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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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angerührt. Es war vor einem knappen Jahr gewesen, als die Donut-Schachtel mit der terroristischen Nachricht am Boden abgegeben worden war. Charlie Wurth konnte nicht wissen, dass seine freundliche Geste drohte, ihren sorgsam versiegelten Erinnerungen ein weiteres Leck beizubringen. Sie zerbrach den Donut in zwei Teile und nahm einen Bissen.
    “Ach, das hätte ich fast vergessen”, meldete sich Platt und zeigte auf das Hoteltelefon. “Da ist eine Nachricht für dich.”
    Sie blickte zu Wurth.
    “Von mir nicht. Ich habe ja deine Handynummer. Obwohl ich vermute, dass du da gestern Abend auch nicht erreichbar warst.”
    Sie wollte schon über seine Andeutung lachen, stellte aber fest, dass er es nicht als Scherz gemeint hatte. Keine hochgezogenen Augenbrauen. Nichts von seinem typischen Grinsen. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass Charlie Wurth eifersüchtig war? Sie verdrängte diesen Gedanken und biss noch einmal von ihrem Donut ab. Erfreut stellte sie fest, dass es ihr wirklich schmeckte. Dann ging sie zum Telefon, um die Nachricht abzuhören.
    “Das war Liz Bailey”, sagte sie den beiden Männern. “Ich werde sie von meinem Handy aus zurückrufen.” Sie ging ins Schlafzimmer, um das Mobiltelefon zu holen. Gestern Nacht hatte sie das Zimmertelefon gar nicht gehört. Sie musste wirklich tief geschlafen haben.
    Bevor sie Baileys Nummer in ihr Handy eintippen konnte, klingelte es.
    “Maggie O’Dell.”
    Die Person am anderen Ende schien zu zögern. Dann: “FBI-Agentin Maggie O’Dell?”
    “Genau.”
    “Der Sheriff der Escambia County hat mir Ihre Nummer gegeben.” Pause. “Es ist wegen meines Mannes. Entschuldigung, ich habe Ihnen ja noch gar nicht meinen Namen gesagt. Hier ist Irene Coffland.”
    Die Frau des Torsos, ging es Maggie durch den Kopf, bevor sie den Gedanken unterdrücken konnte. Aber nach einer Weile in diesem Job war es schwierig, in anderen Begriffen zu denken.
    “Mrs. Coffland, es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich melden.”
    “Ich weiß aber nicht, was ich Ihnen Hilfreiches erzählen könnte.”
    Maggie war nicht sicher, was Sheriff Clayton der Frau gesagt hatte. Doch sie musste wohl davon unterrichtet sein, dass man nur einen Teil ihres Mannes gefunden hatte. Ziemlich starker Tobak, wenn man eine solche Nachricht erhielt. Maggie versuchte, so rücksichtsvoll wie möglich vorzugehen.
    “Können Sie mir erzählen, was in den letzten Minuten vorgefallen ist, bevor Ihr Ehemann verschwand?”
    “Das habe ich alles schon der Polizei hier und Ihrem Sheriff erzählt.”
    “Entschuldigen Sie. Hören Sie, Sie müssen nicht mit mir darüber sprechen. Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie.” Maggie wusste, wenn sie bei ihr anrief, wollte Mrs. Coffland reden. Manchmal, wenn man den Leuten sagte, sie müssten nicht, dann wollten sie sich einem plötzlich anvertrauen. Ein simpler psychologischer Umkehreffekt.
    “Wir sind zu uns nach Hause gefahren. Nach dem Hurrikan. Alles ging drunter und drüber, deshalb haben wir uns Sorgen wegen Plünderern gemacht.” Die Frau seufzte. “Über welchen Unsinn man sich manchmal Sorgen macht … Gegenstände. Das waren doch nur Gegenstände. Wir haben Ordnung gemacht. Vince hatte gerade den Generator eingeschaltet. Es wurde schon dunkel. Unsere Nachbarn waren auch zurück, und wir saßen alle hinten im Garten, als wir das Boot in der Bucht hörten.”
    “Ein Boot?”
    “Ja. Die Männer dachten, es müsste sich um Plünderer handeln. Vince meinte, wir sollten uns nicht von der Stelle rühren. Er hat sich sein Gewehr genommen und ist zum Wasser runtergegangen.”
    “Allein?”
    “Mein Mann war pensionierter Polizeichef. Musste in Frührente gehen nach seinem Herzanfall. Es stand außer Frage, dass er allein zurechtkam. Und er wollte, dass Henry bei Katherine und mir bleibt. Alles war so ruhig, nur der Generator machte einen fürchterlichen Krach. Wir hörten ein paar Rufe, aber es klang eher, als würden sie sich begrüßen. Jedenfalls ganz bestimmt keine Auseinandersetzung. Wir waren erleichtert und entspannten uns. Dachten, es wäre vielleicht nur ein anderer Nachbar. Oder jemand von der Polizei. Er blieb zehn, fünfzehn Minuten weg. Dann hörten wir, wie der Motor des Boots wieder gestartet wurde. Und rechneten damit, dass Vince jeden Moment zurückkommt.”
    Wieder eine Pause. Maggie hörte, wie sich die Frau räusperte. “Wir haben ihn nie wieder gesehen. Die ganze Nacht haben wir nach ihm gesucht. Haben die hiesige Polizei

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