Knochensplitter
eine Kopie von dem gottverdammten E-Fit!«
»Aber …« Der Constable beugte sich vor, und seine geflüsterten Worte wurden von einem warmen Schokoladenhauch begleitet. »Das Bild hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihm hier. Der Typ, den Edward Buchan gesehen hat, war weiß.«
»Sie haben mich wie einen Vollidioten aussehen lassen!« Logan schlug mit der flachen Hand gegen die Zellentür, und das dumpfe Dröhnen hallte in dem kleinen Raum wider, zurückgeworfen von den kahlen Betonwänden.
Emily alias »Britain’s Next Big Porn Star« zuckte zusammen. Sie saß auf der blauen Plastikmatratze und hatte die Knie an die Brust gezogen, mit gesenktem Kopf in die Ecke gekauert wie ein geprügelter Hund. Wieder ein Sieg für Team Logan.
Er seufzte und versuchte, etwas weniger streng zu klingen. »Sie haben mir erzählt, die Typen hätten Trisha Brown als Drohung benutzt.«
Emily nickte, die Augen starr auf ihre abgekauten Fingernägel gerichtet.
»Was ist passiert?«
Sie streifte ihn mit einem Blick. »Es ging um Drogen, die verschwunden waren. Shuggie hatte sie auf Pump gekriegt. Dann hat ein Bulle sie bei ’ner Razzia einkassiert, und er konnte sie nicht auszahlen …«
Logan lehnte sich an die Zellentür. »Und?«
»Bob und Jacob haben gemeint, sie müssten Shuggie ’ne Lektion erteilen.«
Sie kaute wieder auf ihren Nägeln herum.
Schweigen.
»Emily, das reicht mir noch nicht.«
»So, wie ich’s gehört hab, haben sie Shuggie und Trisha zu sich eingeladen, um darüber zu reden, wie er seine Schulden abstottern könnte; aber als sie dort ankamen, hat Bob sein Messer gezogen und …« Sie schüttelte sich. »… dann hat er – nicht wahr …« Emily spreizte den kleinen Finger ihrer linken Hand ab und »schälte« ihn mit einem imaginären Messer. »Und dann haben die Schweine ihn gezwungen zuzuschauen, wie sie sie abwechselnd … vergewaltigt haben.«
Emily schlang die Arme um ihre Knie und strich mit den Fingerspitzen über die blauen Flecken unter ihrem T-Shirt. »Dann haben sie ihr den Namen von dem Bullen auf die Brust geschrieben und ihr gesagt, sie soll zusehen, dass sie die Drogen wiederkriegt, wenn sie nicht mit Shuggie den Platz tauschen will.«
»Meine Fresse.« Interims- DI Mark MacDonald schloss die Tür von Logans Behelfsbüro und sank mit dem Rücken dagegen. »Da unten geht’s zu wie in einer Löwengrube.« Er beäugte die Packung Butterkekse, die neben Logans Eingangskorb lag. »Dürfte ich wohl …«
»Sind nicht meine – Rennie hat sie liegen lassen.«
»Mehr wollte ich gar nicht wissen.« Er riss die Packung auf und nahm sich ein paar. »Ich hasse Pressekonferenzen.« Er hockte sich auf die Kante von Logans Schreibtisch. »Wieso bist du denn nicht mit der Kavallerie ausgerückt?«
Logan wischte die Kekskrümel von seiner Maus und scrollte zur nächsten Seite des Vernehmungsformulars, in dem er seine Begegnung mit Robert Marley festhielt. »Du saust hier alles voll.«
»Also, wenn du nicht losmusst, um diesen Clayton einzukassieren, willst du mir dann vielleicht bei der Risikoanalyse für die Geiselübergabe zur Hand gehen?«
Logan lehnte sich zurück. »Sie kassieren Stephen Clayton ein? Wer kassiert Stephen Clayton ein? Wann? «
»Ich dachte, du weißt Bescheid. Finnie und dieser Wichser Green sind vor einer Viertelstunde mit einem bewaffneten Einsatzteam ausgerückt.«
Diese Ärsche!
Logan zog seine Schreibtischschublade auf. Sein Airwave-Telefon lag inmitten eines Haufens Zeugenaussagen und Checklisten. Er tippte Finnies Nummer ein.
Die Stimme des CID -Chefs drang aus dem Lautsprecher, fast übertönt vom Dröhnen eines Motors. »Ah, Inspector McRae, wie nett von Ihnen, sich zum Dienst zu melden. Sie waren wohl noch damit beschäftigt, Ihre Frisur zu richten, hm?«
»Sie wollen Clayton einkassieren! Wieso zum –«
»Wo waren Sie? Wir versuchen seit vierzig Minuten, Sie ans Telefon zu kriegen.«
Logan schloss die Augen und fluchte. Dann holte er sein Handy hervor und fluchte noch einmal: Er hatte es für die Vernehmung des rothaarigen »Marley«-Bruders abgeschaltet. Jetzt schaltete er es wieder ein. Es piepste, und auf dem Display blinkten kleine Symbole auf. »Sie haben 12 neue Nachrichten.« Wunderbar.
»Ich habe Verdächtige im Entführungsfall Trisha Brown vernommen.«
» Ich will Ihren Psychologen in einer halben Stunde hier im Präsidium haben. Er soll die Vernehmung von Clayton begleiten.«
»Ich kann in fünfzehn Minuten draußen in Hillhead sein, wenn
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