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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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Verwüstung, das hatte System.
    Die Stufen knarrten, als er hinaufstieg.
    Zuerst das Bad: die Toilettenschüssel zerschlagen, der grau-rosa Vorleger klatschnass. Sprünge im Waschbecken, die Verkleidung der Badewanne eingetreten, der Brauseschlauch aus der Wand gerissen.
    Dann das erste Schlafzimmer: die Matratze aufgeschlitzt, ihre Innereien über den blanken Spanplattenboden verteilt. Zerfetzte Kleider. Eine Kommode zu einer Picasso-Skulptur umgemodelt. Ein Kleiderschrank, der wie betrunken am Kopfteil des Betts lehnte. Die Vorhänge heruntergerissen.
    Das zweite Schlafzimmer sah gar nicht so schlimm aus. Im Gegenteil, man hatte fast den Eindruck, dass hier jemand aufgeräumt hatte. In einer Ecke lag ein kleiner Haufen Kleider; davon abgesehen war der Boden relativ sauber. Gut, der Schrank legte beredtes Zeugnis von den wundersamen Kräften silberfarbenen Isolierbands ab, und die Matratze lag auf dem Boden statt auf dem Bett, aber es war ein Laken darauf, und der Bettbezug war sogar einigermaßen sauber … Am Fenster waren vier Schubladen übereinandergestapelt, aus denen BH s, Socken und Unterhosen quollen.
    Logan trat an das gesprungene Fenster und blickte über die Straße zu den Häusern auf der anderen Seite. Die Nachbarn mussten ja hellauf begeistert sein. Da sparst du eisern, bis du dir das städtische Häuschen, in dem du wohnst, kaufen kannst – und dann zieht gegenüber Helen Brown ein. Und ehe du dich’s versiehst, hast du drei Generationen von Drogensüchtigen als Nachbarn, die in dein Haus einbrechen, in den Schuppen, in die Garage und ins Auto, wo immer sie irgendetwas klauen können, was sich zur Finanzierung ihrer Sucht verticken lässt.
    Und dann tauchen ein paar Yardies auf und machen aus der Bude Kleinholz. Und zwar gründlich.
    Nun ja …
    Hätte ja sein können. Shuggie Webster hatte sich also nicht bei der Mutter seiner Freundin verkrochen. Er versteckte sich wahrscheinlich in irgendeinem leerstehenden Haus und leckte seine Wunden. Falls die Yardies ihn nicht schon umgebracht hatten.
    Logan sah wieder auf seine Uhr. Es blieben ihm noch fünfundzwanzig Minuten, ehe er sich im Präsidium seinen Anschiss abholen musste. Er machte kehrt – und hielt inne. Runzelte die Stirn.
    Der Kleiderschrank – ein billiges Selbstbauteil aus Furnierplatten, zugekleistert mit zerfledderten Fotos aus Hello! und Heat und Bella –, der Kleiderschrank knarrte. Und er bewegte sich. Nicht viel, nur ein leichtes, zitterndes Hin-und-Her – aber er bewegte sich eindeutig.
    Ein Lächeln stahl sich auf Logans Gesicht. Shuggie Webster, du berechenbarer kleiner Mistkerl …
    Zeit für dein Coming-out.

27
    Logan zog sein Pfefferspray aus der Tasche und schnippte den Deckel auf. Dann schlich er auf den wackelnden Kleiderschrank zu und riss die Tür weit auf. »Na, wie gefällt’s dir in Narnia, Shug–«
    Etwas traf ihn mit voller Wucht in den Bauch, und er taumelte ein paar Schritte rückwärts, dann seitwärts. Das Zimmer drehte sich um neunzig Grad, und – rumms. Er lag flach auf dem Rücken. Ein kalter, scharfer Schmerz, als ob sich mehrere Sechs-Zoll-Metallschrauben in seine Eingeweide bohrten.
    Ein kleiner nackter Fuß huschte an Logans Nase vorbei. Eine Hand, ein blauer Ärmel. Der ranzige Uringestank von schmutzigen Klamotten, die zu lange in der Waschmaschine gelegen hatten. Scharren, Fluchen, dann das klatschende Geräusch nackter Sohlen auf Holzdielen.
    Logan streckte blitzschnell die Hand aus und griff zu – ins Leere. Er rollte sich auf die Seite, zwang sich mit letzter Kraft in die Senkrechte und wankte zur Tür. Von unten kam ein Zischen und Rascheln, als ob es im Hausflur von Schlangen wimmelte. Er blieb am oberen Treppenabsatz stehen und legte eine Hand auf die tapezierte Wand, um sich abzustützen.
    Am Fuß der Treppe saß ein kleiner Junge in einem verdreckten Bart-Simpson-Schlafanzug und hielt sich mit beiden Händen die Füße.
    »Ricky?«
    Der Junge stand auf, humpelte ein Stück und fiel gegen das umgekippte Sofa, das aus der Wohnzimmertür ragte. Hinter ihm zog sich eine Spur aus blutigen Fußabdrücken über den scherbenübersäten Teppich.
    »So, bitte.« Logan stellte eine Dose Irn-Bru auf die blanken Dielen neben der Matratze.
    Ricky Brown schlang die Arme um die Knie, und sein grimmiger Blick war noch härter als die zwei verkrusteten Rotzbahnen unter seiner Nase. Er drehte den Kopf weg.
    »Was machen deine Füße?«
    Die Antwort war nur ein unverständliches Genuschel.
    Logan zog sein

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