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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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haben und Huck ein Psycho ist, der alles allein gemacht hat.«

    Die Observation des Grundstücksverwalters war ergebnislos geblieben. Durch die Berglage am Ende einer Sackstraße war der Einblick auf das Anwesen nur begrenzt möglich. Der Beobachtungsposten zwei Querstraßen weiter unten hatte nichts gebracht. Huck verließ das Haus nicht.
    Milo beschloss, die Observation nach Einbruch der Dunkelheit zu übernehmen, und erklärte Reed, dass sie sich die Schicht teilen würden.
    »Ich kann das ohne weiteres allein machen, Lieutenant«, bot Reed an. »Ich will den Typ unbedingt auschecken.«
    »Wenn wir das machen, mein Junge, arbeite ich demnächst mit’nem lebenden Toten zusammen.«
    »Vertrauen Sie mir«, sagte Reed. »Bei allem Respekt.«
    »Halten Sie nichts von Schlaf?«
    »Ich brauche nicht viel. Wenn ich in Bewegung bleibe, entdeckt mich keiner. Ich kann mich so gut wie unsichtbar machen.«
    »Wie kommt das?«, fragte Milo.
    »Ich bin ein zweites Kind.«
     
     
    Wir wussten so gut wie nichts über Hucks Leben, seit er volljährig geworden war, und der einzige Mensch, der uns Näheres dazu mitteilen könnte, war Debora Wallenburg, die Anwältin, die ihn aus dem Jugendknast geholt hatte. Aber es hatte keinen Sinn, darauf hinzuweisen. Bestenfalls konnte sie sich auf ihre anwaltliche Schweigepflicht berufen.
    Schlimmstenfalls warnte sie Huck, und wenn er Dreck am Stecken hatte, würde er sich absetzen.
    Da meine Dienste im Augenblick nicht benötigt wurden, übernahm ich die Beratung bei einer Sorgerechtsprüfung, die nicht allzu aufwendig aussah. Ich hatte sogar Zeit für gemächliche Spaziergänge mit Blanche und angenehme Abendessen mit Robin.

    Mittendrin kontaktierte mich Isabelle Green-Bass aus Long Island.
    »Ich habe Ihre Nummer von der staatlichen Psychologenkammer, Doktor. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich anrufe.«
    »Ganz und gar nicht. Was kann ich für Sie tun?«
    »Der Grund, weshalb ich Sie und nicht Lieutenant Sturgis anrufe, ist - es geht eigentlich gar nicht um Selenas Fall …« Ihre Stimme brach. »Ich kann kaum fassen, dass ich dieses Wort gebrauche.«
    Ich wartete.
    Sie sagte: »Ich habe bereits mit Lieutenant Sturgis gesprochen und weiß, dass es noch keine Fortschritte gibt. Der Grund, weshalb ich Sie anrufe … Eigentlich weiß ich gar nicht, weshalb ich Sie anrufe … Ich glaube, ich habe das Gefühl … Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ihre Zeit stehle, Doktor.«
    »Das tun Sie nicht.«
    Sie sagte: »Das sagen Sie bloß, weil … Tut mir leid, ich weiß nicht, was ich tue.«
    »Sie haben etwas mitgemacht, das die meisten Menschen nicht einmal annähernd begreifen.«
    Stille. Als sie wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme tief und heiser. »Ich glaube, ich … weiß, worauf ich hinaus will … Dr. Delaware, ich muss ständig an das Gespräch denken. Auf dem Revier. Meine Jungs … Wir müssen völlig verrückt gewirkt haben, wie eine gestörte Familie. Das sind wir in Wirklichkeit gar nicht.«
    »Was dort vorgefallen ist, war völlig normal«, sagte ich.
    »Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Sie haben schon andere Menschen in meiner … Situation erlebt.«
    »Jede Menge. Es gibt keine Richtlinien.«

    Lange Pause. Dann sagte sie leise: »Danke. Ich glaube, ich möchte Ihnen klarmachen, dass wir eigentlich ziemlich normal sind - normale Menschen -, jetzt, wo ich’s ausgesprochen habe, klingt es lächerlich. Wieso sollte ich Ihnen imponieren wollen?«
    »Sie versuchen, die Sache in den Griff zu bekommen.«
    »Was unmöglich ist.«
    »Trotzdem«, sagte ich, »lohnt sich manchmal der Versuch. Was ich bei Ihren Söhnen gesehen habe, war Zuneigung und Liebe. Zu Ihnen und zu Selena.«
    Das Schluchzen kam wie Donnerhall und ließ den kleinen Lautsprecher des Telefons erbeben. Ich wartete, bis es verklang.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich anders hätte machen sollen. Bei Selena, meine ich. Vielleicht, wenn Dan länger gelebt hätte. Er war so ein guter Vater. Er hatte einen Hirntumor. Dabei hat er nichts getan, was ihn verursacht haben könnte - er hat nicht geraucht, nicht getrunken, nichts. Es ist einfach passiert, die Ärzte haben gesagt, dass so was vorkommen kann. Ich glaube, ich hätte es Selena erklären sollen. Sie war noch so klein, ich dachte …« Sie holte tief Luft. »Sie hat ihren Vater verloren, und ich habe die Liebe meines Lebens verloren. Danach ist irgendwie alles zerbrochen.«
    »Was Sie durchgemacht haben, tut mir leid.«
    Schweigen.
    »Ms. Green-Bass, was Selena

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