die Augen aufschlug, fiel Mondlicht durch das Fenster. Carters Seite des Bettes war leer, bis auf ein zerwühltes Bettlaken und ein zerknittertes Kissen.
Sie schlüpfte in ihren blauen Morgenmantel und tappte durch den Flur zu Joeys Zimmer. Sie hatte kaum die Türschwelle überschritten, als sie unvermittelt auf etwas Weiches trat. Sie hörte ein Jaulen und sprang erschrocken zurück.
Champ saß vor ihr und beobachtete sie.
»Herrje«, sagte sie und atmete hörbar aus. »Ich habe dich gar nicht gesehen.«
Der Hund wartete hechelnd und mit aufgestellten Ohren. Sie sah die Narbe an seinem Kopf glänzen, die er beim Kampf mit den Kojoten davongetragen hatte. Der Tierarzt hatte gesagt, dass sie in ein paar Monaten verheilt sein würde. Seit jener Nacht hatte Champ die Rolle von Joeys inoffiziellem Begleiter und Beschützer übernommen. Tagsüber folgte er ihm auf Schritt und Tritt, und nachts schlief er vor seinem Kinderbett. Robin, das Kindermädchen, sagte, er benehme sich wie ein Hütehund, der auf seine Herde aufpasste.
»Wir werden dir einen Hundekorb besorgen müssen, was?«, sagte Beth. Im Moment schlief er noch auf dem Teppichboden. »Und ihn vielleicht ein Stück von der Tür wegstellen.«
Champ schien keine besondere Meinung zu dem Thema zu haben, sah jedoch aufmerksam zu, als Beth um ihn herumging, um einen Blick ins Kinderbett zu werfen. Joeys Augen waren weit geöffnet.
»Oh, habe ich dich aufgeweckt, Spatz?«, sagt sie und beugte sich herunter. Obwohl sie keinen Vergleich hatte, hielt Beth ihn für das feinfühligste Kind der Welt. Er wirkte stets vollkommen ausgeruht, obwohl er niemals zu schlafen schien. Sobald man sich ihm auch nur näherte, war er hellwach. Sie hatte sogar schon dem Kinderarzt davon erzählt, der jedoch kein Problem oder Nachteile darin gesehen hatte.
»Im Gegenteil«, hatte er gesagt, »er scheint für sein Alter schon sehr weit zu sein. Er wächst schnell und gedeiht prächtig. Ich würde ihn im obersten Bereich jeder Messlatte einordnen.«
Beth überprüfte seine Windel – hier gab es kein Problem – und küsste Joey auf die Stirn. Der Blick aus den kristallklaren, blassblauen Augen ließ sie nicht los, und wie schon so oft, hatte sie das seltsame Gefühl, er sei im Begriff, etwas zu ihr zu sagen. Dass er tatsächlich etwas zu ihr sagen könnte , wenn er wollte, sich jedoch entschieden hatte, es noch nicht zu tun. Sie wusste, dass das nicht so war, aber selbst, als sie sich zurückzog, verschwand dieses Gefühl nicht.
»Eines Tages«, flüsterte sie, »wirst du mir erzählen, worum es hier geht, okay?«
Wie zur Antwort wackelte er mit den Zehen.
Als sie ging, hörte sie, wie Champ sich in einem engen Kreis um sich selbst drehte, ehe er sich am Fuß des Kinderbetts niederließ.
Unten im Haus war alles dunkel. War Carter um diese Uhrzeit womöglich irgendwo hingegangen? Nach der Sache mit den Kojoten neulich? Sie warf einen Blick auf die Digitaluhr an der Mikrowelle, es war fast ein Uhr. Sie ging zum Küchenfenster und sah hinaus in den winzigen Garten. Carter saß in einem Gartenstuhl und blickte zum Canyon hinüber. In der Hand hielt er ein Bier.
Sie öffnete die Doppeltür zum Garten und sagte: »Schon wieder ganz allein am Trinken?«
Er wandte ihr den Kopf zu. »Ich konnte nicht schlafen.«
Sie schlang den Morgenmantel enger um sich, ging barfuß über das kurze, größtenteils braune Gras und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. »Ist es der Arm?«
Nach dem Angriff in der Teergrube hatte man Carter ins USC-Universitätskrankenhaus gebracht, wo die Wunde am Unterarm mit einem halben Dutzend Stichen genäht worden war. Jetzt hatte er ein schmales
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