Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
die Hölle für mich, nicht das Geringste über mein Kind zu wissen. Wenn ich das Geschäft nicht gehabt hätte, wäre ich hergekommen und hätte sie aufgespürt. Ich habe die Polizei angerufen, wusste aber keine Adresse von Selena, und deshalb konnte man mir nicht sagen, an welches Revier ich mich wenden muss. Und da Selena nicht minderjährig war und aus freien Stücken gegangen ist, konnten sie nichts tun.
Sie haben vorgeschlagen, dass ich mich an einen Privatdetektiv wenden sollte. Abgesehen davon, dass so was teuer ist, wusste ich aber, dass diese Schnüffelei Selena auf die Palme gebracht hätte, deshalb habe ich mich um meinen eigenen Kram gekümmert und mir eingeredet, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«
Milo sagte: »Wann haben Sie die Polizei angerufen?«
»Ganz am Anfang. Das muss vor … vier, fünf Jahren gewesen sein. Ich hatte damals immer gehofft, dass sie um Geld bitten würde, dann hätte ich wenigstens eine Ahnung gehabt, was sie treibt.« Sie drehte sich zu Mark um. »Und jetzt sagst du mir, du hast die ganze Zeit gewusst, was sie macht?«
Marc Green wand sich. »Es war keine große Sache.«
»Für mich schon.«
»Sie wollte nicht, dass du weißt, was sie macht. Sie dachte, du würdest sie davon abbringen wollen.«
»Warum sollte ich sie davon abbringen?«
Schweigen.
»Ich hätte sie von nichts abgehalten«, sagte Isabelle Green-Bass. »Und jetzt erzähl uns alles, was du weißt, Marcus. Alles .«
Marc piesackte seine Haare.
» Sofort , Marcus!«
»Es ist gar nichts. Ich bin mir sicher …«
»Halt den Mund und rede , Marcus!«
»Na schön . Sie wollte nicht, dass du es erfährst, weil die Szene eigentlich nicht ihr Ding war. Sie hat bloß Musik gespielt.«
»Wovon redest du?«
»Mom, ich musste ihr schwören, dass ich’s für mich behalte, und ich hatte keinen Grund, dagegen …«
»Jetzt haben Sie einen«, sagte Milo.
»Okay, es läuft auf gar nichts raus. Wie schon gesagt, sie hat
in Clubs gespielt. Und das hat zu Partys geführt.« Er wandte sich an seine Mutter. »Manchmal ging es um Sachen, von denen du nichts erfahren solltest, weil sie wusste, dass du ausflippen würdest.«
»Was für Sachen?«
Keine Antwort.
Isabelle Green-Bass packte ihren Sohn am Handgelenk und beugte sich zu ihm vor. »Als wäre ich eine Art Fossil, Marc? Als hätte ich keinen Bezug zur Wirklichkeit? Ich mag Rockmusik. Deine Schwester ist tot ! Diese Leute müssen Bescheid wissen.«
Marc leckte sich die Lippen. »Ich rede nicht von Musik, Mom. Das waren … spezielle Partys … Swingerpartys, okay? Freaks, die Hintergrundberieselung wollten.«
Isabelle Green-Bass ließ seinen Ärmel los. »Mein Gott.«
»Du wolltest es wissen, Mom, jetzt weißt du’s. Selena war pleite, völlig blank, deshalb hat sie in den Kleinanzeigen der Gratiszeitungen nachgeguckt und eine gefunden, in der ein Keyboarder für eine private Party gesucht wurde. Sie hatte ihr Korg, ihre Pro Tools, all das Zeug, das du ihr zum Achtzehnten geschenkt hast.«
Milo sagte: »Zu dem ganzen Zeug gehört auch ein Computer, stimmt’s?«
»Und ein Kabel mit Stecker«, sagte Marc. » Natürlich gehört ein Computer dazu.«
»In ihrem Apartment war aber kein Computer.«
»Alles andere war da?«
»Allem Anschein nach.«
»Das ist seltsam.«
»Hat das jemand wegen einem Mac gemacht?«, sagte Chris Green.
»Oder weil man an ihre Daten rankommen wollte«, fügte Marc hinzu.
»Was für Daten könnten das sein, Marc?«, fragte Milo.
»Weiß ich nicht, das hab ich bloß so gesagt.«
»Und was wollten Sie damit sagen?«
»Diese Partys … Vielleicht hat sie sich Notizen gemacht oder irgendwas gesehen, und jemand wollte seine Privatsphäre wahren.«
»Freaks«, flüsterte Isabelle Green-Bass. »Oh mein Gott.«
Milo sagte: »Erzählen Sie uns etwas über die Partys, Marc.«
»Selena hat lediglich gesagt, dass es Freakpartys in Privathäusern waren. Wir haben uns nicht über nähere Einzelheiten unterhalten. Ehrlich gesagt, wollte ich das auch gar nicht wissen.«
»Die volle Wahrheit, Marcus«, sagte Isabelle.
»Das ist die volle Wahrheit.«
»Das sagst du ständig, verdammt noch mal, und dann setzt du mir häppchenweise immer noch was Neues vor! Du bist schon immer ein Quälgeist gewesen, Marcus.«
Marc biss die Zähne zusammen. »Ich weiß , dass Selena für Leute gespielt hat, die es in Privathäusern offen miteinander getrieben haben. Ich weiß , dass sie beim Ficken Livemusik wollten, weil sie verfluchte Exhibitionisten
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