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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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und darunter Firmeninformationen. Oben auf Französisch, darunter in kleinerer Schrift auf Englisch. Sehr québecois.
    Dreißig Minuten hatte ich für die Fahrt gebraucht und noch einmal dreißig, um die Adresse zu finden. Die RP Corporation war eins von einem halben Dutzend Unternehmen, die alle in zweistöckigen Betonkästen in einem Gewerbegebiet in St. Hubert untergebracht waren. Jedes Gebäude war grau, drückte jedoch seine Individualität mit einem farbigen Streifen aus, der es umschlang wie ein Geschenkband. RPs Schleifchen war rot.
    Die Lobby hatte den glänzendsten Boden, auf den ich je einen Fuß gesetzt hatte. Ich überquerte ihn zu einem Büro links des Haupteingangs. Als ich zur Tür hineinspähte, begrüßte mich eine Asiatin auf Französisch. Sie hatte glänzende schwarze Haare, die stumpf an den Ohren und in der Stirn zu einem geraden Pony geschnitten waren. Ihre breiten Wangenknochen erinnerten mich an Chantale Specter, und das brachte mich auf das Mädchen im Faultank. Wieder spürte ich das schon vertraute schlechte Gewissen.
    »Je m’appelle Tempe Brennan«, sagte ich.
    Als sie meinen Akzent hörte, antwortete sie auf Englisch.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe um drei einen Termin mit Susanne Jean.«
    »Bitte nehmen Sie Platz. Es dauert nur einen Augenblick.« Sie griff zu einem Hörer und sprach hinein.
    In weniger als einer Minute erschien Susanne und winkte mir mit gekrümmtem Zeigefinger.
    Sie hatte ungefähr mein Gewicht, war aber einen ganzen Kopf größer. Ihre Haut war aubergine. Ihre Haare waren um das Gesicht herum zu einem Gatter aus kurzen, straffen Zöpfchen geflochten, hinten hingen sie in dichten, von einem orangefarbenen Band gehaltenen Zopfgarben herab. Wie üblich sah Susanne eher wie ein Model aus denn wie eine Ingenieurin.
    Ich folgte ihr in die Lobby, dann durch eine Doppeltür gegenüber dem Haupteingang. Wir durchquerten einen Saal voller Maschinen. Mehrere Angestellte in weißen Mänteln justierten Regler, betrachteten Monitore oder standen nur da und sahen der Technik bei dem zu, was immer sie tun mochte. Gedämpftes Surren, Summen und Klicken erfüllte die Luft.
    Susannes Büro war so kühl elegant wie der Rest der Fabrik, mit kahlen weißen Wänden und schlicht geometrischen Teak-Möbeln. Hinter ihrem Schreibtisch hing ein einsames Aquarell. Eine Orchidee in einer knospenförmigen Kristallvase. Ein einzelnes abgefallenes Blatt. Ein perfekter Wassertropfen.
    Susanne hatte alles gern sauber und ordentlich. Wie ich hatte sie ihre chaotische Vergangenheit hinter sich gelassen. Wie ich hatte sie ihr Leben ordentlich aufgeräumt.
    Meine Droge war Alkohol gewesen, Susannes dagegen Koks. Obwohl wir beide keine Mitglieder der Organisation waren, hatten wir uns über einen gemeinsamen Freund kennen gelernt, der sich sehr für die AA engagierte. Das war vor sechs Jahren. Wir waren in Kontakt geblieben, hatten hin und wieder mit unserem gemeinsamen Freund ein Treffen der AA besucht oder waren zu zweit zum Essen oder zum Tennisspielen gegangen. Ich wusste wenig von ihrer Welt, sie noch weniger von meiner, aber irgendwie verstanden wir uns gut.
    Susanne setzte sich an ein Ende einer apricotfarbenen Couch und schlug Beine übereinander, die mindestens zwölf Meter lang waren. Ich setzte mich ans andere Ende.
    »Was machst du für Bombardier?«, fragte ich.
    »Wir bauen Prototypen für Plastikteile.«
    »Volvo?«
    »Metallstreben.«
    Warenproduktion ist für mich so mysteriös wie ein tibetanischer Tempel. Rohmaterialien wandern hinein. Unkrautharken, Q-Tipps oder Buicks kommen heraus. Ich habe keine Ahnung, was dazwischen passiert.
    »Ich weiß, dass du CAD-Daten nehmen und daraus echte Gegenstände produzieren kannst, aber ich habe nie so recht gewusst, was für Gegenstände«, sagte ich.
    »Funktionale Plastik- und Metallteile, Gussformen und haltbare Metallguss-Einsatzstücke.«
    »Aha.«
    »Hast du die CT-Aufnahmen mitgebracht?«
    Ich gab ihr Fereiras Umschlag. Sie zog den Inhalt heraus und schaute sich die Aufnahmen an, wobei sie sie gegen das Licht hielt, wie Fereira es getan hatte. Hin und wieder knickte eins der Großbilder und gab ein Geräusch wie entferntes Donnergrollen von sich.
    »Das sollte lustig werden.«
    »Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, was willst du machen?«
    »Wir erzeugen eine STL-Datei aus den 3-D-CAD-Daten, dann –«
    »STL?«
    »Stereolithografie. Dann kopieren wir die STL-Datei in unser System.«
    »Eine dieser Maschinen da

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