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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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alles erzählt. Wir waren damals was ganz Besonderes – sechzehn Jahre alt, sexy wie sonst was, die Männer sind nur so über uns hergefallen.« Ein Lächeln schlich über Victorias Züge und verschwand wieder. »Und jetzt schauen Sie mich an.«
    Das Wasser im Kocher brodelte. Logan goss es in einen Becher und fischte den Teebeutel mit dem Griff einer Gabel heraus. »Und was ist dann passiert?«
    Ein langer, rauchgeschwängerter Seufzer. »Doddy McGregor ist passiert. Sie dachte, er wäre bloß so ein hirnloser Muskelprotz, aber der Mann hatte echt Geschmack.« Victoria rubbelte mit zwei Fingern an ihrer Wange auf und ab, wodurch sie die Haut in Falten schob. »Und eines Tages platzt sie rein und erwischt uns zusammen. Doddy sagt, er hätte sich bloß noch mal richtig austoben müssen vor der Hochzeit. Sagt zu ihr, sie soll doch einfach mitmachen, das wäre doch geil. Und sie steht da, im siebten Monat schwanger. Scheiße, ich hab echt gedacht, jetzt bringt sie ihn um.« Victoria lachte. »Und mich gleich mit. Seitdem reden wir nicht mehr miteinander.«
    Logan goss die letzten Tropfen halbfette Milch in seinen Tee. »Sie haben die zwei also schon länger nicht mehr gesehen?«
    »Klar hab ich sie gesehen.« Sie schürzte die Oberlippe und ließ eine Reihe kleiner brauner Zähne sehen. »Die sind ja praktisch überall – in der Glotze, in den Zeitungen; kannst nicht mal das Radio einschalten, ohne dass gerade ihr blöder Song läuft. Sie kriegt ’ne Show mit Robbie Williams, und was krieg ich? ’n Scheißdiabetes.«
    Viertel vor drei. Noch fünfundvierzig Minuten. Logan trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Einen Sexualstraftäter hatte er im Rahmen der »Sorgfaltspflicht« schon vernommen, zwei standen noch aus. Eigentlich sollte er bei dem Tierarzt vorbeischauen, in dessen Praxis Frank Baker ausgeholfen hatte, und sich vergewissern, dass DI Steel der Sache ordnungsgemäß nachgegangen war. Wie ein braver kleiner Polizist.
    Er ließ die Kupplung durchgedrückt, während er auf den Kreisverkehr zurollte, und reihte sich in die Schlange ein, die sich vor der King George VI Bridge gebildet hatte.
    Superintendent Napier … Warum musste es ausgerechnet er sein? Bei Chief Inspector Young bekam man wenigstens eine faire Chance, seine eigene Sicht der Dinge darzulegen.
    Die Schlange rückte zwei Autolängen vor. Ein riesiger Sattelschlepper mit dem Logo des Baxter-Konzerns auf der Seite rumpelte zischend vorüber und bog in die Great Southern Road ein. Ein Taxi hupte ein fettes SUV an, und dann war Logan an der Reihe.
    Er gab Gas, schlug das Lenkrad nach rechts ein … und fuhr einfach weiter, einmal um den Kreisel herum und wieder zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Scheiß auf Superintendent Green und seine bescheuerte Sorgfaltspflicht.
    Fünf Minuten später stand Logan vor dem Haus, in dem sie Trisha Browns kleinen Jungen abgeliefert hatten, damit er die Nacht bei seiner drogenabhängigen Oma verbringen konnte. Einen Versuch war es wert.
    Die Haustür war verschrammt, das Holz eingedrückt, als ob jemand dagegengetreten hätte. Es war keine schlechte Gegend; nur eine Ansammlung gesichtsloser Granitfassaden, ein paar Blocks von Alison und Jenny McGregors Haus entfernt. Logan klingelte an der Tür. Keine Antwort. Dann drehte er den Knauf, und die Tür schwang auf.
    Der Hausflur der Browns war ein Minenfeld aus zertrümmerten Möbeln. Ein schäbiges lila Sofa klemmte schräg in der Wohnzimmertür. Die Glasplatte eines Couchtischs lag als glitzerndes Scherbenmosaik auf dem Teppich.
    Als Shuggie ihm erzählt hatte, seine jamaikanischen Freunde hätten die Bude kurz und klein geschlagen, hatte er keine Witze gemacht …
    »Hallo?« Logan drückte noch einmal auf die Klingel, und irgendwo am Ende des Flurs ertönte ein dumpfes, ratterndes Summen. »Jemand zu Hause?«
    Glas knirschte unter seinen Sohlen. »Hallo?«
    Er spähte ins Wohnzimmer. Noch mehr Chaos: der Fernseher zertrümmert, die Sessel demoliert, der Boden mit CD s übersät. Das Fleetwood-Mac-Album lag in der Nähe der Tür, die Hülle war gesprungen.
    Der Küchenboden war mit zerbrochenen Gläsern und Flaschen übersät, aus denen sich eine klebrige Pampe über das verdreckte Linoleum ergossen hatte. Silberzwiebeln mischten sich mit dem Inhalt eines Glases Rote Bete, wie kleine Augen, die in einem See aus Blut schwammen. Die Türen der Küchenschränke waren herausgerissen, der Kühlschrank verbeult und verbogen.
    Das war keine willkürliche

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