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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Pärchen und schlugen an der ersten Gabelung den steileren Rundweg ein, der zum Wasserfall führte. Hinter sich hörte er Del marschieren und ihn ab und zu auf etwas besonders Sehenswertes hinweisen.
    »Gelbe Grasmücken auf drei Uhr. Pirole in dem Ahorn, an dem du gerade vorbeigehst.«
    Carter, der nicht aus dem Tritt kommen wollte, warf einen raschen Blick in die entsprechende Richtung und ging weiter.
    »Eine Gifteiche neben dem Pfad. Weich nach links aus.«
    Carter kannte sich in Flora und Fauna ziemlich gut aus, aber Del war ein wandelndes Lexikon. Es gab keine Vögel, Pflanzen oder Kriechtiere, die Del nicht auf hundert Schritte erkannt hätte und über die er nicht alles herunterrasseln konnte, von der allgemeinen Bezeichnung bis zum exakten wissenschaftlichen Namen. Er konnte einem haarklein erzählen, welche Bäume wo wuchsen, welche Vögel in ihnen nisteten, welche Nüsse und Beeren essbar waren und welche einen umbringen würden. Einmal war Del draußen mitten in der Pampa von einer ausgewachsenen Klapperschlange gebissen worden, zwei Stunden vom nächsten Krankenhaus entfernt – und er hatte überlebt, um die Geschichte erzählen zu können. Er hatte immer noch die Narbe am Oberschenkel, um sie beweisen zu können.
    »Hier müsste mal gründlich renoviert werden«, sagte Del, als sie zu einer verlassenen und mit Brettern vernagelten Hütte kamen, die von den Bäumen fast vollständig verborgen wurde. Carter hörte, wie er den Pfad verließ, um die Hütte zu erkunden. »Meinst du, ich könnte mir das Ding leisten?«, rief Del laut.
    Carter holte seine Wasserflasche aus dem Rucksack, nahm ein paar Schlucke und gesellte sich zu Del. Der Ort sah aus wie einem Grimm’schen Märchen entsprungen, mit schäbigen Holzwänden, einer Veranda mit zerbrochenen Bohlen und gesplitterten Brettern, die kreuz und quer vor das Fenster genagelt waren. Del stand im Schatten und band seine langen weißen Haare mit einem Gummiband zu einem festen Knoten zusammen.
    »Sieht nicht so aus, als wäre es jemals ein Rangerposten oder so etwas gewesen«, sagte Del. »Es ist schon ziemlich sonderbar.«
    Carter las die kaum lesbaren Inschriften auf den Brettern. SM LIEBT MJ, mit einem Herz um die Initialen. DER SANDMANN HERRSCHT!, was auch immer das bedeuten mochte. Ein umgedrehtes Hakenkreuz. Wie die meisten Möchtegern-Nazis war auch dieser hier zu blöd gewesen, um das Zeichen richtig zu malen. Im schattigen Inneren der Hütte sah er nichts außer Dachsparren voller Spinnweben und einen alten hölzernen Schaukelstuhl.
    Der hin- und herschaukelte.
    Carter schob seine Sonnenbrille hoch und spähte noch einmal hinein. Jetzt konnte er mehr erkennen. Eine schmutzige Matratze in der Ecke, daneben ein Glas und ein Zinnteller. An einem Nagel hing eine staubige Laterne. Doch es befand sich niemand im Raum.
    »Überlegst du, ein Angebot abzugeben?«, sagte Del. »Ich habe sie nämlich zuerst gesehen.«
    »Nein, du kannst sie gerne haben«, sagte Carter und suchte immer noch den kleinen Raum ab. »Aber ich denke, dass sie möglicherweise schon besetzt ist.« Der Stuhl hatte aufgehört zu schaukeln und stand jetzt so still und verlassen da wie alles andere.
    »Besetzt von was?«, sagte Del, trat neben Carter und blickte in das dämmrige Innere. »Ich sehe nichts.« Er ging nach links und untersuchte das verrostete Schloss und die Kette, die am Riegel hingen. »Ich schätze, wir werden den Makler anrufen müssen, wenn wir eine Führung haben möchten.«
    »Das denke ich auch«, sagte Carter und trat vom Fenster zurück. Er wusste nicht genau, warum, doch er wollte sich hier nicht länger herumdrücken. Er wollte raus aus dem Schatten und wieder ins Sonnenlicht – selbst in das diesige Sonnenlicht, das der heutige Tag zu bieten hatte.
    »Ein Wasserfall direkt vor uns wäre jetzt nicht schlecht«, sagte Del.
    »Mach dir lieber keine Hoffnung«, sagte Carter, während er durch das hohe Gras auf den Pfad zurückstapfte.
    Von hier aus wurde der Aufstieg steiler, und obwohl es im Vergleich zu den richtigen Wildnisklettereien, die Carter und Del gemacht hatten, ein Witz war, mussten sie doch aufpassen, wohin sie traten. Der Pfad war steinig und voller Wurzeln oder wurde unvermittelt abschüssig. Ab und zu wurde in den Nachrichten von Leuten berichtet, die von einer Schlange gebissen oder von einem hungrigen Puma angefallen worden waren, obwohl Letzteres äußerst selten vorkam. Carter musste an den Central Park in New York denken und an die vielen

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