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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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muskulös. Das traf auch auf die Frau zu – Elizabeth Bailey, die Rettungsschwimmerin.
    Vorhin hatte Maggie beobachtet, wie Bailey statt eines Fliegeroveralls die Schwimmausrüstung anlegte. Den hautengen Neoprenanzug hatte sie über ihre weißen Shorts und das weiße Tank Top mit dem Küstenwachen-Abzeichen gezogen. Letzteres war eine Uniform, die den Blick auf ihre langen gebräunten Beine und die breiten Schultern lenkte, aber auch die schmale Taille und ihre vollen Brüste nicht versteckte. Das sonnengebleichte Haar trug sie kurz, sodass sie problemlos die Kappe des Neoprenanzugs über den Kopf ziehen konnte. Die baumelte ihr jedoch vorerst im Nacken – im Helikopter würde sie wohl den Fliegerhelm tragen, den sie gerade unter dem Arm hielt.
    “Unsere Truppe hat den Fischkühler gefunden”, entgegnete der Pilot Commander Lieutenant Wilson. “Und wir sind nun mal ein Hubschrauberteam.” Das sagte er so langsam, als würde er es einem kleinen Kind erklären. “Haben Sie ein Problem damit?” Maggie blieb also keine Wahl.
    Während das Team ihr vorgestellt worden war, hatte Wilson eine gewisse Verärgerung nicht ganz verbergen können. Als erfahrene Profilerin hatte sie bereits vermutet, dass es nichts mit eventuellen Unannehmlichkeiten zu tun hatte. Maggies Bitte nachzukommen schien eher unter seiner Würde zu sein. Zuerst hatte sie überlegt, ob Wilson Vorurteile gegenüber dem dunkelhäutigen Wurth als Autoritätsperson hatte oder gegenüber ihr als Frau. Wurth war nach der Begrüßung gegangen, um seinen Aufgaben zur Vorbereitung der Schutzmaßnahmen vor dem Hurrikan nachzukommen. Da Wilsons Verhalten sich mit Charlies Abschied nicht gebessert hatte, folgerte Maggie, dass sie diejenige war, mit der er womöglich ein Problem hatte. Es war dumm von ihr, seinen Vorbehalten auch noch Futter zu geben.
    “Nein, natürlich nicht”, erwiderte sie. “Es ist mir nur unangenehm, Sie von Ihrer Arbeit abzuhalten.”
    Wilson nickte zufrieden. Die anderen beiden Männer, Kesnick und Ellis, wandten sich einfach wieder ihren Vorbereitungsarbeiten zu. Doch Liz Bailey fing kurz Maggies Blick auf, als sie ihr den Anzug erneut reichte. In diesem Moment wurde Maggie klar, dass die junge Frau bemerkt hatte, was mit ihr los war. Würde Bailey sie bloßstellen? Maggies Autorität untergraben?
    Die Rettungsschwimmerin drückte ihr den Fliegeranzug in die Hand und hielt ihn etwas länger fest als notwendig. Sie stand mit dem Rücken zu den Männern und schob etwas in die Tasche des Anzugs, sodass nur Maggie es sehen konnte.
    “Es wird da draußen ziemlich turbulent werden”, sagte Bailey. “Schnallen Sie sich gut an.”
    Dann wandte sie sich ab und begann ihre Ausrüstung einzupacken, zu der auch eine kleine Tasche mit einer medizinischen Grundausrüstung gehörte. Das erinnerte Maggie daran, dass Rettungsschwimmer auch ausgebildete Sanitäter waren.
    Sie zog sich die Schuhe aus und stieg in den Fliegeroverall. Das Rettungsteam bereitete weiterhin den Abflug vor und beachtete sie nicht weiter. Sie ertastete Plastik in ihrer Hosentasche und ließ es in ihrer Hand verschwinden. Bei einem unauffälligen Blick darauf erkannte sie eine kleine Blisterpackung mit zwei rosa-weißen Kapseln.
    Dramamine? Benadryl? Weder das eine noch das andere wirkte bei ihr.
    Sie litt ja nicht unter Luftkrankheit. Das Problem war der Kontrollverlust. Trotzdem eine sehr aufmerksame und freundliche Geste. Bei näherer Betrachtung stellte Maggie fest, dass es sich bei den Kapseln nicht um handelsübliche Medikamente handelte. Auf die Folie der Rückseite war klein “Zingiber officinale” gedruckt.
    Sie sah zu Bailey, aber die junge Frau bestieg gerade den Hubschrauber. Als die anderen ihre Helme und Handschuhe anlegten, begann sich Maggies Magen umzudrehen. Gleich würde sie Herzrasen bekommen, gefolgt von kalten Schweißausbrüchen.
    Was soll’s, dachte sie. Vielleicht handelte es sich bei den Kapseln um irgendein neues Medikament, das sie den geretteten Überlebenden gaben. Vielleicht wollten sich die Rettungsflieger auch nur einen Scherz mit der Dame vom FBI leisten, und sie würde sich durch das Zeug noch elender fühlen. Aber Maggie beschloss, dass sie es darauf ankommen lassen würde.
    Sie drückte die Kapseln aus der Folie und schluckte alle beide trocken hinunter. Dann setzte sie den Helm auf und ging zum Hubschrauber. Dabei versuchte sie, nicht auf ihre wackligen Knie zu achten.

16. KAPITEL
    Pensacola
    Scott fürchtete, sich jeden Moment

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