Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
entfernt. Die Mutter und der Stiefvater der Toten waren Alkoholiker und Halbgeschwister. Stiefgeschwister, um genauer zu sein. Das Baby hieß Brandeen, abgekürzt Brandi, nehme ich an. Die Familie wusste, wer der Mörder war. Brandis Exfreund, der damals ebenfalls noch ein Kid war, gerade mal ein Jahr älter als Brandi. Offenbar hatte sie sich von ihm getrennt, bevor das Baby geboren wurde, und er stellte ihr nach. Sobald die Polizei bei ihm zu Hause auftauchte, brach er zusammen und gestand, sie totgeschlagen zu haben. Er hatte eine gebrochene Hand und aufgeplatzte Knöchel, aber man fand sein Blut auch an Brandis Gesicht, Hals und Brust. Als die Cops ihn fragten, weshalb er das Baby liegen gelassen habe, mitten auf dem Gehsteig, hat er sie nur dämlich angeguckt. Als wollte er sagen, ups, das Baby hatte ich ganz vergessen.«
»Woher weißt du all diese Einzelheiten?«
»Von dem Detective, der den Papierkram erledigt hat. Deswegen hat er angerufen. ›Ich mache den Papierkram. Wir sind hier nicht bei Sherlock Holmes, Doc.‹«
»Kannst du dich noch an seinen Namen erinnern?«
»Leibowitz«, sagte sie. »Ein jüdischer Detective wahrscheinlich, wer weiß?«
Bevor wir uns trennten, fragte ich sie, wie es ihrem Sohn auf der Windward School gefiele.
»Interessanter Laden«, sagte Nathalie.
»Inwiefern?«
»Es sind eigentlich zwei Schulen - soziologisch gesehen. Schlaue reiche Kinder und nicht so schlaue richtig reiche Kinder.«
»Ich spüre da ein alltägliches Thema.«
»Bei vierzigtausend Dollar Schulgeld ist es in der Tat alltäglich, Alex. Charlie hält es für lächerlich, und ich vermutlich ebenfalls. Unter welche Gruppe Jarrod fällt, hängt davon ab, an welchem Tag du mich erwischst. Du kennst doch Heranwachsende, keinerlei Impulskontrolle - schau, wie es der armen Brandi Loring ergangen ist. Ich hätte nichts dagegen gehabt, ihn auf eine öffentliche Schule zu schicken, und Charlie wollte das auch unbedingt. Aber unseren kleinen Prinz hat es nach Basketball als Schwerpunktfach verlangt, und er war davon überzeugt, dass er auf einer öffentlichen Schule keinen Abschluss schaffen würde. Ich nehme an, durch diese Erkenntnis zählt er zu den Schlauen. Er kennt seine Grenzen.«
Ich rief bei der Hollywood Division an und fragte nach Detective Leibowitz. Der Telefonist hatte noch nie von ihm gehört, der Diensttuende auch nicht.
»Dann geben Sie mir bitte Detective Connor.«
»Die ist nicht da.«
Ich versuchte es über Petras Handy. »Barry Leibowitz«, sagte sie. »Er hat aufgehört, kurz nachdem ich angefangen habe. Und nicht dass du irgendwelche falschen Schlüsse ziehst. Barry war über sechzig.«
Ich lachte. »Hast du irgendeine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
»Nein, tut mir leid. Darf ich fragen, weshalb?«
Ich berichtete ihr von dem Baby, das Travis Huck gerettet hatte.
»Euer Täter hat etwas Gutes getan?«, sagte sie. »Ted Bundy hat bei einem Suizidnotruf gearbeitet.«
»Das hat gar nichts zu bedeuten«, wandte Milo ein. »BTK war Kirchenvorsteher.«
Moe Reed sagte: »Genau das hab ich mir gedacht, als sie angerufen hat, Doc. Ich wollte Ihnen Bescheid sagen, war aber völlig überlastet, als ich mir die Bus- und Bahnunterlagen vorgenommen und die Automietverträge überprüft habe.«
Milo hakte noch einmal nach. »Es besteht also nicht der geringste Zweifel, dass der Freund die Mutter des Babys umgebracht hat?«
»So hat es Detective Leibowitz Dr. Rothman erklärt«, sagte ich.
»Leibowitz … kenn ich nicht.«
»Er ist in den Ruhestand gegangen, kurz nachdem Petra nach Hollywood kam. Ich wollte ihn suchen, lass es aber sein, wenn du meinst, es ist Zeitverschwendung.«
»Was soll das bringen?«
»Wenn Leibowitz Huck finden und vernehmen konnte, könnte uns das einen gewissen Einblick in Hucks Charakter liefern.«
» Ich würde lieber wissen, was Huck um drei Uhr morgens zu Fuß in einer dunklen, verlassenen Straße in Silverlake zu suchen hatte, aber klar, mach nur.«
Reed meldete sich zu Wort. »Wir wissen, dass er um diese Zeit hinter Straßenmädchen her ist. Wenn er keinen Anschluss findet, schleicht er vielleicht um die Häuser, schaut durch Fenster und spannt. Wenn er nicht Schlimmeres tut.«
Milo sagte: »Wenigstens wissen wir jetzt, wo er vor zehn Jahren war. Er war tatsächlich ein Straßentyp - ohne Sozialversicherungsnummer -, ich wette zehn zu eins, dass er sich mit illegalem Zeug durchgeschlagen hat. Mal sehn, was uns die Akten über
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