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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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an der Tür.
    »Ja?«, ruft Ash.
    Ihre Mutter steckt den Kopf rein. »Abendessen ist fertig. Bleibst du zum Essen, Danny?«
    »Wenn ich darf«, sage ich.
    »Natürlich. Kommt runter, solange es noch heiß ist.«
    Das Abendessen besteht aus Hackbraten und Kartoffelbrei. Der Hackklops ist riesig und der Püreeberg würde für ein ganzes Panzerbataillon reichen. Aber als Ash und ihr Dad mit dem Essen loslegen, schrumpft alles in Rekordgeschwindigkeit. Sie stopfen das Zeug in sich rein, als stünde jemand mit der Stoppuhr daneben. Es fällt kein Wort. Es wird nicht geatmet.
    Ashs Mom Laura hat rotblonde Haare, hellbraune Augen und klecksweise Sommersprossen auf Nase und Wangen. Ich kann nichts von ihr in Ash wiederfinden. Die indianischen Gene waren einfach zu stark für die blassen, sommersprossigen Bleichgesichtgene.
    »Ich hab dir ein paar Taschenwärmer mitgebracht«, sagt Laura zu ihrem Mann.
    »Brauch ich nicht«, sagt Nick.
    »Ich hab keine Lust, dass dir die Finger abfrieren. Ich mag deine Hände nämlich zufällig sehr gern.«
    »Mom«, sagt Ash. »Ich versuche zu essen, okay?«
    »Nick muss nämlich zum Wachdienst«, erklärt mir Laura. »Weit oben im nördlichen Ontario, bei den Second Rangers. Wogegen bewacht ihr uns da eigentlich?«, wendet sie sich ihrem Mann zu.
    »Wenn ich das nur wüsste. Gegen terroristische Eisbären
vielleicht?« Er schaufelt sich eine basketballgroße Ladung Kartoffelbrei in den Mund.
    »Die Second Rangers bestehen aus Cree und Ojibwa«, sagt Ash. »Die kommen mit den Einheimischen da oben im Norden am besten klar. Die brauchen da ein paar freundliche Gesichter und so.«
    »Ein paar rote Gesichter«, fügt Nick hinzu.
    »Ja«, sagt Ash. »Außerdem kennen die die Gegend am besten.«
    »Meine Gegend ist das nicht«, wehrt Nick ab. »Ich bin kein Inuit. Ich stamme aus dem Grassy Narrows Reservat westlich von hier, da bin ich geboren und aufgewachsen. Und dann hab ich zugeschaut, dass ich so schnell wie möglich von da wegkomme. Deswegen bin ich zur Army - die war mein Ticket raus aus dem Reservat.«
    Vom Hackbraten sind bald nur noch die trockenen Enden übrig, der Berg Püree schrumpft zu einer kleinen Buckelpiste auf dem Weg Richtung Nachtisch.
    »Ich hab Danny neulich von deinen Windigo-Legenden erzählt«, sagt Ash.
    »Das sind keine Legenden«, verbessert sie ihr Dad. »Das ist alles wahr. Wenn dich ein Windigo erwischt, verschlingt er dich in einem Haps.«
    Ein Pfirsichkuchen dampft im Ofen vor sich hin. Alle schieben sich ein Stück vom Tisch weg, um ihren vollgefressenen Bäuchen Platz zu machen.
    »Möchtest du eine Windigo-Geschichte hören?« Nick sieht mich an und streckt die Beine aus. »Ich hab eine für dich. Von einem Windigo, der auf weißes Fleisch scharf war.«

    »Nick«, sagt Laura. »Nicht jeder versteht deinen Sinn für Humor so wie wir. Wir sind deine Familie, wir sind das gewöhnt. Aber Danny ist Zivilist.«
    Er grummelt verächtlich. »Willst du die Geschichte jetzt hören oder nicht?«, fragt er mich.
    »Klar.« Was soll ich denn sonst sagen? Ich hoffe nur, dass er nicht am Ende aufspringt und »Tötet das Bleichgesicht!« brüllt.
    »Vor langer, langer Zeit, zu Beginn der weißen Invasion...«
    »Nick in seinem Element«, murmelt Laura und streicht ihm im Vorbeigehen übers Haar. Er grinst zu ihr hoch.
    »... da lebte ein Schamane, der in die Zukunft sehen konnte. Er sagte seinem Stamm immer den nächsten Schneefall voraus, die Geburt eines Kindes, den Angriff eines fremden Stammes. Eines Tages wurde er von einer dunklen Vision niedergestreckt. Er hatte ganz weit in die Zukunft gesehen und das Ende erblickt. Das Ende des Stammes, das Ende der Manitu...«
    »Der Geister«, erklärt Ash.
    »Das Ende des ganzen Landes«, erzählt Nick weiter. »Das große Übel wandelte auf der Welt. Und es hatte ein weißes Gesicht. Der Schamane sah weiße Männer, die das Land überzogen, es wie Läuse bevölkerten. Und sich vom Land ernährten, bis nichts mehr übrig war als die Knochen der Welt. Also ging er in den Wald und fragte die Manitu, ob sie sich ihm anschließen würden, um das Land zu verteidigen. Aber die Manitu sagten, solch ein Übel könne nur von einem noch größeren Übel besiegt werden. Und der Schamane wusste, dass es kein größeres Übel gab als die Windigo.«
    Ash fläzt sich auf ihrem Stuhl genau wie ihr Vater, die Beine
weit nach vorne gestreckt. Sie muss die Geschichte schon oft gehört haben, aber sie saugt sie trotzdem genauso ein wie ich.
    »Und

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