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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie hat’s gespielt. Ich hab mal gesehen, wie sie eine Klarinette genommen und eine Tonleiter runtergeleiert hat. Sie hatte die Atemtechnik auf Anhieb drauf.«
    »Klingt wie ein Wunderkind«, sagte Milo.
    »Keiner von uns hat das Wort je in den Mund genommen, wir fanden sie bloß erstaunlich.«
    Isabelle Green-Bass fügte hinzu: »Ich hatte alle Hände voll zu tun, uns durchzubringen, und deshalb war ich froh, dass sie etwas hatte, mit dem sie sich beschäftigen konnte.«
    Marc ergriff das Wort. »Eines Tages komm ich heim - das war vor vielen Jahren, als Selena acht oder neun war. Sie ist im Wohnzimmer und zupft auf meiner Gitarre rum. Die Gitarre war neu, ein Geburtstagsgeschenk, und ich war sauer, weil sie sie einfach genommen hat, ohne mich zu fragen. Dann wird mir klar, dass sie tatsächlich Musik damit macht. Hatte nie Unterricht, hat sich aber selber etliche Akkorde beigebracht, und ihr Ton war besser als meiner.«
    Isabelle nickte. »So war sie. Aber als sie elf war, wurde mir klar, dass sie beim Klavier bleiben wollte, deshalb habe ich eine Lehrerin besorgt. Das war, als wir noch in Ames, Iowa, gewohnt haben. Ames Band Equipment hatte ein Lehrprogramm für Schulen. Selena ist der ersten Lehrerin, die man
ihr gab, ziemlich schnell über den Kopf gewachsen, dann zwei anderen. Sie sagten mir, dass ich jemanden mit richtiger klassischer Ausbildung für sie suchen müsste. Als wir nach Long Island gezogen sind, habe ich in der Stadt eine alte Frau gefunden, die in der Sowjetunion Professorin war. Mrs. Nemerov - Madame Nemerov, sie war uralt, trug Ballkleider. Selena hat bei ihr gelernt, bis sie fünfzehn war. Dann hat sie eines Tages aufgehört. Hat gesagt, dass sie klassische Musik hasst. Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr von Gott gegebenes Talent vergeudet, aber sie hat nie wieder gespielt. Sie hat gesagt, ich irre mich. Es wurde ziemlich … Das war eine unserer größten … Meinungsverschiedenheiten. Es war eine harte Zeit. Selena hatte ihre Schularbeiten völlig aufgegeben, bekam nur noch Vieren und Sechsen. Sie behauptete, sie würde vom Leben mehr lernen, als ihr irgendeine dämliche Schule beibringen könnte.«
    »Ohne Scheiß«, murmelte Marc.
    »Hat sie aufgehört zu spielen?«, fragte ich.
    »Nein. Ich habe mich geirrt. Sie hat sogar mehr gespielt, bloß nicht mehr viele klassische Stücke. Obwohl sie ab und zu ein bisschen Liszt oder Chopin gespielt hat, was auch immer.« Trauriges Lächeln. »Die Chopin-Etüden. Sie mochte vor allem die in Moll. Zumindest hat sie das gesagt, ich verstehe nichts von Musik. Selena hat ihr Talent von ihrem Vater, er hat Gitarre, Banjo, alles Mögliche gespielt. Er stammte ursprünglich aus Arkansas und hat dieses Bluegrass-Zeug gezupft. Madame Nemerov sagte, Selena würde so schnell vom Blatt spielen lernen, wie sie es selten erlebt hat, hätte das absolute Gehör. Ihrer Ansicht nach hätte Selena eine der großen Konzertpianistinnen werden können, wenn sie gewollt hätte.«
    Marc sagte: »Sie dachte, auf Tournee zu gehen und für Wichtigtuer Beethoven zu spielen, würde sie um ihr normales Leben bringen.«

    »War das hier etwa besser?«, erwiderte Isabelle. »Gar nichts zu machen, bis sie einundzwanzig war, und dann einfach ihre Sachen zu packen und nach L.A. zu ziehen, ohne mir Bescheid zu sagen? Ohne Aussicht auf einen Job?«
    »Sie ist davongelaufen?«, hakte Milo nach.
    »Da sie volljährig war, bezeichnet man das wohl nicht mehr so, oder?«, sagte Isabelle und fuhr fort: »Eines Abends kam ich heim, und da hatte sie schon ihre Taschen gepackt und eine Nachricht hinterlassen, dass sie an ›die Küste‹ ziehen wollte und ich sie nicht aufhalten sollte. Ich war außer mir. Ein paar Tage später hat sie angerufen, wollte mir aber nicht verraten, wo sie war. Zu guter Letzt habe ich rausgekriegt, dass sie in L.A. war. Sie hat behauptet, sie würde sich mit ›Gigs‹ durchschlagen. Was immer das heißen sollte.«
    »Sie hatte ein paar Clubauftritte, spielte Keyboard«, erklärte Marc.
    Seine Mutter starrte ihn an. »Tja, das ist mir neu, Marc.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich da bin und dich aufklären kann.«
    Isabelle Green-Bass hob die Hand und holte nach seinem Gesicht aus. Sie riss sich im nächsten Moment zusammen, erschauderte. »Lieutenant, dass Selena und ich nicht regelmäßig Kontakt miteinander hatten, war ihre Entscheidung, nicht meine. Sie hat mich völlig von sich ferngehalten. Ich habe keine Ahnung, was sie in all den Jahren gemacht hat. Es war

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