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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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noch mehr Zehen an die BBC geschickt.«
    Rennie kam wieder in die Nische geplatzt. »Ihr müsst unbedingt rüberkommen und sehen, was da grade im Fernsehen läuft!«
    »Hab ich denn nicht alles getan, was sie verlangt haben? Nennt man das vielleicht fair?«
    Alle Augen im Dodgy Pete’s waren auf den großen Fernsehbildschirm gerichtet, wo ein Reporter mit militärisch strammer Haltung in eine Kamera sprach. »… erst vor fünf Minuten hereinbekommen.« Man sah eine gestochen scharfe Aufnahme von zwei winzigen Zehen. Hellrosa Haut, die Enden angeschwollen, die Schnittränder dunkel verfärbt. Anders als der große Zeh, der im Leichenschauhaus auf Eis lag, waren diese hier eindeutig einem lebenden Menschen abgeschnitten worden.
    Colin meldete sich wieder: »Laz? Laz, bist du noch da?«
    »Sei mal einen Moment still.«
    »Die Zehen wurden ans Aberdeener Büro von BBC Scotland zugestellt, zusammen mit einer DVD und Anweisungen, den Film im Fernsehen zu senden. Die folgenden A ufnahmen enthalten drastische Szenen, die manche Zuschauer als schockierend empfinden könnten …«
    Steel hielt ihr Handy wieder ans Ohr. » Aye , wir sehen es gerade.«
    Der Bildschirm wurde schwarz, dann sah man ein Zimmer mit graffitiverschmierten Wänden, blankem Holzboden und zwei mit Brettern vernagelten Fenstern. Durch ein paar Ritzen in den Brettern drang Sonnenlicht herein. Die Kamera schwenkte herum, und der Autofokus brauchte eine Weile, um sich auf das neue Bild einzustellen: zwei winzige Füße, an den Seiten orangebraun verfärbt, der rosa Nagellack teilweise abgeplatzt.
    Die beiden kleinen Zehen fehlten; die Stümpfe waren rot und geschwollen, die Haut über den Schnittflächen zusammengezogen und mit schwarzem Garn vernäht. Die Knoten sahen aus wie Spinnen, die aus dem entzündeten Fleisch hervorkrabbelten.
    »Heilige Scheiße …« Irgendjemand in der Kneipe ließ sein Pintglas fallen, und man hörte das Klirren von splitterndem Glas.
    Die Kamera schwenkte nach oben. An der Identität des kleinen Mädchens, das da auf dem Rücken lag – auf einem weißen Plastiklaken, wie es aussah –, konnte es keinen Zweifel geben. Die blonden Locken; die lange, gerade Nase; die Apfelbäckchen. Sie hatte die Augen halb geschlossen, und ein glitzernder Speichelfaden rann ihr aus dem offenen Mund. Ein Infusionsschlauch war mit Klebeband an der Innenseite ihres linken Handgelenks befestigt.
    Sie stöhnte und zuckte.
    Eine Hand kam ins Bild, die in einem lila Handschuh steckte und ein Exemplar der Edinburgh Evening Post hielt. » ZEH STAMMT NICHT V ON JENNY – POLIZEI GLAUBT DENNOCH NICHT AN SCHERZ .« Die Kamera zoomte das Datum heran. Es war die Zeitung von heute.
    Das Bild wurde wieder schwarz, und dann durchbrach die bekannte künstliche Stimme das betroffene Schweigen im Pub.
    »Dies ist kein Scherz. Sie haben noch vier Tage Zeit. Wenn Sie genug Geld auftreiben, bleiben die beiden am Leben. Wenn nicht, werden sie sterben. Lassen Sie Jenny und Alison nicht im Stich.«
    Eine Pause, und dann erschien der Nachrichtensprecher wieder auf dem Bildschirm. »Erschütternde Bilder, die wir da gerade gesehen haben. Wir schalten jetzt live zu unserer Korrespondentin Sarah Williamson vor dem Präsidium der Grampian Police. Sarah, was können Sie uns sagen?«

21
    »… Mann ist ein totales Arschloch.« Biowaffen-Bob rümpfte die Nase. Die Tür des Sergeants-Kabuffs war geschlossen, sodass die Geräusche aus dem CID -Großraumbüro nur gedämpft hereindrangen: Telefone klingelten, Constables und Verwaltungsangestellte rannten hin und her und versuchten der plötzlichen Flut von Anrufen Herr zu werden. Ununterbrochen riefen Zuschauer an, die die Ausstrahlung gesehen hatten. »Ihr glaubt ja nicht, was er gestern zu mir gesagt hat – hält mir da einen langen Monolog über den Fall McGregor, und dann –«
    »›Eines ist sicher‹« – Rennie warf sich in Pose – »›wir haben es hier nicht mit gewöhnlichen Entführern zu tun!‹ Als ob er denkt, er wäre im Fernsehen.«
    Bob zog seine buschige Monobraue hoch. »Zu dir hat er das auch gesagt?«
    Logan nickte. »Und zu mir.«
    DS Doreen Taylor seufzte. »Und ich hab schon gedacht, ich wäre was Besonderes.«
    Die Geräuschkulisse aus Telefonklingeln und anschwellender Panik wurde lauter, als die Tür aufging. DI Steel kam hereingeschlappt. »Okay, alle mal herhören, ich hab nämlich keinen Bock, alles zweimal zu sagen.« Sie stieß die Tür mit dem Absatz zu und starrte dann Rennie an. »Na, was

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