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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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durch den Briefschlitz gesteckt, es mit Benzin gefüllt und ein Streichholz hinterhergeworfen.«
    Sie lächelte und ließ dabei die Goldkrone auf einem ihrer Schneidezähne sehen. »Jaaa … aber er hat sich zu lange Zeit gelassen und das Benzin verdunsten lassen.«
    Das schabende Geräusch – Shuggies wiederholte Versuche, das Streichholz zu entzünden.
    Elaine formte die Hände zu einer Kugel, zog sie dann ruckartig auseinander und spreizte die Finger ab. »Der Dampf ist wie eine Bombe explodiert und hat die Wohnungstür glatt aus den Angeln gerissen.«
    »Die Schlafzimmertür auch. Darf ich einen Blick reinwerfen?«
    Sie zog eine Braue hoch. »Natürlich nicht. Finnie hat uns heute Morgen die Hölle heißgemacht – Sie haben sich gefälligst von den Ermittlungen fernzuhalten.« Sie machte kehrt und ging auf die Treppenhaustür zu. »Hinten im Transporter sind noch Schutzanzüge – vergessen Sie nur nicht, eine Maske aufzusetzen, damit wir alle so tun können, als würden wir Sie nicht erkennen.«
    Sie hatten einen Laufsteg aus Teetabletts ausgelegt, die alle auf kleinen Metallfüßen standen und dafür sorgten, dass Logans blaue Plastik-Überschuhe acht Zentimeter über dem verkohlten, wassergetränkten Teppichboden blieben. Und verhinderten, dass irgendwelche Spuren vernichtet wurden.
    »Du liebe Scheiße …«
    Er starrte durch die offene Tür in die Wohnung. Der Flur war ein einziges verkohltes Trümmerfeld. Bruchstücke der Decke lagen auf dem Boden, und über seinem Kopf konnte er die angesengten Balken sehen. Das Dach war einigermaßen heil geblieben, aber alles, was sie auf dem Dachboden gelagert hatten, war ein Raub der Flammen geworden – Fäden von geschmolzenem und erstarrtem Kunststoff und eine kleine Metallwanne waren alles, was von dem Brotbackautomaten übrig geblieben war, den er vor Jahren geschenkt bekommen und nie benutzt hatte.
    Logan blieb stehen. »Ist der Boden stabil?«
    Jemand – eine anonyme Gestalt in ausgebeultem Tatort-Overall, Maske, Schutzbrille und Handschuhen – nickte ihm zu. »Solange Sie nicht in der Küche auf und ab hüpfen.«
    Was von der Wohnung übrig war, stank – der pfeffrige Geruch von verkohltem Holz, die bitteren, stechenden Dünste von geschmolzenem Plastik und der säuerliche, widerwärtige Gestank des verbrannten Teppichbodens.
    Er fing im Wohnzimmer an. Hier brauchte es keinen Laufsteg – alles, worauf es ankam, hatte sich im Flur abgespielt. Der Fernseher war ein hohles Gerippe aus Metallstreben, das Plastikgehäuse weggeschmolzen, die Bildröhre zersprungen. In der Ecke, wo das CD -Regal in sich zusammengefallen war, lagen die rußverschmierten silbrigen Scheiben auf einem Haufen wie Fischschuppen. Vom Erkerfenster waren nur die leeren, verkohlten Rahmen übrig, die Scheiben längst herausgefallen.
    Auch die Küche bot ein Bild der Verwüstung – alle Schränke mit Ruß verschmiert, die Tür der Gefrierkombination gesprungen und halb geschmolzen.
    Aber das Schlafzimmer sah noch schlimmer aus. Die Matratze war nur noch ein Haufen Asche und Sprungfedern in einem verbogenen Metallrahmen. Auch hier waren Teile der Decke herabgefallen, und von dem umgekippten Kleiderschrank waren nur noch zwei Seitenwände übrig.
    Logan wischte sich mit einer behandschuhten Hand über die Augen, schluckte schwer und trat an das zerborstene Fenster.
    Drei Stockwerke tiefer war das Flachdach immer noch mit der Schneeschicht aus Unterwäsche bedeckt. Samanthas Stiefel, ihr Ballkleid und ihr Korsett lagen verdreht da.
    Er stand da und starrte auf das Loch hinunter, das sie mit ihrem fallenden Körper gemacht hatte.
    Shuggie Webster, du Mistkerl … Ganz egal, was passieren würde, dieses bekiffte Junkie-Schwein hatte es doppelt und dreifach verdient. Jeden einzelnen gottverdammten –
    Logan zuckte zusammen, als eine Hand sich auf seine Schulter legte.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie stehen jetzt schon eine geschlagene Viertelstunde hier herum.« Die Stimme klang nach Elaine Drever, aber bei der Tatort-Montur war es schwer zu sagen.
    »Können Sie …« Er zeigte nach unten auf Samanthas Sachen. »Ich will nicht … dass fremde Leute …«
    »Ich kümmere mich drum. Ich lasse alles für Sie einsammeln.« Die zerknitterte Gestalt seufzte. »Ich weiß, Sie wollen das gar nicht hören, aber wenn Sie hier dringeblieben wären, dann würden wir jetzt Ihre Leichen unter den Trümmern rausziehen. Es braucht nicht viel Rauch, um einen Menschen umzubringen. Sie haben es genau richtig

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