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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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Doc-Martens-Schuhen im Gras lag.
    Als Larson endlich auf einer Krankentrage davongerollt wurde, hatte der Gottesdienst längst begonnen.
    Die Organisatoren hatten auf dem Friedhof von St. Nicholas vier Großbildwände aufstellen lassen, die alle das Geschehen im Inneren zeigten. Ein unscheinbarer Mann im vollen Ornat der Church of Scotland predigte über Frieden und Verständigung, während draußen alle nur daran interessiert schienen, einen Blick auf die Promis zu erhaschen.
    Logan arbeitete sich durch die Menge zurück zu dem Grabmal, wo er DI Steel zurückgelassen hatte. Sie lehnte an dem flechtenüberzogenen Granitblock und rauchte ihre künstliche Zigarette.
    »Na, hast du die Situation gerettet?«
    Logan blickte über die Schulter zurück. »Die Sanitäter sagen, er wird schon wieder: Gehirnerschütterung, Kieferbruch, gebrochene Rippen. Vielleicht eine ausgerenkte Schulter.«
    »Hätte keinen Sympathischeren treffen können.« Sie blies ein kleines Dampfwölkchen in den Himmel, wo graue Wolken sich ausbreiteten wie Tintenkleckse auf Löschpapier.
    »Wo ist Rennie?«
    Sie wedelte mit der Hand in die ungefähre Richtung der Kirche. »Betet wahrscheinlich gerade am Altar der Heiligen Wieheißtsienochmal von Girls Aloud.«
    »Dieser Drückeberger –«
    »Ach, nun entspann dich mal.« Sie drehte sich zum nächsten Großbildschirm um, wo der Pfarrer jetzt die Bühne räumte. »Wie oft kriegst du so was in Aberdeen schon zu sehen?«
    »Meine Damen und Herren, Mr. Robbie Williams und Ms. Katie Melua werden jetzt für uns singen …«
    Es knackte in den Lautsprechern, dann ertönte die Kirchenorgel – und spielte das Intro von Wind Beneath My Wings.
    »O Gott, nicht schon wieder!«
    Und dann in Großaufnahme Mr. Williams und Ms. Melua mit ihren Mikros in der Hand.
    Auf dem Friedhof war es totenstill. Die Menge schien während der ersten zwei Strophen den Atem anzuhalten, doch sobald der Refrain einsetzte, fielen sie alle ein.
    Logan beobachtete, wie die Frau, die vorhin lautstark ihre Liebe zu Ewan McGregor bekundet hatte, inbrünstig mitträllerte, die Hände in Operndiven-Manier über dem gewaltigen Busen verschränkt. Die Tränen strömten ihr über die Wangen, und sie war nicht die Einzige. Die Hälfte der Anwesenden schien sich vor Ergriffenheit fast in die Hose zu machen.
    Dann begann jemand die alternative Textfassung zu singen, und sofort verbreitete sie sich wie ein Geschwür.
    »Ist es denn zu fassen …« Logan drehte sich zu Steel um, doch sie sang auch mit.
    Waren denn jetzt alle total durchgeknallt?
    Als der Gottesdienst beendet war, schob Steel sich nach vorne, ihren Dienstausweis in der Hand. »Na los, aus dem Weg – Polizei!«
    Kaum war Gordon Maguire aus der Kirchentür getreten, rammte sie Logan den Ellbogen in die Rippen. »Aufgepasst.«
    Der Produzent marschierte breitbeinig den Weg entlang, die Arme über dem Kopf, die Finger zum Victory-Zeichen geformt. Wie ein kahlköpfiger Richard Nixon. » YEAH ! COME ON , ABERDEEN !«
    Jubelrufe.
    Logan hob das Absperrband an, Steel schlüpfte darunter durch und baute sich direkt vor Maguire auf. »Tut mir leid, junge Frau, ich habe jetzt keine –«
    »Wir möchten Sie kurz sprechen.« Sie hielt ihm den Dienstausweis unter die Nase.
    »Ah, okay …« Er wich ein paar Schritte zurück. »Kann das nicht warten? Ich bin gerade wirklich sehr –«
    » Jetzt , Mr. Maguire.«
    »Aber ich muss meinen Flieger erreichen, es –«
    »Wollen wir?« Logan fasste Maguire am Ellbogen und steuerte ihn zurück in die Kirche, wo sie einen kleinen, mit schwarzem Holz getäfelten Raum gleich neben dem Eingang in Beschlag nahmen. Es roch nach altem Wachs und noch älteren Zigaretten, die einzige Beleuchtung war eine nackte Neonröhre an der Decke. In einer Ecke waren Pappkartons gestapelt, und eine Vitrine gegenüber der Tür enthielt Spinnweben und verstaubtes Silberzeug.
    »Hören Sie, wird das lange dauern? Ich muss, wie gesagt, meinen Flieger –«
    »Sie gehen nirgendwohin, bis ich es Ihnen sage.« Steel lächelte ihn an. »Sie müssen sich ja eine goldene Nase verdienen, bei der ganzen Publicity?«
    Maguire zuckte mit den Achseln. »Ich kann mich nicht beklagen.«
    » Aye , kann ich mir vorstellen. Wie viel ist denn inzwischen im Topf?«
    Er zog eine Schachtel Silk Cut aus der Tasche. »Ich verstehe nicht, was das damit –«
    »Rauchen verboten.« Logan nahm ihm die Zigaretten ab. »Beantworten Sie die Frage.«
    Maguire sah ihn finster an. »Zwei und ein paar

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