Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
gewarnt, und sie war vorsichtig.«
    »Ein Irrer, dem man es auf den ersten Blick ansieht? Schade, dass er sie später trotzdem erwischt hat.« Er legte die Füße auf den Schreibtisch, löste die Schnürsenkel seiner Wüstenstiefel und streckte die Zehen. »Zwei von Duchesnes Mädchen sterben. Was ist, wenn es auf einen Revierkampf zwischen Zuhältern rausläuft und der Glatzkopf bloß ein gedungener Helfer ist?«
    »Wenn es so wäre«, gab ich zu bedenken, »warum ist Duchesne dann noch im Geschäft? Er ist nicht gerade eine imposante Gestalt. Und wie passt Selena dazu?«
    »Drei Straßenmädchen und eine Klavierlehrerin. Du bringst es auf den Punkt.«
    »Eine Klavierlehrerin, die auf Swingerpartys spielt.«
    »Wie du schon gesagt hast, reiche Leute, die von abgehangenem auf frisches Fleisch umgestiegen sind.«
    »Reiche Leute, die Geheimnisse haben, könnten auch eine Erklärung dafür sein, dass Travis Huck engagiert wurde.«

    »Ist er ebenfalls in der Szene?«
    »Vielleicht auch bloß ein Typ mit Vergangenheit.«
    »Eine gequälte Seele, die zu guter Letzt einen anständigen Job findet - mit Meeresblick. Yeah, das könnte zu Verpflichtungen führen. ›Grundstücksverwalter‹ ist unter reichen Leuten die Bezeichnung für einen Laufburschen, stimmt’s? Dann wäre Huck eigentlich so was wie ein Kuppler, der losgeschickt wird, um die Zutaten zu beschaffen.«
    »Blumen, Verpflegung und das Opfer des Abends«, sagte ich.
    Sein Lachen klang metallisch. »Joe Otto hat keine Ahnung, wie mickrig er ist.«
     
     
    Big Lauras Mutter lebte in einem wunderbar gepflegten Haus im Crenshaw District. Beatrix Chenoweth war hoch aufgeschossen, wie ihre Tochter, und dünn wie ein Gehstock.
    Sie trug eine minzgrüne Bluse, eine weite schwarze Hose und Ballerinas. Ihr Wohnzimmer war in Delfter Blau mit weißen Zierleisten gestrichen, mit geblümten Sofas und schlichten Sesseln möbliert, und an den Wänden hingen Drucke impressionistischer Meisterwerke.
    Sie reagierte schicksalsergeben und trockenen Auges auf unseren Besuch.
    »Ich wusste es …«
    »Ma’am, wir sind uns noch nicht sicher …«
    » Ich bin mir sicher, Lieutenant. Wie viele Mädchen mit dieser Größe gibt es? Die diesen Weg eingeschlagen haben?«
    Milo antwortete nicht.
    »Ich habe vier Töchter«, sagte Beatrix Chenoweth. »Zwei sind Lehrerinnen, so wie ich, und die Kleine ist Flugbegleiterin bei Southwest. Lurlene war die dritte. Sie hat mich alle Kraft gekostet.«
    »Ma’am«, beharrte Milo. »Ich kann Ihnen nicht mit Bestimmtheit
sagen, ob Lurlene etwas zugestoßen ist, und ich hoffe sehr, dass dem nicht so ist. Aber wenn Sie mich einen Speichelabstrich vornehmen lassen, können wir feststellen …«
    »Oh, natürlich ist ihr etwas zugestoßen, Lieutenant. Ich fürchte mich schon ein ganzes Jahr lang vor diesem Augenblick. Denn so lange ist es her, seit ich zum letzten Mal etwas von Lurlene gehört habe. Und egal was passiert ist, sie hat immer angerufen. Es fing wie ein richtiges Gespräch an. ›Wie geht’s dir, Mommy.‹ Aber letzten Endes lief es immer auf das Gleiche hinaus: Sie brauchte Geld. Geld war auch der Grund, weshalb sie diesen Weg überhaupt beschritten hat. Genauer gesagt, irgendetwas, das viel Geld kostete.«
    Ihre Stimme war höher geworden, aber das Gesicht blieb teilnahmslos. »Es fing auf der Highschool an, Lieutenant. Jemand gab ihr Amphetamine, damit sie abnimmt. Es hat aber nicht geklappt, sie verlor kein einziges Pfund. Aber das hat sie nicht davon abgehalten, abhängig zu werden, und das war der Anfang vom Ende.«
    »Tut mir leid, Ma’am.«
    »Lurlene war meine einzige Mollige. Sie ist nach ihrem Vater gekommen. Wir anderen hatten diesbezüglich nie Probleme. Meine zweite hat sogar ein bisschen gemodelt.«
    »Muss schwer gewesen sein für Lurlene«, sagte ich.
    Sie ließ den Kopf hängen, als wäre er mit einem Mal zu schwer. »Für Lurlene war alles schwer. Sie war die Klügste der vier, aber das Gewicht hat ihr das ganze Leben ruiniert. Sie wurde immer nur ausgelacht.«
    Sie fing lautlos an zu weinen. Milo fand seinen Papiertaschentuchvorrat und gab ihr eines.
    »Danke … Mir wurde erst später klar, was für eine Last das für sie war. All diese Streitereien wegen der Butter auf dem Brot … Sie hat bei ihrer Geburt fünf Kilo gewogen. Keine meiner anderen hatte mehr als dreieinhalb.«

    »Sie hat mit Amphetaminen angefangen«, hakte Milo nach.
    »Angefangen, ja«, sagte Beatrix Chenoweth. »Auf was sie sich sonst noch

Weitere Kostenlose Bücher