Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Parkplatz erreichten, fragte Carter: »Welcher Wagen gehört euch?«
Luis deutete auf einen roten Trans Am mit Speichenrädern. Und vier platten Reifen.
»Verdammt«, sagte Luis.
»Woher wussten die, dass das deiner ist?«, fragte Del.
»Sie wussten es nicht«, sagte Carter und sah sich die anderen drei oder vier Wagen, einschließlich seines eigenen, auf dem Parkplatz an. Alle hatten zerstochene Reifen.
»Immerhin sind sie gründlich«, sagte Del.
»Wir können zum nächsten Gelson’s laufen«, sagte Lilly zu Luis, der sie immer noch keines Blickes würdigte. »Von da aus kann ich meine Mum anrufen.«
»Vielleicht solltet ihr zuerst die Polizei anrufen«, sagte Carter, »und Anzeige erstatten. Ich habe ein Handy in meinem Wagen.«
»Nein!«, platzte Luis heraus. »Keine verdammte Anzeige!« Er wirbelte herum und starrte Lilly an. »Es ist nichts passiert – okay?«
»Wenn du nicht anrufst, mache ich es«, sagte Carter.
Luis starrte Carter ebenfalls finster an. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber ich verschwinde.«
Dann setzte er sich in Richtung Sunset Boulevard in Bewegung, mit blutigen T-Shirt und Jeans. Lilly drehte sich noch einmal um und winkte Carter und Del zum Abschied zu, ehe sie ihm langsam folgte.
»Keine gute Tat«, sagte Del, »bleibt ungestraft.«
Carter nickte.
»Aber lass uns zuerst die Pannenhilfe anrufen«, fügte Del hinzu. »Ich weiß aus Erfahrung, dass es eine Weile dauern kann, bis sie kommen.«
21. Kapitel
»Was meinst du damit, er frisst nicht?«, fragte al-Kalli in kalter Wut.
Rashid, dem Tierpfleger, ging sichtlich der Hintern auf Grundeis.
»Ich habe selbst gesehen, wie er den Mann getötet hat«, sagte al-Kalli und stand von seinem Sessel hinter dem verschnörkelten Schreibtisch in der Bibliothek auf. »Ich habe gesehen, wie er ihn vom Baum gezogen hat. Wie er seinen Leichnam in die Höhle geschleppt hat.«
Rashid, in einem makellosen weißen Laborkittel, nickte heftig, um seine Zustimmung zu bekunden. »Gewiss, ich bin sicher, dass das stimmt. Ich bin sicher, dass es genau so passiert ist.« Rashid, der an jenem Abend aus dem Bestiarium verbannt worden war, wusste nicht genau, was vorgefallen war. Aber er kannte seinen Herrn und konnte es sich deshalb ziemlich gut vorstellen. Und er hatte die Überreste im Inneren der Höhle gesehen.
Die größtenteils ungegessenen Überreste.
»Aber das Tier hat seine Gewohnheiten nicht verändert, seit … nicht seit …« Er wusste weder, wie er den Satz beenden sollte, noch war es nötig. Nicht, seit das Tier seinen Gefährten verloren hatte . Rashid wollte diese traurige Tatsache ungern aussprechen, aus Angst, al-Kallis Zorn erneut zu entfachen. Er wusste nur zu gut, wem man dafür die Schuld geben würde.
»Und die anderen Tiere?«
Rashid schluckte hart und log. »Prachtartig. Es geht ihnen allen prachtartig«, sagte er und benutzte eines seiner englischen Lieblingswörter, das er während seiner Ausbildung an der amerikanischen Schule in Kairo gelernt hatte. In Wirklichkeit zeigten mehrere der Tiere merkwürdige Symptome und benahmen sich seltsam. Der Vogel verlor lange Federn mit brüchigen Kielen, die größeren Tiere hatten Schwierigkeiten beim Atmen und blickten einen mit einem lustlosen Ausdruck an. Die plötzliche Vertreibung von dem Gelände im Irak, die lange Reise nach Amerika, die neuen, unvertrauten Gehege – in Rashids Augen hatten sich die Geschöpfe niemals vollständig davon erholt. Egal, was er unternahm, egal, welche neuen und innovativen Methoden er ausprobierte, sei es die Umstellung der Ernährung oder Veränderungen an der Lufttemperatur und -zusammensetzung im Inneren der Anlage, er fand einfach keine Möglichkeit, ihre frühere Gesundheit und Pracht wiederherzustellen.
In vielen dunklen Nächten hatte er sich ausgemalt, selbst zur Mahlzeit für die Tiere zu werden. Er wusste, dass al-Kalli dazu fähig wäre.
»Ich werde später noch einmal vorbeikommen und mir die Sache selbst ansehen. Geh und sag Jakob, er soll den Wagen bringen.«
»Ja, Sir. Wird sofort erledigt.« Mit einer Reihe von Verbeugungen ging Rashid rückwärts aus dem Raum. Ehe er die Tür schloss, hörte er al-Kalli rufen: »Pracht voll ! Pracht voll !«
Al-Kalli würde ihn nur zu gern den Tieren zum Fraß vorwerfen, doch so einfach war das nicht. Rashid und seine Vorfahren hatten sich schon immer um die Geschöpfe gekümmert, und obwohl al-Kalli seine Zweifel hatte, was Rashids Intelligenz und seine Fähigkeiten
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