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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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erklärte Carter. »Sei froh, dass wir keine Maut zahlen müssen.«
    Doch mit jedem Schritt, den sie höher in die Berge stiegen, fiel die Stadt immer weiter von ihnen ab. Ausnahmsweise einmal hörte man keine Autohupen, sah keine Tankstellen, 7-Elevens oder Burger Kings. Man schaute nicht ständig über die Schulter zurück oder in den Rückspiegel, ob sich etwas rasch von hinten näherte. Die Santa Monica Mountains, welche die weit ausgedehnte Stadt Los Angeles in zwei Hälften teilten, bildeten die größte innerstädtische Wildnis im Land, und sogar Carter empfand sie als notwendig. Seit er in den Westen gezogen war, hatte er sich die verschiedensten Erholungsgebiete und Bergwanderwege angesehen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte. La Jolla Canyon. Escondido. Santa Ynez. Die Circle-X-Ranch-Grotte. Bronson Canyon. Zuma. Saddle Peak. Es gab Dutzende solcher Stellen, manche innerhalb weniger Minuten erreichbar, wo man dem städtischen Straßenraster entkommen und, mit Turnschuhen und einer Flasche Wasser bestückt, zurück zur Natur kam und den Problemen der Stadt den Rücken kehren konnte. Im Moment hatte Carter jede Menge Probleme in der Stadt, denen er den Rücken kehren wollte.
    Es vergingen selten mehr als ein oder zwei Stunden, in denen er nicht an Geronimos teerbedeckten Leichnam oder seinen merkwürdig begreifenden, toten, starren Blick denken musste.
    »Sag mal«, fragte Del, als sie anhielten, um eine graue Wachtel und ihre Küken über den Pfad flitzen zu lassen, »hat man eigentlich schon rausgefunden, wie der Typ heißt, der in die Grube gefallen ist?«
    »Ja. Sein Name ist William Blackhawk Smith.«
    »Weißt du, zu welchem Stamm er gehört?«
    »Zu den Chumash.«
    »Von denen sind nicht mehr viele übrig.«
    Und jetzt, dachte Carter, ist es noch einer weniger.
    Sie setzten ihren Weg fort. Ohne es zu wollen, grübelte Carter erneut über die Ereignisse der letzten Tage nach. Nachdem der Leichnam geborgen worden war, hatte der Gerichtsmediziner ihn sofort für sich eingefordert. Um den Demonstranten aus dem Weg zu gehen, die weiterhin ihre Totenwache vor dem Museum abhielten, hatte man den Körper in einen Leichensack gepackt, ihn auf eine Segeltuchtrage gelegt und in der Dämmerung durch die hintere Pforte verschwinden lassen.
    Was die Knochen des La-Brea-Mannes anging, war es Carter gelungen, ihre jüngste Entdeckung geheim zu halten. Nur er und Del wussten, dass der Mann etwas umklammert hatte, etwas Kostbares oder etwas, das ihm im Moment seines Todes wichtig gewesen war. Während jeder in der Pit 91 sich auf den hin und her schaukelnden Leichnam von William Blackhawk Smith konzentriert hatte, hatte Del rasch so viel Teer wie möglich von dem Gegenstand entfernt und ihn anschließend eingegipst, so dass er wie der Rest der Knochen damit bedeckt war. Carter war ihm sehr dankbar dafür. Wenn diese Entdeckung bekannt geworden wäre, hätte Gunderson, der nie seine Lehren aus etwas zog, garantiert sofort eine neue Presseerklärung rausgeschickt.
    »Den Wegzeichen nach müsste ein paar Meilen bergauf ein Wasserfall kommen«, sagte Del.
    »Manchmal ist er tatsächlich da«, erklärte Carter, »aber im Moment könnte es zu trocken sein.«
    »Das Risiko gehe ich ein«, sagte Del. »An einem Tag wie diesem ist alles besser, als unten in der Grube zu sein.«
    Ein Stückchen weiter vorn sah Carter ein junges Pärchen den Pfad hinaufschlendern, ein hispanischer Junge und ein blondes Mädchen in Shorts mit dem Schriftzug saftig über dem Hintern. Der Pfad war hier breiter als üblich, und der Junge hielt ihre Hand. Carter erinnerte sich, wie er früher mit Beth durch Schottland gewandert war und ihre Hand ergriffen hatte, als sie an einer Felsklippe standen. Für den Rest des Ausflugs hatte sie ihn Heathcliff genannt und er sie Cathy, »meine wilde, süße Cathy«, wie die Hauptfiguren in Emily Brontës Roman Sturmhöhe .
    Dieser tiefer gelegene Abschnitt des Pfads führte teilweise nahe an einem Wirtschaftsweg entlang, so dass man hier zwangsläufig ab und zu einen Wagen der Parkaufsicht oder durch die Bäume und Büsche sogar ein, zwei kleine Hütten sah. Carter wollte höher und weiter hinein in die Berge, und er vermutete, dass es Del ähnlich ging. Selbst, wenn man in die Berghänge hinaufschaute, sah man auf dem benachbarten Hang hier und da das Dach eines Hauses hervorlugen. Carter senkte den Blick und machte sich energischer und zielgerichteter an den Aufstieg. Sie überholten das händchenhaltende

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