Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
denken.«
Es war genau so, wie ich dachte – dieser elende Kinderschänder.
»Kennen Sie eine junge Frau namens Patricia Eduardo?«
Sie schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
»Claudia de la Alda?«
»Nein.« Ihre Augen wurden an den Rändern rot.
»Werden Sie Mr. Specter in der nächsten Zeit treffen?«
»Wir können uns leider nicht oft sehen. André ruft an, wenn er Zeit hat.«
Und du wartest am Telefon. Der Mistkerl.
»Kommt er normalerweise hierher?«
»Wenn meine Cousine nicht zu Hause ist.« Ihre Nase war jetzt so rot wie ihre Augen, und sie hatte angefangen zu schniefen. »Manchmal gehen wir aus.«
Ich wühlte in meiner Handtasche und gab ihr ein Tempo.
Galiano gab ihr seine Karte.
»Rufen Sie mich an, wenn Sie von ihm hören.«
»Hat André etwas Illegales getan?«
Galiano ignorierte die Frage.
»Wenn er anruft, verabreden Sie sich mit ihm. Rufen Sie mich an. Und sagen Sie Specter nichts.«
Pera öffnete den Mund, um zu protestieren.
»Tun Sie es, Señorita. Tun Sie es, und Sie ersparen sich eine Menge Kummer.«
Galiano stand auf. Ryan und ich ebenfalls. Pera folgte uns zur Tür.
Als wir die Wohnung verließen, sagte sie noch einen letzten Satz.
»Es ist schwer, wissen Sie. Nicht so wie im Kino.«
»Nein«, stimmte ich ihr zu. »So ist es nie.«
Der Himmel war bewölkt, als wir Peras Wohnung verließen. Ryan trennte sich von uns und fuhr mit einem Taxi zum Hauptquartier, weil er unbedingt Nordsterns Sachen durchgehen wollte.
Als Galiano und ich vor dem Haus der Eduardos hielten, setzte Regen ein. Es war zwar nicht so luxuriös wie Chez Specter oder Chez Gerardi, aber wohnlich und gut gepflegt – gemütlich würde ein Immobilienmakler wohl sagen.
Als Señora Eduardo uns die Tür öffnete, fiel mir sofort ein Satz ein: ET nach Hause telefonieren. Unsere Gastgeberin hatte ein runzliges Gesicht, das dominiert wurde von den größten Augen, die ich je an einem Menschen gesehen hatte. Ihre Arme und Beine waren dünn, die Finger gebogen und knotig. Sie war nur ungefähr einen Meter zwanzig groß.
Señora Eduardo führte uns in ein Wohnzimmer, das voll gestellt war mit zu vielen Polstermöbeln mit Blumenmuster, und bat uns, Platz zu nehmen. Sie selbst setzte sich auf einen Stuhl mit gerader Lehne, legte die Füße an den Knöcheln übereinander und bekreuzigte sich. Tränen glitzerten in den riesigen Augen.
Während ich es mir in einem zu weichen Lehnsessel bequem machte, fragte ich mich, ob die Frau eine Chromosomenanomalie hatte. Ich fragte mich außerdem, wie sie eine Tochter hatte produzieren können, die so attraktiv wie Patricia war.
Galiano stellte mich unserer Gastgeberin vor und drückte ihr sein Beileid aus. Señora Eduardo bekreuzigte sich noch einmal und atmete tief durch.
»Haben Sie schon jemanden verhaftet?«, fragte sie ihn mit dünner, zitteriger Stimme.
»Wir arbeiten daran«, sagte Galiano.
Señora Eduardos linkes Lid blinzelte wie in Zeitlupe. Das rechte folgte Sekundenbruchteile später.
»Hat Ihre Tochter je einen Mann namens André Specter erwähnt?«
»Nein.«
»Miguel Gutiérrez?«
»Nein. Wer sind diese Männer?«
»Sind Sie sicher?«
Señora Eduardo ließ sich die Namen noch einmal durch den Kopf gehen. Oder tat zumindest so.
»Absolut sicher. Was haben diese Männer mit meiner Tochter zu tun?« Eine Träne quoll aus dem Auge und lief ihr die Wange hinunter. Sie wischte sie mit einer ruckartigen Bewegung weg.
»Ich wollte es nur nachprüfen.«
»Sind das Verdächtige?«
»Nicht in Bezug auf den Tod Ihrer Tochter.«
»Warum dann?«
»Miguel Gutiérrez hat gestanden, eine junge Frau namens Claudia de la Alda ermordet zu haben.«
»Glauben Sie, dass er auch Patricia umgebracht haben könnte?«
Wie zerbrechlich der körperliche Zustand der Señora auch sein mochte, ihre Intelligenz war offensichtlich nicht beeinträchtigt.
»Nein.«
»Und Specter?« Noch eine Träne. Noch ein Wischer.
»Kümmern Sie sich nicht um Specter.«
»Wer ist das?«
Ihre Hartnäckigkeit auch nicht.
»Wenn Ihre Tochter ihn nicht erwähnt hat, ist er irrelevant. Was ist das für ein neuer Hinweis, den Sie haben?«
Die riesigen Augen verengten sich. Ich bemerkte ein misstrauisches Flackern.
»Mir ist der Name von Patricias Vorgesetztem im Krankenhaus wieder eingefallen.«
»Der, mit dem sie Streit hatte?«
Sie nickte und wiederholte das Liderspiel.
Galiano zog seinen Notizblock heraus.
»Zuckerman.«
Aus irgendeinem Grund machte es bei mir Klick.
»Vorname?«,
Weitere Kostenlose Bücher