Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
Vom Netzwerk:
hatte gesehen, wie Sheriff Andrews mit ihm gesprochen hatte, ehe er gegangen war. Wenn man nach den Mienen der beiden ging, war es kein angenehmer Austausch gewesen. Sie konnten sich offensichtlich nicht besonders gut leiden.
    »Der Ablageort des Täters wird also entdeckt. Er ist gezwungen, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Was ich hier am interessantesten finde, ist, dass er die Knochen nicht vergraben hat.« Das konnte sie sich nach wie vor nicht erklären. »In einem abgelegenen Teil des Waldes hätte er ein so tiefes Loch ausheben können, dass die Knochen nicht gefunden würden. Mann, er hätte sie ja sogar auf seinem eigenen Grundstück vergraben können.« Sie war sich bereits sicher, dass er Zugang zu einem Ort hatte, der ihm eine gewisse Ungestörtheit gewährte. »Allmählich glaube ich, dass Begraben irgendetwas für ihn bedeutet. Und dass es für ihn negativ besetzt ist.«
    »Und ich beginne allmählich zu glauben, wir blenden die Möglichkeit aus, dass der Täter eine Frau ist.« Als Cait sie ansah, hob Andrews die Hand, als bäte sie um Nachsicht. »Sie haben doch selbst gesagt, dass die Knochen nicht so viel wiegen. Wie viel, zehn Kilo oder so?«
    Die Schätzung traf es ziemlich genau. »Ungefähr.«
    »Eine gut trainierte Frau kann das locker tragen. Und wenn sie sich in der Gegend auskennt, ist sie ebenso imstande, den Castle Rock hinaufzuklettern, wie ein Mann.«
    »Aber Sie glauben, ein Grab auszuheben ist zu mühsam für sie?« Cait konnte Andrews’ Logik nicht folgen.
    »Schon möglich.«
    Mit äußerster Sorgfalt nahm sie einen Oberschenkelknochen aus dem Leichensack und bettete ihn auf die Unterlage. »Egal ob Mann oder Frau, der Täter könnte sich trotzdem verkalkuliert haben. Womöglich dachte er – oder sie –, die Kombination aus hoher Temperatur und Schwefel würde nach ausreichend langer Zeit sämtliche Beweise zerstören.« Falls das zutraf, so war es ein Irrtum gewesen. Es hätte tagelanger Behandlung in kochendem Wasser bedurft, um die Knochen aufzulösen. Das Wasser von Mimosa Creek war nicht einmal annähernd heiß genug dafür.
    Da fiel ihr etwas ein, und sie suchte Andrews’ Blick. »Kesey hat erwähnt, er hätte in der Nacht, als die ersten Leichen entdeckt wurden, jemanden in der Nähe des Castle Rock gesehen, wissen Sie noch? Jemanden mit einem Sack.«
    Andrews’ gedrungene Gestalt erstarrte. »Die Erkenntnis, dass sein Versteck entdeckt worden ist, muss ihn aus der Bahn geworfen haben. Aber Sie haben gesagt, Kesey konnte Ihnen keine Beschreibung liefern?«
    Cait schüttelte den Kopf. Dabei war sie sich ziemlich sicher, dass sie alles aus dem Mann herausgekriegt hatten, was er wusste. »Es war zu dunkel. Aber kein Team ist auf den anderen Landstreicher gestoßen, den Barnes erwähnt hat. Lockwood. Vielleicht hat er etwas gesehen.«
    Sheriff Andrews schnaubte. Setzte sich wieder in Bewegung. »Es ist fast zwei Wochen her, seit wir die Knochen aus der Höhle geholt haben, und wir stehen immer noch mit leeren Händen da. Langsam ersticke ich in dem Medienrummel um die ganze Sache. Was soll ich denn der Presse sagen, wenn sie Wind von dem jüngsten Skelett bekommen, das wir gefunden haben? Dass wir die Spur dieser verdammten Müllsäcke verfolgen? Ich brauche etwas Handfestes.«
    Obwohl sie darauf hätte hinweisen können, wie viel sie in den wenigen Tagen schon zusammengesetzt hatten, schwieg Cait. Sie verstand die Frustration der leitenden Kriminalbeamtin, die jeden Anwurf abwehren musste, ob er nun aus der Politik oder von den Medien kam. »Ich habe heute Morgen drei Farbproben getestet, und während ich weg war, sind noch weitere eingetroffen. Da es nur eine begrenzte Anzahl von Herstellern gibt, bin ich zuversichtlich, einen Treffer zu landen. Und im Gegensatz zu Müllsäcken ist Farbe etwas, das man nicht unbegrenzt lange lagern kann.« Bei diesen Worten hellte sich Andrews’ Miene etwas auf. »Wahrscheinlich müsste sie neu bestellt werden, vor allem wenn Monate oder Jahre zwischen den einzelnen Morden verstrichen sind.«
    »Sie haben recht. Und falls das zutreffen sollte …«
    Das Faxgerät auf dem Schreibtisch begann zu rattern. Cait nahm schweigend das Brustbein aus dem Leichensack und verfolgte zugleich, was das Gerät ausspuckte. Drecker hatte versprochen, das Labor werde das DNA-Profil von Recinos’ Mutter sofort faxen, sobald es vorlag.
    Eilig kam Andrews zum Faxgerät herüber und nahm eine Seite nach der anderen an sich, kaum dass sie in der

Weitere Kostenlose Bücher