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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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stecken?«
    Er bewegte die Finger seiner rechten Hand und spürte, wie die Haut über seinen geschwollenen Knöcheln spannte. »Noch nicht.«
    »Wollen Sie den anderen sehen? Wir haben ihn unten.«
    Sein Telefon klingelte wieder. »Moment.« Er zog es heraus. »McRae?«
    » LoganDaveGoulding.« Der Psychologe sprach es aus wie ein einziges langes Wort mit Liverpooler Färbung. »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu er–«
    »Sie haben von dem Feuer gehört.« Natürlich hatte er das; die Abendzeitungen hatten ausführlich darüber berichtet.
    »Ja, sicher, aber ich wollte einfach hören, wie es Ihnen geht. Das mit Samantha tut mir leid.«
    Allen tat das mit Samantha leid. Jeder Idiot, dem er auf dem Flur begegnete, sagte, es tue ihm leid. Als ob das etwas ändern würde.
    Logan hielt das Handy an seine Brust und wandte sich der Gewahrsamsbeamtin zu. »Danke, ich melde mich später bei Ihnen.«
    Sie schlenderte davon und schwang dabei ihren großen Schlüsselring wie Charlie Chaplin sein Bambusstöckchen.
    Er hielt das Handy wieder ans Ohr.
    »… wäre ich auch stinksauer auf die Schweine.« Eine kleine Pause. »Passen Sie auf, ich muss um zehn einen Vortrag zum Thema ›Pluralismus in Bezug auf das Selbst‹ halten, aber ab elf wäre ich frei, wenn das für Sie passt?«
    Logan starrte die geschlossene Zellentür an. »Ich habe gerade ziemlich viel zu tun.«
    »Kann ich mir vorstellen – der Versicherungskram, die Besuche im Krankenhaus …?«
    Er rieb sich das Gesicht. »Sie wissen es, nicht wahr?«
    » Dass Sie im Dienst sind? Na ja, nennen wir es eine begründete Vermutung. Sie brauchen Zeit für die Trauerarbeit, Logan.«
    »Sie – ist – nicht – tot!«
    »Es geht nicht um den Tod, Logan; meistens sind es Veränderungen, die Trauer auslösen. Und ich weiß, dass es ein Klischee ist, aber manchmal hilft es wirklich , darüber zu reden. Zu toben und zu schreien. Gegenstände zu werfen .« Goulding seufzte. » Sie wissen, dass Sie nicht allein sind – warum schotten Sie sich dann so ab?«
    »Entschuldigen Sie, Sir …« Die Gewahrsamsbeamtin war wieder da und zerrte einen Teenager mit eingefallenem Gesicht am Arm hinter sich her. »Das ist Emily, sie will unbedingt mit Ihnen sprechen.«
    Emily sah aus, als brauchte sie eine kräftige Mahlzeit und ein Bad – und als müsste sie dringend damit aufhören, sich Heroin in jede verfügbare Vene zu spritzen. »Sie sind doch der Bulle, der hinter dieser Trisha Brown her ist, nicht?«
    Logan drückte das Handy wieder an die Brust. »Sind Sie eine Freundin von ihr?«
    »Es gibt doch ’ne Belohnung, nicht, für sachdienliche Hinweise und so?«
    »Kommt auf die Hinweise an.«
    Sie rieb sich den von der Nadel zerstochenen Arm. »Sie haben doch diese Marley-Schweine einkassiert, nicht?«
    »Wieso?«
    »Die werden doch verknackt, nicht? Sie lassen die Schweine nicht mehr raus?«
    Logan starrte sie an. »Was wissen Sie?«
    Ihr linkes Bein zitterte, als wäre es nicht richtig mit dem Rest von ihr verbunden. »Haben Sie sie nach Trisha gefragt?«
    »Warum sollte –«
    »Bob, nicht? So ’n großer, kräftiger Neger mit knallroten Haaren. Das war er …« Sie zog ihr Britain’s-Next-Big-Porn-Star -T-Shirt hoch und ließ ihn eine Reihe xylophonartiger Rippen voller grüner und blauer Flecken sehen. »Dieses Schwein hat gemeint, ich sollte noch dankbar sein. Wenn ich nicht aufpasse, würd’s mir gehen wie Trisha Brown.«
    Logan starrte wieder auf die Zellentür. Dann wandte er sich seinem Anruf zu. Goulding redete immer noch wie ein Wasserfall. »… bringt es denn, den starken, schweigsamen Typen zu markieren; das ist nicht –«
    »Wir sprechen uns später.« Er legte auf.
    »Also, wie ist das, krieg ich jetzt ’ne Belohnung oder was?«
    »Mal sehen …«
    »Was immer du willst, es wird warten müssen. Wir ertrinken in Arbeit.« Der kriminaltechnische Assistent nahm seine staubige Plastik-Schutzbrille ab und wischte sie am Zipfel seines Laborkittels ab. Er deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich auf einen Stapel blauer Plastikkisten voller Beweismittelbeutel. »Hast du einen blassen Schimmer, wie viele Drogen Ding-Dong letzte Nacht hier abgeliefert hat? Man kommt sich bald vor wie in Pete Dohertys Badezimmerschrank.«
    »Wo ist Elaine?«
    »Ah.« Der Assistent nickte. »Sekunde …« Zwei Minuten später kam er mit einer braunen Aktenmappe zurück, die er vorsichtig auf den Leuchttisch legte. »Ich geh mir mal eben einen Becher Tee holen – oder pinkeln oder

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