Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
Vom Netzwerk:
fällt kopfüber die Stufen zum Correction Wynd runter. Gebrochenes Bein und Gehirnerschütterung. Es gibt ein Überwachungsvideo, wo alles drauf ist, falls ihr mal so richtig lachen wollt?«
    »Und auch ein paar Schokokekse.« Steel scheuchte ihn mit einer Handbewegung hinaus. »Nun seien Sie mal ein braver kleiner Constable und laufen Sie schon los.«
    Sobald Rennie weg war, warf Steel die Protokolle wieder auf den Schreibtisch. »Also, folgender Deal: Du arbeitest bis fünf, dann fahren wir zu mir, und du lässt dich von Susan verhätscheln. Du trinkst ein Gläschen Whisky oder zwei, guckst Fernsehen, isst zu Abend, putzt dir die Zähne und gehst in die Heia, immer so, dass ich dich schön im Auge behalten kann. Und du gehst nicht zurück zu diesem siffigen Wohnwagen bei der Scheißeverarbeitungsanlage, um dort im Dunkeln zu schmollen und zu brüten und vor dich hin zu gammeln.«
    »Ich …« Logan spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. »Danke.«
    »Das meine ich aber auch. Anderes Thema: Wer hat denn nun deine Wohnung abgefackelt?«
    Nicht wegschauen. Blickkontakt halten. »Ich habe keine Ahnung. Ich überlege schon den ganzen Tag hin und her, aber …« Stirnrunzeln. Schulterzucken. Ganz natürlich bleiben. »Muss jemand sein, den ich mal hinter Gitter gebracht habe. Kann ja kaum ein Zufall sein.«
    Steel rollte die Pseudozigarette zwischen den Lippen hin und her. Das Plastikende klickerte auf ihren Zähnen. »Die Kriminaltechnik hat irgendwelches Zeug von deiner Wohnungstür abgekratzt und auf DNS untersucht. Wir landen einen Treffer, wir schnappen das Schwein, und ich sorge dafür, dass er wegen versuchten Mordes verurteilt wird.« Sie stand auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kannst dich auf deine Tante Roberta verlassen: Dieser Wichser wird dafür bezahlen.«
    Logans Handy dudelte seinen taumelnden, unheimlichen Walzer. Er zog es aus der Tasche und sah aufs Display: Steel.
    »Ich dachte, wir hätten einen Deal, verdammt noch mal!«
    Logan drückte sich flach an die in zwei verschiedenen Grüntönen gestrichene Wand, als ein riesiges Krankenbett vorbeigeschoben wurde. Ein bleicher alter Mann mit einer Sauerstoffmaske starrte an die Decke, die Gesichtszüge erschlafft, die Haut speckig glänzend. Eine Frau in einem blauen OP-Anzug und quietschigen weißen Turnschuhen warf Logan im Vorbeigehen einen missbilligenden Blick zu. »Sie dürfen Ihr Handy im Krankenhaus nicht benutzen!«
    »Tut mir leid.« Er sah ihnen nach.
    »Ich habe Finnie dir zuliebe Arschloch genannt! Ich wäre um ein Haar gefeuert worden – und kaum drehe ich dir den Rücken zu –«
    »Ich bin oben im Krankenhaus.« Er starrte wieder den Flur hinunter. »Irgendjemand muss Trisha Browns Mutter sagen, dass ihr Töchterchen entführt wurde.«
    »Du hättest wenigstens Rennie mitnehmen können! «
    »Ich wollte … Sie haben mir gesagt, dass ich fünfzehn Minuten bei Samantha sitzen darf.«
    Eine Pause. »Mensch, Laz, ich wär doch mitgekommen. Das weißt du genau. Ich hätte mich in die Cafeteria hocken und den Krankenschwestern schöne Augen machen können, während du bei ihr im Zimmer bist.«
    »Du, ich muss jetzt Schluss machen.« Er legte auf, ehe sie noch etwas sagen konnte.
    Die mollige Krankenschwester musterte Logan zum dritten Mal binnen drei Minuten von Kopf bis Fuß, während sie ihn zu einem mit Vorhängen abgeteilten Bereich am hinteren Ende eines Achtbettzimmers führte. Es war drückend heiß, trotz der offenen Fenster, durch die das dumpfe Dröhnen des Verkehrs von der Straße hereinwehte, gelegentlich durchbrochen vom Sirenengeheul der Krankenwagen.
    »Aber eines muss Ihnen bitte klar sein: Mrs. Brown soll sich auf keinen Fall aufregen.« Die Schwester hob die Hand an die Brust und tastete über dem mächtigen Vorgebirge ihres Busens nach der Uhr, die wie ein Orden an ihr blaues Oberteil geheftet war. »Bis zu ihrer nächsten Methadon-Dosis sind es noch zwei Stunden, und wenn sie mal in Fahrt kommt, ist sie ein echter Alptraum.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    Die Schwester griff in den Vorhang und riss ihn zur Seite.
    Helen Brown lag auf der Bettdecke, den Kopf im Nacken, und schnarchte mit offenem, zahnlosem Mund leise vor sich hin. Ein Auge war mit Verbandmull zugeklebt, der Rest ihres Gesichts war ein Flickenteppich aus Blutergüssen und genähten Wunden. Ihr rechter Arm steckte vom Handgelenk bis zum Ellbogen in einem Kunststoffgips, das linke Bein vom Knöchel bis zum Oberschenkel. Ihr rechtes Bein

Weitere Kostenlose Bücher