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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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klappte herunter. Klassische Szene.
    “Tut mir leid”, sagte Platt. “Sie müssen Charlie Wurth sein. Als Sie sagten, Sie kommen vom Heimatschutzministerium, dachte ich, wir müssten hier raus. Ich bin Benjamin Platt.”
    Er streckte die Hand aus und wartete, während Wurth offensichtlich immer noch versuchte zu verstehen, was vor sich ging. Platt bemerkte die Papiertüte in Wurths rechter Hand. Er konnte den Duft des Gebäcks riechen, als Charlie Wurth die Tüte in die Linke nahm, um seine Begrüßung zu erwidern.
    “Komm rein, Charlie. Du kannst Ben etwas Gesellschaft leisten, während ich mich anziehe”, sagte Maggie. “Ich habe verschlafen.” Dann wandte sie sich mit einem Lächeln an Platt. “Ich habe tatsächlich geschlafen.”
    “Darauf wette ich”, hörte Platt Charlie leise sagen.
    Maggie war schon wieder Richtung Schlafzimmertür verschwunden. Und Platt hätte schwören können, dass da ein bisschen mehr Schwung in ihrem Gang lag.

47. KAPITEL
    Pensacola
    Der Himmel sah so düster und trübe aus, wie Scott sich fühlte. Er hatte lange geduscht. Aus irgendeinem Grund roch er ständig verwesendes Fleisch, fast als hätte sich der Geruch auf seiner Haut festgesetzt. Er zog sich frisch gebügelte Hosen und ein sauberes Hemd an. Keine Krawatte heute. Dann frühstückte er zusammen mit Trish. Sie hatte Blaubeerpfannkuchen und Würstchen zubereitet. Heute Morgen hatte sie gute Laune. Was sagte man dazu.
    Sobald er in seinen Lexus gestiegen war, konnte er es wieder riechen. Da bestand kein Zweifel, es war der Geruch von verwesendem Fleisch.
    Bei der ersten Kreuzung fuhr er an den Straßenrand, stieg aus und begann den Wagen eingehend zu durchsuchen. Er fand einen Spritzer Benzin und einen Ölfleck auf der Plastikplane, die er hinten für den Transport des Generators ausgelegt hatte. Aber sonst nichts weiter. Seine Fahrzeuge hielt er genauso tipptopp sauber wie die Institutsräume.
    Er versuchte den Geruch zu ignorieren. An etwas anderes zu denken. Und schaltete den Lokalsender ein.
    “Leute, Isaac kommt. Heute Morgen hat Jim Cantore vom Wetterkanal direkt von unserem Pensacola Beach berichtet. Das Auge des Sturms ist etwa hundertsechzig Kilometer entfernt. Die Windstärke beträgt 257 Stundenkilometer. Isaac ist in der Kategorie fünf und befindet sich über warmem offenem Wasser. Nichts wird ihn aufhalten. Tatsächlich hat er heute Morgen an Geschwindigkeit zugenommen, er bewegt sich vorwärts mit 22 Stundenkilometern statt 16. Das heißt, er wird früher als später hier sein. Die ersten Ausläufer werden wir bereits um die Mittagszeit zu spüren bekommen. Dieses Monster kommt irgendwann heute Abend an Land.
    Die Polizeibehörden haben für Escambia und Santa Rosa den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Notunterkünfte beider Countys werden heute Vormittag geöffnet. Gleich gebe ich die jeweiligen Adressen durch. Wir werden einen ordentlichen Teil dieses Sturms mitbekommen, Leute. Es sieht immer mehr danach aus, als befänden wir uns im nordwestlichen Quadranten. Das bedeutet, es wird schlimm. Wirklich schlimm .”
    Scott schaltete das Radio aus. Zum Teufel damit, wenigstens war er jetzt vorbereitet. Er fühlte sich zwar wie durch den Wolf gedreht, aber er hatte wieder alles unter Kontrolle.
    Vorhin hatte er noch einen Anruf von Onkel Mels Familienangehörigen erhalten. Jetzt wollten sie doch bis nach dem Sturm warten.
    “Ist das in Ordnung? Wird er solange warten können?”, hatten sie gefragt, aber Scott konnte hören, dass Onkel Mel nicht mehr ihr wichtigstes Anliegen war. Es hieß, einen Hurrikan zu überstehen. Komisch, dachte er. Wie schnell wir die Toten vergessen, wenn wir mit dem Ernst des Lebens beschäftigt sind.
    Zumindest Joe Black hatte sie aber nicht vergessen. Wieder einmal war nirgends ein Wagen zu sehen, aber Scott konnte an der Alarmanlage erkennen, dass sich Joe noch im Gebäude aufhielt. Wo zum Teufel parkte er immer? Hinter den Bäumen gab es einen Parkplatz für die Wohnhäuser. Aber von dort hätte er durch das Buschwerk und das hohe Gras laufen müssen, die zwischen den beiden Grundstücken wuchsen. Und seit wann stellte er Scotts Schuppen mit seinen Kühlboxen zu? Liz war ein bisschen zu neugierig gewesen. Hatte er da zum ersten Mal das verwesende Fleisch gerochen? War Liz das gestern Abend auch aufgefallen?
    Scott ging durch die Hintertür ins Bestattungsinstitut, und der Geruch wurde sogar noch strenger. Unwillkürlich verzog er das Gesicht. Was für eine Überraschung hatte

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