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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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»Ich hole einen Lappen.«
    »Nicht nötig.« Ich hob mein Handy und wischte den Fleck mit meiner Serviette weg. »Sie haben ja keine Ahnung, wie oft ich dieses Ding verfluche.«
    Nellies Mund blieb fest geschlossen.
    »Vielleicht interessiert Sie das.« Wie beiläufig schaute ich auf das Foto. »Ich glaube, diese Frau wurde in Yellowknife geboren.« Ich hielt das Handy höher, damit Nellie das Display sehen konnte. Doch sie starrte auf ihre Schuhe. »Ihr Name ist Annaliese Ruben.«
    Keine Reaktion.
    »Kennen Sie sie?«
    Nichts.
    »Ich glaube, sie könnte erst vor Kurzem nach Yellowknife zurückgekehrt sein. Aus Edmonton.«
    »Ich muss wieder an die Arbeit.«
    »Ich muss sie finden, es ist wichtig.«
    »Ich muss noch das Büfett fertig herrichten, bevor ich gehen kann.«
    »Ich kann ihr vielleicht bei einem Problem helfen.«
    Am anderen Ende des Saals standen Waldschrat und Kollege vom Tisch auf und wandten sich zum Gehen. Nellie schaute ihnen nach.
    Sekunden verstrichen.
    Ich war mir sicher, dass Nellie wusste, wer Ruben war, vielleicht sogar, wo sie war. Ich wollte eben einen letzten Versuch wagen, als sie fragte: »Was für ein Problem?«
    »Tut mir leid. Das wäre ein Vertrauensbruch.«
    Nun schaute Nellie mich endlich an. Ich spürte, dass sie versuchte, meine Gedanken zu lesen. »Geht’s um Horace Tyne?«
    »Was wissen Sie über Tyne?«, bluffte ich mit Wissen, das ich gar nicht hatte.
    »Was wissen Sie über Tyne?« Nellie hatte das offensichtlich durchschaut.
    Langsam, Brennan. Verschreck sie nicht.
    »Hören Sie, Nellie. Ich kann gut verstehen, dass Sie keinen Grund haben, mir zu trauen. Aber ich versuche wirklich, Ruben zu helfen. Ich will ihr nichts Böses.«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein.«
    Ihr Gesicht versteinerte sich blitzartig.
    Falsche Antwort. Kleines Hotel. Große Gerüchteküche. Zweifellos hatte Nellie Gerede über Ryan und Ollie gehört.
    »Aber ich bin mit zwei Polizeibeamten hier.« Ich versuchte, die Scharte auszuwetzen. »Die wissen aber nicht, dass ich Ihnen diese Fragen stelle.«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Wir glauben, dass Ruben sich möglicherweise selber in Schwierigkeiten gebracht hat.«
    »Und die Polizisten wollen sie retten.«
    »Ja.«
    Wortlos drehte Nellie sich um und ging davon.
    Während ich meine inzwischen kalten Eier aß, überlegte ich, was ich bis jetzt an diesem Morgen erreicht hatte. Ich hatte mir selber mit einem Traum Angst eingejagt, dann eine amateurhafte Analyse des Inhalts durchgeführt. Ich hatte mir in die Karten schauen lassen, was Annaliese Ruben anging. Und ich hatte es mir mit einer Informantin verscherzt, die wissen könnte, wo sie sich aufhielt.
    Aber ich hatte einen Namen herausgefunden. Horace Tyne.
    Brillant. Ryan würde mich wahrscheinlich für die Detective-Prüfung vorschlagen.
    Ich stupste das braune Ding an. Das irgendwann in seinem Leben vielleicht einmal Gemüse gewesen war.
    Eine andere Kellnerin erschien und führte, mit viel Klappern und Klirren, die Vorbereitungen für das Frühstücksbüfett weiter.
    Ich hob den Becher, um den Rest Kaffee auszutrinken. Mitten in der Bewegung hielt ich inne.
    Nellie hatte gesagt, es sei ihre Aufgabe, das Büfett zu organisieren. Erst dann könne sie gehen.
    Wo war sie also?
    Nachdem ich meinen Namen und die Zimmernummer auf die Rechnung geschrieben und sie abgezeichnet hatte, stürzte ich in die Hotelhalle.
    Nellie lief eben durch die Vordertür.
    Ryan anrufen? Ollie?
    Nellie verschwand bereits die Einfahrt hinunter.
    Ich rannte hinter ihr her.

18
    Morgennebel, dick wie Omas Bratensoße, wirbelte im Schein des Hotelschilds. Obwohl die Sonne den nächtlichen Himmel nie wirklich verlassen hatte, musste sie sich für den Tagesanbruch erst wieder organisieren.
    Mit anderen Worten, die Sicht war beschissen.
    Aber ich hatte den Vorteil der Höhe. Nellies Oberkörper war zwar in eine dicke graue Jacke gehüllt, die mit dem Nebel verschmolz, doch ihr leuchtend roter Rock war gut zu erkennen. Als ich unter dem Vordach hervortrat, verschwand das scharlachrote Signal eben um die Biegung.
    Ich lief die Straße hinunter. Ich bezweifelte zwar, dass Nellie eine Verfolgerin bemerken würde, hielt mich aber trotzdem an der Innenseite der Biegung. Auf halber Strecke nach unten war mein Objekt plötzlich verschwunden. Ich lief schneller. Am Fuß des Hügels schaute ich nach links und nach rechts. Der rote Rock schwang den Veterans Memorial Drive entlang, der um diese Tageszeit so gut wie verlassen war.
    Als ich

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