Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
anbelangte, wusste der Mann immer noch mehr über die Tiere als sonst irgendjemand.
Wie sollte al-Kalli, angesichts der außergewöhnlichen Zusammenstellung seiner Menagerie, jemanden finden, der mehr wusste oder vertrauenswürdiger war?
Er griff zum Telefon, um kurz im Getty anzurufen und anzukündigen, dass er vorbeikäme, um sich vom Fortschritt der Arbeiten zu überzeugen, doch dann legte er den Hörer wieder hin. Nein, warum sollte er sie vorwarnen? Warum sie nicht einfach überraschen und auf diese Weise herausfinden, wie eifrig sie das Projekt vorantrieben, das er ihnen anvertraut hatte?
Die gepanzerte Limousine wartete draußen in der Wagenauffahrt, und sobald al-Kalli aus dem Haus trat, öffnete Jakob die Beifahrertür. »Ins Museum« war alles, was er zu sagen brauchte.
Während der Fahrt blickte er durch das getönte hintere Fenster hinaus in den heißen, sonnigen Tag. Es war hier gar nicht so viel anders als im Nahen Osten. Ohne die ständige Bewässerung, die es sogar auf dem Höhepunkt der Dürreperiode gab, würde sich Los Angeles vollkommen in das zurückverwandeln, was es von Natur aus sein wollte – eine Wüste. Bis auf die Palmen würden alle Bäume absterben, die Rasenflächen würden verdorren, braun werden und davongeweht werden, die Rosen würden vertrocknen und die Bougainvilleen würden eingehen.
Und die Menschen? Die Menschen würden sich zerstreuen in andere, gastlichere Gegenden.
Ein Hundesitter mit einem halben Dutzend Hunden an einem Gewirr aus Leinen ging auf der anderen Straßenseite entlang. Die Hunde ließen die Zungen heraushängen, und ein paar von ihnen blieben stehen, um etwas vom Boden aufzuschlecken.
Warum, fragte sich al-Kalli, gediehen seine Geschöpfe nicht? Die Umgebung war zwar fremd, unterschied sich aber gar nicht so sehr von ihrer Heimat. Er hatte so viele von ihnen gerettet, wie es die Gefahr und die knappe Zeit zuließen. Er hatte keine Kosten gescheut, hatte alles getan, was er konnte, um ihnen ein sicheres, abgeschiedenes und behagliches Zuhause zu schaffen. Er hatte alles getan, um das Vermächtnis seiner uralten Familie zu bewahren und ihre geheimnisvolle Macht zu erhalten, denn er glaubte daran, dass diese Dinge auf irgendeine unbeschreibliche Weise mit den Tieren selbst verknüpft waren.
Und jetzt waren die Tiere in Gefahr.
Er wusste, dass Rashid ihn in der Bibliothek belogen hatte. Er war schließlich nicht blind und konnte sehen, dass die anderen Tiere ebenfalls schwächer wurden. Ihre Schreie waren nicht mehr so laut, die Augen nicht mehr so glänzend, das Fell nicht mehr so dicht oder die Haut nicht mehr so straff. Irgendetwas geschah, und er musste einen Weg finden, es aufzuhalten.
Beim Getty wurde sein Wagen automatisch zu einem reservierten Bereich für besondere Besucher und Gäste durchgewinkt. Der Platz vor dem Museum war heute mit Touristen überfüllt, die Stadtpläne und gekühlte Getränke umklammerten und die klebrigen Hände ihrer Kinder festhielten. Doch wie meistens bei solchen Leuten, wussten sie, dass sie für al-Kalli den Weg frei zu machen hatten. Er hatte etwas an sich, seine makellose Kleidung, seine majestätische Haltung, seine Aura , wie er gerne glaubte, das sie veranlasste, zurückzutreten und innezuhalten, wenn er vorbeischritt. Dass Jakob, eindeutig sein Bodyguard, zwei Schritte hinter ihm lief, entging ihnen sicherlich ebenso wenig.
Als er das Forschungsinstitut betrat, in dem Beth Cox arbeitete, und an anderen Büros und Arbeitsnischen vorbeischritt, schien eine Brise aus Interesse und Aufmerksamkeit durch den Korridor zu wehen. Beth’ Tür stand offen, und sie saß neben einem sehr blassen Jungen, der nicht älter aussah als al-Kallis Sohn Mehdi.
»Mr al-Kalli!«, sagte Beth überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass Sie kommen wollten.« Sie stand auf und strich ihren Rock glatt, während der Junge weiterhin auf der Computertastatur tippte. »Elvis«, sagte sie und stupste ihn an der Schulter, »dies ist der Besitzer von Edens wilde Tiere .«
Elvis drückte noch rasch hintereinander eine Reihe von Tasten, dann blickte er auf und sagte: »Hi. Das Buch ist echt total cool.« Dann wandte er sich wieder ab und starrte erneut auf den Bildschirm.
Al-Kalli betrachtete das Durcheinander auf dem Schreibtisch, doch von dem Buch selbst sah er keine Spur. Stattdessen entdeckte er lateinische Wörterbücher und Farbkopien von verschiedenen, wahllosen Seiten, die er aus Edens wilde Tiere kannte.
Es fiel Beth nicht schwer,
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