Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
drei Leichen waren versteckt, aber auf ihre wurde hingewiesen, sogar mit einem anonymen Anruf, bei
dem der genaue Fundort genannt wurde. Ich würde mir gern mal Simones und Weirs Telefonunterlagen zum Zeitpunkt dieses Anrufes ansehen. Das könnte uns ein gutes Stück weiterbringen und uns zeigen, wer Dreck am Stecken hat.«
»Haben wir hinlängliche Gründe für eine richterlich angeordnete Einsicht in die Telefonunterlagen, Lieutenant?«
»Ich ruf um acht John an.«
Ich sagte: »Die Knochen in dem Kästchen waren ein weiterer Hinweis. Hättet ihr sie nicht gefunden, wär’s nicht weiter schlimm. Wenn ja, ist das ein weiterer Schritt in dem Spiel.«
»Außerdem«, warf Milo ein, »könnte das Rumspielen mit Körperteilen auch Spaß gemacht haben.«
»Auch das.«
Reed fragte: »Wollen Sie damit sagen, dass Selena im Grunde genommen nichts anderes als eine Art menschliches Blinklicht war, das uns auf die Vanders verweisen sollte?«
»Die verschwunden sind«, ergänzte ich. »Unterdessen engagiert Simone Aaron, damit er uns über Huck aufklärt.«
»Und sobald wir Huck im Scheinwerferlicht haben, wird uns klar, dass die Vanders vermisst werden«, sagte Milo. »Darauf hin denken wir natürlich, wir haben es mit einem psychopathischen Massenmord mit dem ollen Travis als Pol Pot zu tun. Und der spielt auch noch mit und türmt. Verdammt, selbst wenn er nie gefunden werden würde, fiele keinerlei Verdacht auf Simone und Weir, und sie streicht hundertdreißig Millionen ein.«
»Hundertdreiunddreißig«, sagte Reed. »Aber wer will das schon zählen. Ich kann mir so viel Knete nicht mal vorstellen.«
»Simone bestimmt«, warf ich ein. »Vor allem, nachdem Weir sie über das Vermögen ihres Vaters informiert hat. Ich nehme an, der Plan wurde vor über einem Jahr ausgeheckt
- vielleicht nachdem DeMaura Montouthe bei einem Fesselspiel, das schiefging, umgekommen war. Das führte dazu, dass sie andere Stricherinnen gesucht und ein bestimmtes Muster inszeniert haben.«
»Wer ist der Boss, Simone oder Weir?«, fragte Reed.
»Ich weiß es nicht. Weir geht es vermutlich nur ums Geld. Simone aber möchte mehr.«
»Sind hundertdreiunddreißig Millionen nicht Motiv genug?«, fragte Milo.
»Selbstverständlich«, sagte ich, »aber für Simone besteht die eigentliche Befriedigung darin, dass sie die Konkurrenz auslöscht. Das ist die optimale Beute.«
»Der Eindringling, der sich Daddy und seine Knete geschnappt hat.«
»Daddy ebenfalls. Weil er sie verlassen hat.«
»Was ist mit Kelvin?«
»Er ist der Erbe und somit Konkurrenz. Außerdem viel zu talentiert«, erwiderte ich. »Ein Genie, das Konzerte gibt, während Simone nicht mal einen Job halten kann. Was uns zu den abgetrennten Händen und den nach Osten ausgerichteten Leichen bringt. Theoretisch könnten das ebenfalls Ablenkungsmanöver sein - man stellt es so hin, als wären es Lustmorde. Aber warum diese speziellen Merkmale? Es muss sich um etwas handeln, das einen bestimmten symbolischen Wert hat.«
»Kelvins goldene Hände«, sagte Reed.
»Ich kann mir Simone vorstellen, wie sie in langen, kalten Nächten darüber nachdenkt und vor Wut schäumt. Die rechte Hand spielt die Melodie, sie beendet das Konzert.«
»Und wenn sie nach Osten ausgerichtet sind, blicken sie nach Asien, genau wie Sie gesagt haben«, fügte Reed hinzu.
»Wenn Huck die Wahrheit sagt, schwangen bei Simones Verachtung rassistische Untertöne mit.«
»Das K-Wort«, sagte Milo. »Ein bezauberndes Mädel, unsere Simone.«
Reed fragte: »Wenn Sie recht haben und es ihr grundsätzlich darum ging, die neue Familie auszulöschen, bestünde da die Möglichkeit, dass ihre Mutter ebenfalls drinsteckt?«
»Das glaube ich nicht. Kelly ist ein bedauernswerter Mensch, aber im Wesentlichen passiv. Und sie betet Huck an.«
»Ein böses kleines Mädchen«, fasste Milo zusammen, »das sich mit einem gierigen Anwalt anfreundet.«
»Ein weißer Schimmel«, sagte Reed.
»Bewundern Sie Ms. Wallenburg nicht, Moses?«
»Ich bewundere ihre Autos. Wie lange dauert es, bis sie die ersten Fäden zieht, um Huck freizukriegen?«
»Wenn wir ihn wegen mehrfachen Mordes einbuchten, können Sie alle Fäden vergessen, dann bleibt er in U-Haft.« Milo spähte durch das fleckige Glas. Huck hatte den Mund geschlossen, lag aber noch genauso da wie vorher.
Reeds Handy zirpte. Als er einen Blick auf die Nummer warf, strahlte er übers ganze Gesicht, unterdrückte die Reaktion jedoch und wurde beinahe lachhaft ernst. »Hi
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