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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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für mich? Was würde ihr das nützen?
    Ich zog mein iPhone aus der Tasche. Das Ding reagierte mit ein bisschen mehr Enthusiasmus als zuvor, funktionierte aber immer noch nicht richtig.
    Unwichtig. Ich musste zu Ruben.
    Bei dem Garten blieb ich noch einmal stehen. Zen und die Kunst, Babys zu ermorden. Merkwürdig. Aber diesen Satz schickten mir meine grauen Zellen.
    Der Mond schien als verwaschene Sichel, die weichgezeichnete Schatten von aufgestapelten Steinen und toten Pflanzen auf den feuchten Kies darunter warf.
    Ich spähte ins gespenstische, dunstige Halbdunkel vor mir. Sah nur dunkle Umrisse, von denen ich wusste, dass es Kiefern waren.
    Ich zog meine Taschenlampe heraus und schaltete sie ein, um mir zu leuchten. Aber auch, um Ruben wissen zu lassen, dass ich kam.
    Kaum atmend eilte ich vorwärts.
    Ich war schon fast an der Baumgrenze, als eine einzelne Gestalt sich in den Schatten materialisierte. Undeutlich. Streifig im Nieselregen.
    Die Gestalt blieb bewegungslos, das Gesicht ein blasses Oval, das in meine Richtung blickte.
    Ich wägte unterschiedliche Taktiken ab. Gut zureden? Überzeugen? Zwingen?
    Ganz ruhig. Lass mich dir helfen. Oder soll ich die Jungs mit den Marken und Knarren rufen? Wie willst du es haben, Annaliese?
    Ich ging weiter, das Licht aus meiner Lampe perlte im Regen.
    Gott, hoffentlich trägt sie keine Waffe.
    Ich betrat den Wald.
    Als würde sie meine Gedanken lesen, hob Ruben beide Hände und trat in meinen Lichtkegel.
    Sie war klein und fettleibig, wie Mediziner es nennen würden. Ihre Haare waren lang und dunkel, das Gesicht konnte man als hübsch auf eine pausbäckig kindliche Art bezeichnen.
    Tank saß ihr zu Füßen.
    Rubens Botschaft war klar. Sie trug keine Waffe und wollte mir nichts Böses.
    Zwei Augenpaare beobachteten, wie ich auf sie zu kam.
    Bevor ich etwas sagen konnte, drehte Ruben sich, die Arme seitlich weggestreckt, um die eigene Achse. Auch Tank lief zu ihren Füßen im Kreis, als wollte auch er zeigen, dass er keine Gefahr darstellte.
    Dann schaute sie mich direkt an. Tank stellte sich auf die Hinterläufe und legte ihr die Vorderpfoten auf die Knie. Sie griff nicht nach unten, um ihn zu streicheln.
    »Wir haben dich gesucht, Annaliese.«
    »Habe ich gehört.«
    »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Sie haben meiner Schwester Angst eingejagt.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich will, dass Sie damit aufhören.«
    »Wenn du bereit bist, mit der Polizei zu reden.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Die wird behaupten, dass ich schlimme Dinge getan habe.«
    »Hast du?«
    »Ich tue es nicht mehr.«
    »Du kannst die Hände runternehmen.«
    Sie tat es. Tank sprang ihr in die Arme.
    »Erzähl mir von deinen Babys.«
    »Babys?« Ihre Verwirrung klang echt.
    »Ihretwegen suchen wir nach dir.«
    Sie legte die Stirn in Falten. Sie schaute zu ihrem Hund hinunter. Er schaute zu ihr hoch. Sie kraulte sein Ohr. »Ich dachte, es geht um die Männer.«
    »Welche Männer?«
    »Die Männer, die mir Geld gegeben haben.«
    Sie dachte, wir wollten sie verhaften, weil sie auf den Strich gegangen war.
    »Die Polizei will wissen, was mit deinen Babys passiert ist.«
    Sie sagte nichts.
    »Hast du sie getötet?«
    Der Regen hatte das Fell auf Tanks Kopf zu feucht stacheligen Strähnen zusammengeklebt. Ruben begann nun, mit nervösen Bewegungen an ihnen zu zupfen.
    »Hast du den Babys etwas getan?«
    Die Finger wurden noch erregter.
    »Wir haben vier gefunden, Annaliese. Drei in Saint-Hyacinthe und eins in Edmonton.«
    »Sie haben die Babys gefunden.« Ausdruckslos.
    »Ja.«
    »Sie sind gestorben.«
    »Wie?«
    »Sie mussten.«
    »Warum?«
    »Sie konnten nicht leben.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe ihnen was Schlechtes gegeben.«
    »Annaliese.« Scharf.
    Ruben hörte auf, an Tanks Fell zu zupfen, und drückte ihn sich an die Brust.
    »Schau mich an.«
    Sie hob langsam den Kopf, doch ihr Blick blieb gesenkt.
    »Ich habe sie in Handtücher eingewickelt«, sagte sie.
    »Was meinst du damit, du hast den Babys was Schlechtes gegeben.«
    »Etwas innen drin.«
    Ich konnte ihr nicht folgen, fragte aber nicht nach. Dafür war später noch Zeit. »Weißt du, wer die Väter sind?«, fragte ich.
    Annaliese starrte weiter auf Tank hinunter. »Bitte sagen Sie es Nellie nicht.«
    »Du wirst das mit den Babys der Polizei erklären müssen«, sagte ich.
    »Ich will nicht.«
    »Du hast keine andere Wahl.«
    »Sie können mich nicht zwingen.«
    »Doch. Das kann ich schon.«
    »Ich bin kein schlechter Mensch.«
    Während

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