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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Stunden riecht.”
    “Oh, natürlich.”
    “Ich reibe Wick Vaporub in die Haut, bevor ich sie einfriere. Wenn es dann auftaut, riecht es nach Menthol. Was um einiges angenehmer ist als der übliche Geruch.”
    “Wow. Das ist wirklich … clever.”
    “Na ihr Bestatter habt doch auch so eure Tricks, oder? Ihr seid ja schon fast Zauberer, wenn es darum geht, eine Leiche gut aussehen zu lassen. Manchmal sehen sie sogar besser aus als zu Lebzeiten.”
    “Die Familienangehörigen haben hohe Erwartungen.”
    Bevor Scott sich dessen bewusst wurde, hatte Joe ihn animiert, über seine eigenen Techniken zu berichten. Er verriet Joe sogar, dass er manchmal etwas schummelte und die Schuhe und Socken ausließ, weil er sich so ungern mit den Füßen befasste. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er über den Pressspansarg gestiegen und weiter in den Raum gekommen war. Schon hatte er sich die Schutzkleidung übergezogen, spülte und wickelte und erzählte noch mehr Geschichten. Er brachte Joe sogar ein paarmal zum Lachen. Sie putzten den Raum anschließend gemeinsam und verabredeten sich für später am Abend zu einem Drink am Strand.
    Scott hatte sich irgendwann richtig wohlgefühlt, so abgelenkt war er gewesen. Darüber vergaß er Joe zu fragen, wo er eigentlich sein Auto geparkt hatte. Und sich nach dem zweiten Leichnam zu erkundigen, hatte er sich nicht getraut.

17. KAPITEL
    Pensacola Bay
    Liz beobachtete, wie die FBI-Agentin sich mit ihren behandschuhten Händen an den Lederhaltegurten festhielt. Sie konnte ihre Angst ganz gut kaschieren, so tun, als wäre der Flug keine große Sache. Dabei stellte sie noch gezielte Fragen über den Fischkühler, als würde sie öfter solche abgehackten Gespräche über das Kommunikationssystem eines dröhnenden Hubschraubers führen. Doch Liz konnte sie nichts vormachen. Aus irgendeinem Grund war die Frau vorhin am Strand in Panik geraten, als ihr klar geworden war, dass sie in den Helikopter steigen musste.
    Bis jetzt schien sich O’Dell ganz gut zu halten. Aber gerade als Wilson umdrehte, nachdem er den Hubschrauber eine Weile über der Fundstelle vom vergangenen Tag im Schwebeflug gehalten hatte, kam ein Notruf. Ein Boot war gekentert. Der Kabinenkreuzer eines Freizeitfischers. Mindestens eine Person war über Bord gefallen. Bei dem kurzen Notruf waren auch Verletzungen gemeldet worden, bevor der Kontakt abbrach.
    “Tut mir leid, Agent O’Dell”, rief Wilson in sein Mikrofon. “Wir schaffen es nicht, Sie vorher abzusetzen.”
    Da war Liz zum ersten Mal aufgefallen, wie krampfhaft sich O’Dell am Gurt festklammerte. Jetzt fragte sie sich, ob die FBI-Agentin durchhielt. Liz konnte sie schlecht nach den Kapseln fragen, die sie ihr vorhin zugesteckt hatte. Auch wenn sie keine Wunder bewirkten, hoffte sie, dass O’Dell ihr vertraut hatte. Ansonsten würde ihr wohl ziemlich bald schlecht werden. In der kurzen Zeit seit ihrem Abflug hatte der Wind über dem Golf stark aufgefrischt. So weit von der Küste entfernt war der Seegang gewaltig. Die Wellen gingen genauso hoch wie im Moment Liz’ Adrenalinspiegel.
    Sie fanden das Boot schnell. Liz behielt den Helm auf, um weiterhin ans Kommunikationssystem angeschlossen zu bleiben, während sie die Lage abschätzten.
    Der Kreuzer neigte sich bereits zur Seite, schlingerte aber nicht. Die Wellen prügelten auf den Rumpf ein und hatten bereits einen Teil des Cockpits und der Reling zerstört. Eine Person trieb im Wasser, nur der Kopf in der Rettungsweste war zu sehen. Mit einem Arm klammerte der Schiffbrüchige sich an ein abgerissenes Stück vom Cockpit, das nur noch lose am Boot hing. Ein schwarzer Hund, den Liz für einen Labrador hielt, lief nervös auf dem Deck hin und her. Er versuchte die Balance zu halten, während er die Bewegungen seines Besitzers verfolgte.
    “Der Funkkontakt ist vollständig abgebrochen?”, fragte Kesnick.
    “Ist egal. Er kommt sowieso nicht ran.” Das war Ellis.
    “Sieht so aus, als müsste nur einer gerettet werden”, sagte Wilson.
    “Wir können den Korb nicht ins Wasser lassen”, entgegnete Kesnick. “Der Strudel würde ihn unters Boot reißen.”
    “Wo zum Teufel willst du das Ding dann runterlassen?”, fragte Wilson.
    Liz warf O’Dell einen Blick zu, als die sie bei den Vorbereitungen beobachtete. Fragte die Agentin sich, warum die Jungs nicht wissen wollten, was ihre Rettungsschwimmerin darüber dachte?
    Im Stillen plante Liz ihre Vorgehensweise bereits. Nicht in die Nähe der

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