Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
Vom Netzwerk:
waren. Ist da nicht neulich erst jemand gestorben? Greer hatte so etwas in den Lokalnachrichten aufgeschnappt – ein anderer Indianer war reingefallen oder so etwas und ertrunken.
    Aber in der Sendung schien es nicht darum zu gehen. Offensichtlich ging es um ein paar richtig alte Knochen, die dieser Running Horse zurückhaben wollte, aber der andere Typ wollte sie zuerst untersuchen. Dieser Cox war groß und gut in Form, trug eine khakifarbene Stoffhose und ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Immer wieder redeten sie über etwas, das sie NAGPRA nannten.
    »Die Verfügungen des NAGPRA sind seit 1990 in Kraft und genau für Fälle wie diese zuständig«, sagte Running Horse.
    »Wovon reden die da?«, fragte Greer. »Was ist dieses NAGPRA?«
    »Native American Graves irgendwas«, erklärte seine Mutter hastig. »Es geht darum, dass du, wenn du ihre Knochen oder … heiligen Gegenstände … ausgräbst, sie dem Stamm zurückgeben musst.«
    Greer nahm einen tiefen Schluck von dem kalten Bier. »Hört sich für mich an wie ein Fall von wer’s gefunden hat, darf es behalten.«
    »So einfach ist das nicht«, sagte seine Mutter. »Hör einfach zu, Derek, vielleicht lernst du noch etwas.«
    »Aber diese Überreste sind mehrere tausend Jahre älter als jeder bekannte Stamm«, sagte Cox gerade. »Selbst wenn man sie zurückgäbe, wem sollte man sie überlassen? Welchem Stamm? Wo? Diese frühen Menschen sind gewandert, oftmals über große Strecken.«
    »Sie müssen dem Stamm zurückgegeben werden, dessen geehrter Vorfahr er war«, erwiderter Running Horse.
    »Gut«, sagte Cox. »Aber solange Sie uns nicht gestatten, die Überreste zu untersuchen, werden wir nicht einmal herausfinden, zu welchem Stamm er gehörte.«
    »Dann hätten Sie vielleicht darüber nachdenken sollen, bevor Sie seine Knochen gestört haben.«
    »Wir haben seine Knochen nicht gestört, wie Sie es nennen. Wir machen in den Teergruben Ausgrabungen und suchen nach Fossilien von frühen nordamerikanischen Tieren. Mastodonten, Riesenfaultieren, Säbelzahnkatzen. Wir sind nicht gerade in eine geweihte Begräbnisstätte eingebrochen und haben angefangen, die Grabsteine umzudrehen.«
    »Wir Native Americans«, sagte Running Horse und wandte seine Aufmerksamkeit dem neutralen Gastgeber zu, der zwischen ihnen saß, »werden seit Jahrhunderten wie Sklaven behandelt, wie Gegenstände …«
    Greer fand, dass er übertrieb.
    »… seit der völkermörderischen Invasion der europäischen Eroberer. Unsere heiligsten Stätten wurden geschändet, unsere kostbarsten Gegenstände, wie Keramiken und Stoffe, wurden geraubt, und selbst unsere sterblichen Überreste werden Mutter Erde und ihren Ruhestätten entrissen und in Glaskästen in Museen zur Schau gestellt.«
    »Die La-Brea-Frau wird nicht ausgestellt«, konterte Cox.
    »Aber sie ist auch nicht in der Erde«, fuhr Running Horse fort. »Liegt sie in einem Aktenschrank? Einer Pappschachtel? Einem Tresor?«
    Cox schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte.
    »Es besteht doch ein Unterschied«, mischte sich der Moderator ein, »zwischen der Rückführung der sterblichen Überreste und ihrer Ausstellung. Sollten wir nicht …«
    »Ich werde Ihnen sagen, wo sie ist«, sagte Cox. Er ignorierte den Beitrag des Moderators vollkommen und beugte sich zu Running Horse vor. Greer überlegte, ob seine Mutter sich das anschaute, weil sie fand, dass dieser Carter Cox gut aussah.
    »Sie ist in der Luft«, sagte Cox. »Und im Ozean. Sie ist im Himmel, in den Wolken und im Regen. Ist es nicht das, woran Sie glauben? Dass wir alle zum Universum zurückkehren, zum Großen Geist? Denn dort ist sie. Ihr Skelett, das wenige, das wir davon haben, ist nur der physische Rest, das unwichtige, bedeutungslose, versteinerte Überbleibsel eines menschlichen Lebens.«
    »Warum wollen Sie es dann haben?«, hielt Running Horse dagegen, doch selbst Greer begriff, dass das ein falsches Argument war.
    »Weil wir, indem wir ihre Überreste untersuchen, mehr über sie erfahren können. Darüber, wie sie gelebt hat und wie sie gestorben ist. Sie sollten aufhören, in den Überresten eine tote Seele zu sehen. Wir können herausfinden, woher wir alle kommen, und vielleicht, wohin wir alle gehen. Wir können sie auf eine Weise ehren, genau, wie wir jetzt auch den La-Brea-Mann ehren werden, wie es ein einfaches erneutes Begraben ihrer Knochen niemals könnte. Wir können sie würdigen, indem wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf ihren Tod lenken,

Weitere Kostenlose Bücher