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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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geklammert habe.
    Ab hier erstreckt sich die Landschaft meilenweit flach wie eine Flunder und die Sonne glitzert auf dem Schnee. Nur das Krächzen der Krähen, die auf den kahlen Bäumen sitzen, durchbricht die Stille.
    Ich finde die Spur, die ich hinterlassen habe, als ich in blinder Panik zum Pfahl gerannt bin. Sie ist kreuz und quer von neuen Reifenspuren durchschnitten.
    Sonst nichts. Keine Monsterspuren.
    Ich starre in den Graben jenseits des Pfahls. Da geht’s ganz schön tief runter. Ein Wunder, dass ich mir nichts gebrochen habe. Außer meinem Verstand.
    Schwer, von hier aus etwas zu erkennen. Ich meine, die Stelle gefunden zu haben, wo ich abgerutscht und bis zum Boden runtergeschlittert bin. Die Schneedecke ist abgekratzt und gibt den Blick auf den harten braunen Schlamm darunter frei.
    Außer mir hat hier nichts und niemand eine Spur hinterlassen.
    Soll ich mir das aus der Nähe angucken?
    Ich stelle mich an die Kreuzung und drehe mich einmal schnell im Kreis, wobei der festgestampfte Schnee unter meinen Füßen knirscht. Die Straßen durchschneiden Felder unangetasteten Pulverschnees, in der Ferne schiebt sich ein einsames Auto durch die Landschaft.
    Wie viel Wahres ist dran an letzter Nacht?

    Ich muss es wissen. Also gehe ich zu der Stelle der Böschung, wo ich vor weniger als zehn Stunden aus meinem mondbeschienenen Grab geklettert bin. Ich halte mich an denselben Wurzeln fest, als ich nun nach unten rutsche. Mein Rucksack baumelt an meiner Schulter hin und her.
    Ich erkenne den Pfad wieder, den meine Turnschuhe in den Schnee getreten haben, und folge ihm bis zu der Stelle, an der ich abgestürzt bin. Der Boden sieht aus, als wäre er aus Beton. Wenn mein Schädel da draufgekracht ist, kann man es meinem armen Hirn nicht verdenken, dass es mir etwas vorgegaukelt hat.
    Ich schaue hoch, als oben auf der Straße ein Wagen vorbeipeitscht.
    Vielleicht hat mich gestern ja ein Auto erwischt, mich auf die Hörner genommen und in den Graben geschleudert. Alles ging so schnell. Ich kann mich nicht erinnern, einen Motor gehört oder Scheinwerfer gesehen zu haben. Aber vielleicht war ich auch einfach blind und taub vor Angst. Wer weiß?
    Wenn hier ein Kampf stattgefunden hätte, müsste der Boden doch aufgewühlt sein. Oder irgendwas.
    Das reicht! Raus hier.
    Aber da sehe ich sie.
    Gut einen halben Meter von der Stelle entfernt, wo ich reingefallen bin, sind ein paar Spuren im Schnee. Ich kauere mich hin, um sie mir genauer anzusehen.
    Es sind mehrere Löcher, die durch den leichten Schneeüberzug in den gefrorenen Schlamm darunter gestanzt wurden. Fast als wären sie mit einem Eispickel gemacht worden. Ich
zähle acht Löcher. Sauber in den Boden eingestochen, formen sie ein umgedrehtes großes U.
    Krallenspuren? Von einer Tatze mit acht Krallen? Das kann nicht sein.
    Unterhalb der Löcher wurde der Schnee von etwas, das deutlich schwerer war als ich, zu einer Eisplatte zusammengepresst. Der Abdruck ist riesig. Da passen locker zwei meiner Schuhe Größe 44 rein, in diesen... diesen was? Pfotenabdruck? Fußabdruck?
    Was ist das hier?
    Wer weiß das schon? Ich weiß jetzt nur, dass ich mir letzte Nacht nicht alles eingebildet habe. Da war irgendein Tier hier unten bei mir.
    Ich finde eine zweite Spur. Sie sieht genauso aus wie die erste und prangt ein Stück weiter, wo ich flach auf dem Boden gelegen habe.
    Die Erinnerung daran, wie das Ding über mir gekauert hat, blitzt in meinem Kopf auf. Der klaffende Schlund. Die Rasiermesserzähne. Und die lange bleiche Zunge, die dazwischen hervorschoss.
    Panik hämmert auf mein Herz ein wie auf eine Boxbirne. Mein Atem kommt als abgehacktes Keuchen aus meinem Mund. Ich bin wieder da, wo ich vor zehn Stunden war - in der Finsternis.
    Ich beuge mich vor und zwinge mich, meinen Kopf auszuschalten. Nicht denken, einfach nur atmen. Ein kalter Schweißtropfen sickert mir wie die Spitze eines Eiszapfens den Rücken hinunter. Es dauert eine Minute, bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle habe.

    Zeit abzuhauen.
    Aber erst hole ich mein Handy raus und knipse schnell ein paar Bilder von den Spuren, wobei ich meinen Fuß daneben stelle, um den Größenvergleich zu haben.
    Ich bin ein Stadtkind, ich hab keine Ahnung von der Wildnis und ihren tierischen Bewohnern. Aber ich kann mir kein Tier vorstellen, das solche Spuren hinterlässt. Aber wer oder was auch immer sie gemacht hat, war real. Ich hatte keinen Albtraum.
    Ich stecke mein Handy wieder ein und ziehe mich an den

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