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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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irgendwelche entfernten Ahnen, die vor einem Jahrtausend auf dem anderen Ende der Welt gelebt hatten.
    »Will er damit andeuten, wir hätten ihn gezwungen, Edens wilde Tiere zu erschaffen? Dass er ausgenutzt wurde?«
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Beth. »Unter Schreibern und Illustratoren war es gängige Praxis, sich über ihre Auftraggeber zu beschweren.«
    Doch al-Kalli sah immer noch ziemlich aufgebracht aus, und er wirkte enttäuscht von dem, was er gerade gelesen hatte. Was hatte er zu lesen oder zu finden gehofft? Einen Hinweis auf irgendeinen anderen Schatz? Ihrer Vermutung nach war der Mann bereits reich wie Krösus. »Ich möchte das Buch sehen«, sagte er.
    »Natürlich«, sagte Beth. »Ich bringe Sie hin.« Sie war einfach nur froh, ihn von Elvis wegzubekommen, der womöglich unwissentlich eine weitere Katastrophe auslösen würde. »Elvis«, sagte sie, ehe sie ging, »könntest du bitte Hildegard anrufen und Bescheid geben, dass wir kommen?« Sie wollte nicht, dass ihrer Lieblingsrestauratorin das widerfuhr, was ihr selbst gerade passiert war – ein Überraschungsbesuch.
    Der Spaziergang zum East Building, wo die Restauratoren ihre Werkstätten hatten, war nur kurz. Der Weg führte über einen schattigen Fußweg, der von einer Reihe perfekt getrimmter London-Platanen gesäumt wurde. Wenn man direkt auf den Baum am Ende schaute, verschwanden alle anderen schlanken Stämme dahinter. Beth stellte fest, dass al-Kalli noch immer den Papierstapel mit den Reklamanten umklammert hielt. Beth schob ihre Ausweiskarte durch den Schlitz an der Tür, und die elektronischen Schlösser wurden entriegelt. Sie begleitete al-Kalli und den schweigsamen Jakob in den Aufzug und hinunter zu den Werkstätten. Hildegard, eine große, respekteinflößende Frau in den Sechzigern, bevorzugte formlose Kleider, deren Farben mit etwas gutem Willen als Erdtöne durchgehen konnten. Sie arbeitete an einem großen Edelstahltisch, an dessen Rand Klemmleuchten befestigt waren, die gefiltertes Licht abgaben.
    Beth wusste, dass sie nicht gerne bei der Arbeit gestört wurde, aber sie hatte nicht die Absicht, al-Kalli einen kurzen Blick auf seinen Schatz zu verweigern.
    Hildegard wischte sich eine graue Haarsträhne aus der Stirn und begrüßte al-Kalli höflich, wenn auch nicht gerade herzlich. Das Buch lag auf dem Tisch vor ihr, und zu Beth’ Entsetzen war der kostbare Einband vollständig entfernt worden und lag auf einem anderen Tisch hinter ihr. Sie konnte sich ausmalen, wie al-Kalli reagieren würde.
    »Wie kommst du voran?«, beeilte sie sich zu sagen, um einer möglichen Explosion zuvorzukommen.
    »Langsam. Die Bretter bestehen aus Buchenholz, was ziemlich ungewöhnlich ist, aber sie sind überraschend robust und kaum beeinträchtigt. Im Inneren des Buchrückens gibt es Anzeichen von Trockenfäule, und die Lederriemen sind so brüchig wie Zweige, aber bei einer so alten Handschrift wäre es eine Überraschung, keinerlei solche Schäden zu finden.«
    »Was haben Sie getan?«, fragte al-Kalli schließlich und betrachtete seinen zerlegten Schatz. »Sie haben den Einband vom Buch gerissen? Er ist niemals vom Buch getrennt gewesen, nicht einmal in über tausend Jahren!«
    »Da irren Sie sich«, sagte Hildegard. Sie war keine Frau, die vor einem anderen Menschen katzbuckelte. »Ich würde sagen, der vordere Einband wurde mindestens zweimal entfernt und wieder angefügt. Wann, kann ich noch nicht sagen. Aber es wurde vermutlich von einem Goldschmied oder einem anderen Künstler gemacht, von jemandem, der mit dem Elfenbein arbeiten oder die Saphire ersetzen wollte.«
    Al-Kalli legte die Seiten mit den Reklamanten auf den Tisch und ging zum Einband. Er berührte ihn mit den Fingerspitzen, so wie man zärtlich den Kopf eines Babys streichelte. Hildegard warf Beth einen Blick zu, der sagte Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man mich stört , und Beth formte mit dem Mund ein stummes Tut mir leid .
    »Was müssen Sie noch tun?«, fragte al-Kalli resigniert. »Muss an dem Buch sehr viel repariert werden?«
    Hildegard drehte sich auf ihren Hocker um, ihr großer brauner Rock hing beinahe bis zum Boden herunter. »Nicht so viel, wie man hätte erwarten können.« In ihrer Stimme lag jetzt ein herzlicherer Ton, weil sie sah, wie sehr al-Kalli an seiner Handschrift hing. Sie konnte diese Rührseligkeit sehr gut nachvollziehen. Außerdem hatte er ihr eine Frage zu ihrem Fachgebiet gestellt, ein Thema, über das sie sich mit größtem

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