Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
die schundig wirkte und möglicherweise sogar nur vergoldet war.
Ich sagte: »Die Milliardäre haben also die Rechnungen bezahlt, und Sil hat den Laden geschmissen. Hat sonst noch jemand dafür gespendet?«
»Klar, von Zeit zu Zeit haben Leute Schecks geschickt, aber Sil hat das als Kleingeld bezeichnet. Ohne die MG-Brüder hätte er Pech gehabt. Darf ich jetzt bitte in Ruhe aufessen? Ich möchte wirklich nicht mehr daran denken.«
Ich dankte ihr und ging zur Tür.
Sie sagte: »Mit Umweltschutz haben Sie zwar nichts im Sinn, aber wenigstens sind Sie treu.«
»Haben Sie sie nicht gefunden?«, sagte die Empfangsdame des Augenarztes.
»Ich habe sie gefunden, dank Ihres Hinweises. Sie wirkt ziemlich niedergeschlagen.«
»Wären Sie das nicht?«
»Mir ginge es wahrscheinlich noch viel schlechter … vielleicht tröstet sie diese riesige Perle ein bisschen.«
»Das bezweifle ich«, sagte sie. »Aber die ist schon was. Sie hat sie sich gestern gekauft. Wir waren alle überrascht.«
»Ist das sonst nicht Almas Art?«
»Nicht unbedingt.«
»Trauer kann Menschen verändern«, sagte ich.
»Vermutlich … Was kann ich sonst noch für Sie tun?«
»Nichts.« Ich wandte mich um.
»Weshalb sind Sie dann …«
»Ich wollte Ihnen nur für Ihr Entgegenkommen danken.«
Bevor sie die Lüge verarbeiten konnte, war ich weg.
28
Ich fuhr zur ersten Querstraße westlich des Einkaufscenters, in dem Alma Reynolds zu Mittag aß, und umkreiste ein paar Mal das Karree, bis ich einen Parkplatz mit freier Sicht auf die Cocina de Cabo fand.
Fünf Minuten später kam Reynolds heraus und ging zu Fuß zu ihrem Arbeitsplatz, mit weit ausholenden Schritten und grimmigem Blick. Ich folgte ihr so langsam, wie ich konnte, hielt einen halben Block vor dem Ärztehaus an.
Sie lief am Eingang vorbei und ging die Rampe zur Tiefgarage hinab.
Ich musste nicht lange warten, bis ein alter, verbeulter gelber VW Käfer die Rampe heraufgetuckert kam. Reynolds war vornüber gebeugt, als wollte sie das kleine Auto antreiben. Dunkler Qualm quoll aus dem Auspuff. Ts ts.
Sie fuhr geradewegs zu einem erbsengrünen Apartmentgebäude an der Fourteenth Street, unmittelbar nördlich des Pico Boulevard. Die Nummer stimmte mit der Adresse überein, die Reed mir gegeben hatte. Das Haus war ungepflegt, halb hinter zerzausten Palmen verborgen, der Putz bröcklig.
Die weniger glamouröse Seite von Santa Monica. Aber selbst hier brachte es gewisse Vorteile mit sich, wenn man dazugehörte: Nur Anlieger durften parken. Ich ließ mich zurückfallen.
Alma Reynolds hatte sichtlich Mühe, ihren Käfer in eine winzige Parklücke zu zwängen, und rumste leicht an die Autos hinten und vorne, ohne sich groß darum zu scheren. Sie knallte die Tür so heftig zu, dass der Käfer erbebte, und ging in ihr Wohnhaus.
Ich postierte mich vor einem Hydranten und hörte Musik.
Nach fünfunddreißig Minuten kam ich zu dem Schluss, dass Reynolds heute nicht mehr herauskommen würde, und fuhr heim.
Unterwegs versuchte ich es noch mal bei Milo, hinterließ eine Nachricht. Ich war gerade in Westwood Village, als mein Handy piepte.
»Hi, Doc, Louise von Ihrem Telefonservice. Eine Dr. Rothman hat gerade angerufen.«
»Nathalie Rothman?«
»Den Vornamen hat sie nicht genannt. Sie sagte nur, Sie sollten sie anrufen, sobald Sie dazu kommen. Es geht um einen Mr. Travis.«
Ich hatte seit Jahren nicht mehr mit Nathalie Rothman gesprochen.
Sie sagte: »Ich bin mit Patienten beschäftigt, Alex, aber wenn du möchtest, können wir uns später unterhalten.«
»Du kennst Travis Huck?«
»Kennen? Das ist ein bisschen viel - tut mir leid, Alex, Moment …« Kurz darauf: »Eine unserer Ärztinnen hat gerade ein Baby bekommen, so dass wir höllisch unterbesetzt sind, und sobald ich frei habe, muss ich weg. Aber ich kann ein bisschen Zeit für dich erübrigen, wenn ich mein Abendessen runterschlinge - sagen wir, um sechs?«
»Willst du mir nicht wenigstens einen kurzen Hinweis geben, worum es geht?«
»Zu kompliziert. Klappt es um sechs?«
»Ich rufe dich um Punkt sechs an.«
»Nein, wir sollten uns lieber persönlich sprechen. Jarrod, mein Ältester, hat um sieben ein Basketballspiel, und ich habe ihm versprochen, dass ich es mir auf jeden Fall ansehe. Wohnst du noch in Glen?«
»Ja. Das klingt ja sehr spannend, Nathalie.«
»Genau das Richtige für dich, nicht? Wir treffen uns irgendwo in der Nähe von Jarrods Schule.«
»Wo ist die Schule?«
»In Brentwood«, sagte
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