Knochensplitter

sorgfältig von allen forensisch verwertbaren Spuren freizuhalten, um sich dann einen großen Zettel mit seinem richtigen Namen an die Brust zu heften.
    Nein, das hier lief eher nach dem Vorbild von Reservoir Dogs .
    Die Namensschilder trugen sie, damit sie immer wussten, mit wem sie gerade redeten, wenn sie alle ihre Schutzanzüge und Masken trugen. Und um jede menschliche Regung zu kaschieren.
    Sylvia, Tom und David.
    Sylvester, Tom und David –
    Jemand stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
    Logan blickte von seinem Notizblock auf. Alles starrte in seine Richtung.
    Finnie kniff sich in die Nasenwurzel und seufzte. »Ich weiß ja, dass das alles für Sie noch neu ist, Detective Inspector McRae, aber im Allgemeinen wird erwartet, dass man bei unseren Strategiebesprechungen bei der Sache ist.«
    Logan spürte ein heißes Kribbeln im Nacken. »Ja, Sir.« Er senkte den Blick auf den Notizblock, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er hatte geistesabwesend darauf herumgekritzelt – und herausgekommen war ein Dalek, erkennbar an seinem pümpelförmigen Schwenkarm und dem Stielauge.
    Nicht Sylvester, Tom und David. In die richtige Reihenfolge gebracht –
    »Herrgott noch mal, DI McRae, hören Sie mir überhaupt zu, wenn ich –«
    » Doctor Who. « Logan stand auf. »Tom Baker, Sylvester McCoy und David Tennant sind alles Schauspieler, die den Doktor gespielt haben. Das ist das Namenssystem, das sie verwenden.«
    Damit erntete er nur verständnislose Blicke.
    Superintendent Green zog eine Augenbraue hoch. »Tja nun, das ist ja wirklich faszinierend. Aber das hilft uns auch nicht, wenn wir herausfinden wollen –«
    »Augenblick mal …« Logan blätterte in seinem Notizbuch zurück.
    Green schnaubte. »Sergeant – ich wollte sagen, Inspector McRae –, ein kleiner Tipp zu Ihrer Karriereplanung: Wenn Sie sich nicht mal zwei Minuten am Stück konzentrieren können, wie wollen Sie –«
    »Hier.« Logan tippte mit dem Finger auf die Seite. »Stephen Clayton – er hat die gleiche Psychologievorlesung belegt wie Alison McGregor. Er hat sie angebaggert, aber sie hat ihn ziemlich gnadenlos abblitzen lassen. Er nannte sie – ich zitiere – ein ›arrogantes, überhebliches, verlogenes, hinterhältiges Miststück‹ und sagte: ›Entführt zu werden war doch das Beste, was diesem berechnenden Weibsstück überhaupt passieren konnte.‹ Und er ist Doctor-Who-Fan: besitzt signierte Poster, einen ferngesteuerten Dalek, das volle Programm.«
    Der Polizeipräsident beugte sich vor, und die silbernen Knöpfe blitzten auf der schwarzen Uniformjacke. »Kommt er als Täter infrage?«
    »Wen haben wir denn sonst?«
    Niemand konnte einen hilfreichen Vorschlag beisteuern.
    Steel kratzte sich unter dem Tisch. »Wie soll denn so ein mickriger kleiner Psychologiestudent so ein Riesending durchziehen?«
    »Nun ja …« Logan blickte zur Leinwand auf. »Was ist, wenn Clayton andere Studenten dazu überredet hat, ihm zu helfen? Wir wissen, dass einer der Entführer medizinische Kenntnisse besitzt – könnte ein Medizinstudent sein.«
    Interims- DI Mark McDonald schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Ich habe McPhersons Fallnotizen ein halbes Dutzend Mal durchgelesen – die Krankenhäuser sagen, dass ausschließlich Ärzte und autorisierte Krankenschwestern Zugang zur Apotheke haben. Keine Ausnahmen.«
    Ich hab ’nen Kumpel, der studiert Medizin und schiebt mir ab und zu was rüber.
    Steel lehnte sich zur Seite und klopfte mit den Knöcheln auf Marks Kopf. »Hallo? Ist dieses Ding eingeschaltet? Test, Test.«
    »Finger weg!«
    »McPherson könnte nicht mal ermitteln, woher die Scheiße an seinen Schuhsohlen stammt. Medizinstudent mit langen Fingern beschafft sich ein Sortiment von OP -Medikamenten, amputiert ein bisschen rum, und fertig ist die Laube. Ist ja nicht gerade eine Operation am offenen Herzen, oder?«
    »Gut. Andy« – der Polizeipräsident deutete auf DCI Finnie –, »ich möchte, dass dieser Clayton zur Vernehmung aufs Revier gebracht wird. Ich werde persönlich den Haftbefehl mit Richter McNab abklären, wenn Sie nur dafür sorgen, dass Clayton binnen einer Stunde in Untersuchungshaft ist.«
    »Ja, Sir. Ich werde ein bewaffnetes Einsatzteam –«
    »Wenn Sie gestatten«, unterbrach ihn Green und plusterte sich auf, die Arme vor der Brust verschränkt, »… ich halte das nicht unbedingt für die beste Vorgehensweise.« Er kniff die Augen zusammen und starrte ins Leere. »Wenn wir ihn einkassieren, wird er nur dichtmachen. Das