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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wurzeln aus dem Graben. Oben angekommen, fällt mir das Atmen wieder ein bisschen leichter.
    Ich bin längst zu spät dran für die Schule. Also jogge ich los, um etwas von dem Adrenalin abzubauen. Immer wieder schaue ich über die Schulter zurück, während ich auf die Abzweigung zur Schule zulaufe. Das gruselige Gefühl, beobachtet zu werden, ist verschwunden. Und trotzdem...
    Aber jetzt ist nichts da, nur herumstiebender Schnee unter stahlblauem Himmel. Die Große Leere. So groß, dass sie einen verschlingen könnte, ohne eine Spur zu hinterlassen. So leer, dass einen niemand schreien hören würde.
    Der Kopfschmerz pocht im Takt meiner rennenden Füße und Schnee knackt unter meinen Turnschuhen.
    Das ergibt alles keinen Sinn.
    Ich brauche ein größeres Gehirn. Und ich weiß, wo ich es finden kann.

sechs
    Das in den Grundstein der Schule eingravierte Datum ist wie harter Winter ausradiert worden. Aber das Gebäude selbst ist für die Ewigkeit gemacht, ein trotziger Bau aus rotem Backstein, der bisher alles überlebt hat, von Feuersbrünsten über Schneestürme bis hin zu einem Tornado, der direkt hinter dem inneren Baseball-Spielfeld aufgesetzt hat.
    Ich renne jetzt über das Außenfeld Richtung Hintereingang. Bin fünfzehn Minuten zu spät dran.
    Ich stemme die Tür auf und trete aus der eisigen Kälte in die staubige, trockene Heizungsluft hinein. Ein paar Augenblicke stehe ich nur zitternd da und warte darauf, dass meine Ohren kribbelnd wieder auftauen. Dann steige ich die Stufen zum ersten Stock hoch.
    Die Schule hat nur drei Klassenzimmer, in denen alle Schüler von der siebten bis zur zwölften Klasse unterrichtet werden. Wir sind hier nun mal in einer Klein stadt. In meinem Klassenzimmer sind die Elft- und Zwölftklässler zusammengepfercht, alle vierzehn Leute. Ist ein bisschen wie eine gespaltene Persönlichkeit. Aber entweder das oder man fährt jeden Tag eine Dreiviertelstunde nach Barrie und genauso lange wieder zurück.

    Auf dem Treppenabsatz angekommen, will ich gerade den Flur hinunterstürmen, als ich den Bullen sehe, der vor meinem Klassenzimmer steht und sich leise mit Miss Mercer unterhält. Wie vom Donner gerührt bleibe ich stehen. Meine Verwirrung und die Panik angesichts dessen, was ich im Graben entdeckt habe, sind auf der Stelle vergessen.
    Sie stehen mit dem Rücken zu mir. Noch haben sie mich nicht gesehen.
    Das riecht nach Ärger. Irgendjemand muss uns letzte Nacht bei dem Feuer gesehen oder Pikes Auto erkannt haben. Wir stecken knietief in der Scheiße. Soll ich abhauen, bevor sie mich sehen?
    Aber was würde das nützen? Dann wäre ich der Einzige in der Klasse, der fehlt. Und schon stünde Danny Quinn auf den Fahndungsplakaten von Harvest Cove.
    Ach, was soll’s, ich hab doch nichts getan! Ich hab nicht mal den Wagen gefahren. Und ein Mr Big zu essen, macht einen noch lange nicht zum Komplizen bei einer Brandstiftung.
    Also stapfe ich langsam den Flur hinunter. Knacki auf dem Weg zur Hinrichtung.
    Sofort schauen beide zu mir her.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sage ich zu Miss Mercer. »War wegen dem Schnee und so.«
    Lahme Ausrede, aber sie nickt nur. »Geh rein und setz dich, Danny. Wir kommen gleich nach.«
    Ich schlüpfe ins Klassenzimmer, wobei ich darauf achte, dem Bullen nicht in die Augen zu sehen.
    Als ich reinkomme, erstirbt die leise gemurmelte Unterhaltung auf der Stelle. Ich fange Ashs Blick auf, deute mit dem
Kopf kurz auf die Tür und forme »Polizei« mit den Lippen. Sie nickt unmerklich. Howie hat die Arme aufs Pult gelegt und den Kopf darin vergraben. Ich sehe zu Pike hin, der direkt hinter mir sitzt. Er hat ein irres Grinsen im Gesicht, als fände er das Ganze brüllkomisch.
    Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen, pflanze mich an mein Pult und starre auf Ashs Nacken. Mittlerweile reden wieder alle, nur unsere Reihe nicht, die aus Ash, mir, Pike und Howie ganz hinten besteht.
    Die Todeszellenreihe. Stumm warten wir auf unsere Hinrichtung.
    Miss Mercer kommt mit dem Bullen rein. »Das ist Officer Baker von der Ontario Provincial Police. Er hat euch was zu sagen, also hört gut zu. Officer?«
    Der Mann schaut von einem zum anderen. Er hat Augenbrauen wie ein Wolfsmensch, dick, schwarz und buschig, die ihn automatisch finster wirken lassen. Mit diesem finsteren Blick durchbohrt er uns jetzt.
    Ich halte den Atem an. Er weiß alles! In der Stille, die plötzlich den Raum erfüllt, meine ich, Howie im Hintergrund schniefen zu hören.
    »Einige von

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