Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
einen auf Abstand.«
»Und was sind das für Pakete?«
»Wein, Obst, Feinkost. Das süße Leben.« Er schulterte seine Tasche und trottete die Straße hinab.
Milo wartete kurz, dann lief er ebenfalls die Calle Maritimo hinunter und verschwand hinter einer Kurve. Ein paar Minuten später kehrte er zurück. »Nichts und wieder nichts. Wird Zeit, dass wir abhaun. Lassen Sie Ihre Referenzen hier, Moses.«
Reed warf eine Karte auf den Poststapel, klemmte eine weitere zwischen Tor und Pfosten. »Meinen Sie, Huck könnte getürmt sein?«
»Diese Möglichkeit besteht immer.«
Wir fuhren zum Pacific Coast Highway. Die Sonne war vanillefarben, und der Ozean wirkte wie ein schmelzendes, grün-blaues Puzzle. Vor dem Strandhaus der Vanders war kein Lexus zu sehen, und mit der Türglocke hatten wir auch nicht mehr Erfolg.
Moe Reed klopfte an den hohen Holzzaun, der den Zugang zum Strand versperrte. »Was kommt als Nächstes, ein Wassergraben?«
»So was kann man sich mit Geld kaufen«, sagte Milo.
Wir fuhren den Highway auf und ab, hielten an jeder Tankstelle bis Broad Beach Ausschau nach dem Lexus. In Pacific Palisades kostete der Liter Superbenzin fast einen Dollar vierzig. Das hielt die Autofahrer nicht davon ab, nach einem Schuss Petrochemie Schlange zu stehen. Huck war nicht darunter.
Milo sagte: »Fahren wir zurück, rufen die Krypta an, lassen uns einen Termin für Duboffs Autopsie geben und erkundigen uns, ob sie schon eine Voruntersuchung vorgenommen haben und ob bei der Augenscheinnahme irgendwas Verwertbares rausgekommen ist. Danach müssen wir feststellen, ob es sich bei der unbekannten Toten Nummer drei um DeMaura Montouthe handelt. Die Identifizierung ist wahrscheinlich keine große Sache, aber wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Das Straßenmädchen hat gesagt, DeMaura wäre aus Alabama, aber es könnte auch Arkansas sein, jedenfalls irgendwas drunten im Süden. Verdammt, es könnte sogar Arizona oder Albanien sein. Wenn wir irgendwelche nächste Verwandte finden, haben wir vielleicht Glück,
und DeMaura hat mit jemandem über einen besonders widerlichen Freier gesprochen.«
»Wie zum Beispiel den Typen, vor dem Big Laura geflüchtet ist.«
»Wie den zum Beispiel«, sagte Milo. »In einer idealen Welt zumindest.«
Als wir wieder im Revier waren, wandte sich ein Zivilangestellter, den ich noch nie gesehen hatte, an Milo: »Ich habe versucht, Sie anzurufen, Lieutenant.«
»Ich habe keine Nachricht erhalten«, erwiderte Milo.
»Tja, ich hab’s versucht.«
»Unter welcher Nummer?«
Der Angestellte las eine Nummer vor. Die letzte Ziffer lag um zwei daneben.
»Tja, die hat man mir gegeben «, sagte der Angestellte ohne jede Reue. »Jedenfalls kam jemand vorbei, der Sie sprechen wollte. Er ist noch da. Ist also nicht weiter schlimm.«
James Robert »Bob« Hernandez war über eins achtzig groß und muskulös, hatte blaue Augen, glatte, nach hinten gekämmte messingfarbene Haare und einen zehn Zentimeter langen Kinnbart im gleichen Farbton. Er trug Jeans mit hochgeschlagenen Beinen, abgewetzte Motorradstiefel und ein kariertes Hemd mit kurzen, umgekrempelten Ärmeln. Swimmingpoolblaue Tattoos zogen sich von den kräftigen Handgelenken bis zum angespannten Bizeps. Am linken verkündete er kalligraphisch seine Zuneigung zu Kathy . Profiarbeit, keine Knastkunst. Hernandez hatte nur geringfügige Vorstrafen: Alkohol am Steuer, Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung, Nichterscheinen vor Gericht.
Nachdem er ihn durch die Datenbanken hatte laufen lassen, kehrte Milo in den Vernehmungsraum zurück und setzte
sich wieder. Während der kurzen Unterbrechung war ich bei Hernandez geblieben und hatte mich mit ihm über Sport unterhalten.
Moe Reed kümmerte sich unterdessen um das Holzkästchen, das Hernandez mitgebracht hatte. Er hatte zunächst in der Krypta angerufen und die Erlaubnis erhalten, das Kästchen persönlich zu Dr. Hargroves Labor bringen zu dürfen.
»Menschliche Knochen«, stellte Milo fest.
»Den Eindruck hatte ich«, sagte Bob Hernandez. »Ich meine, ich bin kein Wissenschaftler, aber ich hab im Internet nachgeschaut, und sie passen zu menschlichen Fingern. Genug für drei ganze Hände.«
»Sie haben recherchiert, was?«
»Ich wollte Ihnen nicht die Zeit stehlen, Sir.«
»Wir wissen das zu schätzen. Erklären Sie noch mal, wie Sie sie gefunden haben.«
»Ich habe sie nicht gefunden, ich hab sie gekauft «, sagte Hernandez. »Ich meine, nicht ausdrücklich
Weitere Kostenlose Bücher