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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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Kincorth eine Bäckerei zu finden, die rund um die Uhr geöffnet hat.« Er reichte Logan eine Tüte.
    »Bacon?«
    »Spiegelei. Wir Vegetarier müssen doch zusammenhalten, nicht wahr?«
    Logan biss in das weiche, mehlige Brötchen, und etwas von dem Eigelb rann ihm übers Kinn. »Was ist mit dem Krankenwagen?«
    »Steht vor dem Haus. Billy Dawson haben sie schon reingeschoben; der andere Typ braucht angeblich nur ein paar Stiche.« Guthrie nahm sich ein Blätterteig-Teilchen und redete mit vollem Mund weiter, während kleine hellbraune Brösel auf seine schwarze Uniform herabrieselten. »Die Frau vom Jugendamt ist auch schon da, Chef. Würde dich gerne sprechen.«
    Die Sozialarbeiterin war im Wohnzimmer und stöberte gerade in einem in sich gedrehten CD -Turm herum. Schwarzes Haar mit grauen Strähnen, Tweedhose, gelbe Bluse, rote Weste, die über ihrem Bauch spannte – irgendwie erinnerte sie an eine Figur aus Der Wind in den Weiden . Sie drehte sich zu Logan um und rümpfte die Nase. Dann hielt sie ihm ein Klemmbrett hin. »Ich brauch ein Autogramm von Ihnen.«
    Er überflog das Formular und kritzelte seine Unterschrift in das Feld, das mit einem X markiert war. »Es ist ein –«
    »Ui, die hab ich auch.« Sie zog Annie Lennox’ Album Diva aus dem Regal. »Haben Sie sie mal kennengelernt?«
    »Äh, nein. Wir –«
    »Ich bin in Torry geboren, genau wie sie. Wir sind sogar auf dieselbe Schule gegangen – die Harlaw Academy.« Die Sozialarbeiterin drehte die CD um und betrachtete sinnend die Rückseite. »Ist Trisha noch hier, oder haben Sie sie schon abtransportiert?«
    »Trisha?«
    »Trisha Brown, die Mutter. Suchtkrank, hat ’nen kleinen Jungen, ungefähr so groß.« Sie hielt die Hand auf die Höhe ihres angeschwollenen Bauchs.
    »Sie ist oben.«
    Die Frau nickte. »Ich weiß noch, wie ich früher immer gedacht habe: ›Wenn ich mal groß bin, werde ich auch so berühmt. Dann bin ich in Top of the Pops und in MTV und in allen Zeitungen.‹ Ich habe in verschiedenen Bands gesungen und sogar fast einen Plattenvertrag an Land gezogen.« Sie steckte die CD wieder ins Regal. »Dann ist mein Vater gestorben, meine Mutter ist völlig zusammengebrochen, und ich musste bei Asda an der Kasse jobben. Aus der Traum vom Popstar.«
    »Wir legen ihr Drogenbesitz, Widerstand gegen die Festnahme und einen tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten zur Last.«
    Die Sozialarbeiterin nahm das Klemmbrett von Logan entgegen und betrachtete eingehend seine Unterschrift. »Loren McRoy? Ist das nicht ein Mädchenname?«
    »Logan – und außerdem heißt das McRae, nicht McRoy.«
    »Mein Gott, Ihre Klaue ist ja noch schlimmer als meine. Lucy Woods, freut mich, Sie kennenzulernen.« Sie ging zur Treppe. »Na, dann bringen wir’s mal hinter uns.«
    »Trisha? Kannst du mich hören, Trisha?« Sie ging vor der spindeldürren Gestalt in die Hocke. »Trisha? Ich bin’s, Lucy. Ich muss den kleinen Ricky in Obhut nehmen, während du bei der Polizei bist, okay?«
    Trisha schwang den Kopf herum – wie einen fahlgrauen Betonklumpen an einer Kette. Pupillen wie winzige Käfer, schwere Lider, der Mund offen, ein Netz von Spuckefäden zwischen Ober- und Unterlippe. »Wsissn?«
    »Ich sagte, wir müssen Ricky zu uns nehmen. Während du in Polizeigewahrsam bist.«
    Trishas blasse Stirn zog sich in Falten. »Wer bis’n …«
    »Lucy. Lucy Woods. Vom Jugendamt.«
    Ein frostiges Lächeln spielte um Trishas Lippen. »Aber ich fühl mich wohl hier.«
    Die Sozialarbeiterin seufzte und blickte zu Logan auf. »Heroin?«
    »Wahrscheinlich. Als wir uns Zugang verschafft haben, wollten sie gerade die Toilette mit dem Zeug dekorieren.«
    »Ach Trisha, du weißt doch, dass das nicht gut für dich ist. Du machst dann immer so schlimme Sachen.«
    Trisha blinzelte. Es schien sie große Anstrengung zu kosten. »Ihr dürft Ricky nicht mitnehmen. Ihr dürft …« Sie deutete mit einem knochigen Finger auf die uniformierte Gestalt, die in der Zimmerecke stand. »Er hat versucht, mich zu vergewaltigen!«
    Ein Seufzer. »Wie viel hast du genommen, Trisha?«
    »Aber es stimmt! Er hat versucht, mich zu vergewaltigen!«
    »Das ist eine Frau, Trisha.«
    Stirnrunzeln. »Oh …« Ein Sabberfaden trudelte auf ihre eingefallene Brust hinunter. »Jemand hat versucht, mich zu vergewaltigen …«
    Logan verschränkte die Arme. »So ist sie schon seit einer Stunde. Davor war sie ganz normal.«
    »Na ja, es dauert eben eine Weile, bis die Drogen vom Organismus aufgenommen werden,

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